Ursula K. Wunder und ihr Ehemann Martin M. Novotny aus Sevelen haben kürzlich das Buch «Verfahren – Bangladesch retour – eine Momentaufnahme» publiziert. Bereits vor neun Jahren sind sie mit dem Auto durch viele Länder gereist.
SEVELEN. Während ihr Erstlingswerk «Erfahren – Mit dem Auto durch 30 Länder» die Leser mit Gedanken und Worten zu begeistern vermag», ist das neue Buch «Verfahren – Bangladesch retour – eine Momentaufnahme» eine wahre Augenweide. Das reich bebilderte Buch ist die Fortsetzung oder besser eine Ergänzung zu «Erfahren».
Momente, welche die beiden Reiselustigen, die sich übrigens einst weitab von europäischem Boden in Australien kennengelernt haben, auf ihrer 65 000 Kilometer langen Reise durch 25 Staaten mit der Kamera festhielten, sind eindrücklich. Mit den Bildern illustrieren sie Land und Leute aus heutiger Zeit, vermitteln aber zum Teil Impressionen, wie sie aus der Zeit vor der Industrialisierung bekannt sind. Zum Bildband mit interessanten Beschreibungen über Begegnungen mit fremden Menschen in fremden Ländern kam es schliesslich, weil sie beide auf der Reise die vielen Eindrücke mit der Kamera festhielten. Dazu kommt, dass viele daheim gebliebene Freunde monierten, weil sie zwar unzählige Informationen via E-Mail von Martin und Ursula aus fernen Ländern bekamen, aber doch gerne beziehungsweise vorzugsweise bebilderte Momente wünschten. Das holen sie jetzt mit dem neuen Buch «Verfahren» nach.
Irgendwann haben die beiden – nun sesshaft gewordenen – Globetrotter erkannt, dass in unseren Breitengraden häufig falsche Vorstellungen über das Leben in Osteuropa, Afrika, im Nahen Osten sowie in Zentralasien herrschen. Fast tagtäglich werden unseren Mitbürgern Bilder aus Kriegsgebieten übermittelt, die den Eindruck erwecken, das sei a priori in diesen Ländern so. Dass es Erdenbürger gibt, die in kargen Gebieten von Tadschikistan leben und dennoch heiter und zufrieden sind oder dass im angrenzenden Afghanistan fruchtbare Äcker gedeihen, wird in den Massenmedien nicht oder selten gezeigt.
Bilder und Texte von Ursula Wunder und Martin Nowotny lassen die Betrachter in die Welt von Osteuropa eintauchen, wo die versicherte Welt aufhört. Weiter geht es in die islamische Welt, der Achse der Gastlichkeit sowie nach Indien und Bangladesh, wo es keine Privatsphäre gibt. Der Bildband zeigt, dass Zentralasien viel zu bieten hat: Goldzähne, Berge und Museumsstädte noch und noch. Der Weg zurück in die Heimat führt via Russland über die baltischen Staaten zurück in die Schweiz.
Zum Schluss resümieren die Autoren über das Erlebte und halten ihre Gedanken und Erkenntnisse fest, nachdem sie bereits seit sieben Jahren in der Schweiz ansässig sind. Novotny zieht insbesondere eine kritische Bilanz unserer Wohlstandsgesellschaft, indem er schreibt: «Wir füllen unsere Einkaufstaschen vorsätzlich mit menschlichem oder tierischem Leid, mit Hunger, Ausbeutung und mit Zerstörung. Vorsätzlich darum, weil uns mit Printmedien, Fernseher und Internet genügend Informationen über Herkunft und Entstehung der Güter und der damit verbundenen Ungerechtigkeiten zur Verfügung stünden und wir absichtlich, des eigenen Vorteils wegen, wegsehen.»
Er nennt die Konsumenten der Wohlstandsgesellschaft «Kozis» – Konsum-Sozialisten. Im Gegensatz zu ihnen hat laut Martin Novotny der Wiener Multimediakünstler André Heller die einzig richtige Einstellung. Als man Heller einmal fragte, ob er die Welt verändern wolle, soll er geantwortet haben: «Ich will zunächst mich verändern. Jeder, der sich zum Besseren verändert, verändert aber andere und anderes mit.»
Der Bildband «Verfahren» mit erklärenden und tiefgängigen Texten öffnet dem geneigten Leser neue Sichtweisen, die es ihm möglich machen, sich zum Besseren zu verändern.