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In der Stadt St.Gallen eröffnet der erste «Unverpackt-Laden». Auch die Grossverteiler unternehmen Anstrengungen, das Verpackungsmaterial zu reduzieren. Coop und Migros nehmen Stellung.
Wieso sind mittlerweile alle Gurken im Gemüseregal der Migros mit Plastik eingepackt – unabhängig davon, ob bio oder nicht?
Andreas Bühler: Eine Gurke trocknet sehr schnell aus, deshalb werden sie in einen Schlauchbeutel gepackt, damit die Feuchtigkeit erhalten bleibt. Eine unverpackte Gurke wird schnell gummig und ist nicht mehr knackig. Mit der Verpackung wollen wir erreichen, dass die Gurke auch beim Kunden zu Hause noch eine gute Haltbarkeit hat und weniger Foodwaste entsteht. Da wir in dieser Jahreszeit alle Gurken importieren und damit längere Transportwege anfallen, sind alle Gurken eingepackt.
Welche Gründe gibt es für Verpackungen? Was spricht dagegen?
Gegen Verpackungen spricht der Plastikbedarf, der aus Sicht Nachhaltigkeit nicht optimal ist. Die Migros Ostschweiz ist aber seit Jahren damit beschäftigt, etliche Verbesserungen umzusetzen; beispielsweise wurden die Verpackungen dünner oder in der Grösse angepasst, was grosse Einsparungen zur Folge hatte. Für Verpackungen spricht zum Einen die Schutzfunktion: Verpackung kann Beschädigungen bei Transport und Lagerung verhindern. Beschädigtes verdirbt schneller und wird von den Kunden weniger gekauft, was wiederum das Risiko von Foodwaste erhöht. Viele Kunden sprechen zudem von einer hygienischen Komponente: Nicht allen behagt es, Gemüse und Früchte zu kaufen, die angefasst und begutachtet wurden. Ausserdem dient eine Verpackung der genauen Warenkennzeichnung, die den Kunden Transparenz über diverse Informationen wie Herkunft und Qualität ermöglicht.
Was tut die Migros, um dem Verpackungswahn, insbesondere dem Einsatz von Plastik, Einhalt zu gebieten?
Die Migros spart seit Jahren laufend Verpackungsmaterial ein und gestaltet es umweltfreundlicher. Seit 2017 hat die Migros den Veggie-Bag eingeführt, um die Nutzung der «Raschelsäckli» zu minimieren. Bis jetzt sind schweizweit über eine Million solcher wiederverwendbarer Beutel im Umlauf. Die Migros Ostschweiz hat zudem 2018 rund 1880 Tonnen PET recycliert. Seit zwei Jahren bietet die Migros-Gastronomie Mehrweggeschirr an. Für die Logistik der WWF-Bananen, die rund 60 Prozent der Gesamtmenge ausmachen, nutzt die Migros Ostschweiz schon seit dem Jahr 2000 Mehrweggebinde. So werden jährlich rund 330'000 herkömmliche Bananenschachteln aus Karton eingespart. Die Migros setzt in der Logistik konsequent auf wiederverwendbare Mehrweggebinde und spart damit Karton und Schrumpffolien. 2018 durchliefen knapp 29,3 Millionen Mehrweggebinde die Betriebszentrale in Gossau.
Entsprechen unverpackte Lebensmittel einem Bedürfnis der Coop-Kunden? Welchen Tenor hören Sie aus der Kundschaft heraus?
Markus Brunner: Für unsere Kunden ist dies ein wichtiges Thema. In unseren Supermärkten bieten wir darum beispielsweise mit dem Multi-Bag einen Mehrwegbeutel für Früchte und Gemüse, der zu 100 Prozent aus Zellulose besteht. Er kommt bei unseren Kundinnen und Kunden sehr gut an, bis heute haben wir bereits mehr als eine Million Multi-Bags verkauft. Zudem kann jeder Kunde seinen eigenen Behälter mitbringen und diesen beispielsweise an den Käse- oder Fleischtheken füllen lassen.
Welche Bemühungen unternimmt Coop, um Lebensmittel möglichst unverpackt anbieten zu können?
Kundinnen und Kunden finden bei Coop immer mehr plastikfreie Alternativen und Produkte ohne Verpackung. Bereits heute sind rund 40 Prozent unserer Bio-Früchte und -Gemüse unverpackt oder in einer ökologischen Verpackung. Diesen Anteil bauen wir weiter aus.
Welche Lebensmittel verkauft Coop in den Filialen in der Stadt St.Gallen ohne Verpackung?
Im Bereich Früchte und Gemüse orientiert sich der Offenverkauf in St.Gallen (und auch in den anderen Region) unter anderem an der Saison. Aktuell bieten wir zum Beispiel viele Agrumen, exotische Früchte oder Lagergemüse ohne Verpackung an. Natürlich sind auch andere Früchte- und Gemüsesorten wie Kernobst oder Kartoffeln immer auch ohne Verpackung erhältlich.