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Während in St.Gallen viele Läden verschwinden, geht es den Gossauer Detaillisten gut, sagt der Präsident der Fachgeschäfte. Und er glaubt, auch die Gründe dafür zu kennen.
Grelle Werbung in den Schaufenstern verheisst nicht immer Gutes. Hohe Rabatte werden oft dann gewährt, wenn ein Laden vor dem Aus steht. Solche Bilder waren in St.Gallen in den vergangenen Monaten des öfteren zu sehen. Klagen sind auch von Detailhändlern in Herisau und Wil zu hören.
In Gossau hingegen stehen an den etablierten Lagen im Zentrum nur wenige Ladenlokale leer. «Das Phänomen Ladensterben kann man in der ganzen Schweiz beobachten», sagt André Wigger, Präsident der Fachgeschäfte. Doch Gossau sei diesbezüglich in einer komfortablen Lage. Das sei gar mit ein Grund gewesen, dass der aus dem Baselbiet stammende Wigger im Mai 2016 die Gutenberg-Buchhandlung übernommen hat. «In Gossau findet man auf kompaktem Raum alles für den täglichen Bedarf», sagt Wigger. Kein Vergleich zu Allschwil, wo er zuvor tätig gewesen sei.
Die zahlreichen Geschäfte sorgen noch immer für hohe Kundenfrequenz. Und die Präsenz der Grossverteiler trägt dazu bei, während die Gewerbler in Herisau den zwischenzeitlichen Umzug der Migros ins Provisorium im Industriegebiet beklagen müssen. In Gossau reicht die Auswahl vom Mode- über das Tabak- bis hin zum Babyfachgeschäft. «Das ist fantastisch», findet Wigger.
Angesichts dieser Ausgangslage ist für Wigger auch das Verkehrsproblem auf der St.Gallerstrasse kein Grund zur Sorge. Nur die Autos stünden im Stau, dafür seien die Trottoirs breit.
«Die Gossauer sollen die Autos stehen lassen und die kurzen Distanzen nutzen.»
Anderswo setzt man hingegen wenig Vertrauen in die Lust der Kundschaft, zu Fuss einzukaufen. In der Stadt St.Gallen kritisiert das Gewerbe die Aufhebung von Parkplätzen, in Wil und Herisau fordern bürgerliche Politiker, zumindest für kurze Halts auf Parkgebühren zu verzichten. «Es soll keiner klagen, in Gossau gebe es zu wenige Parkplätze», sagt hingegen Wigger.
Immer wieder Thema in Gossau sind die leer stehenden Ladenlokale in neuen Überbauungen wie dem Perron 3 oder an der Ringstrasse. Zu diesem Überfluss an Ladenlokalen beigetragen hat eine Bestimmung im Gossauer Baureglement: Bauherren, die mindestens einen Viertel der Geschossflächen für das Gewerbe reservieren, können mit einer höheren Ausnützungsziffer kalkulieren. Martin Looser, Präsident des Hauseigentümerverbands Region Gossau, kann sich nicht auf Zahlen stützen, sondern nur seine persönliche Einschätzung äussern. «Neue Gewerberäume zu vermieten, braucht seine Zeit», sagt er.
Das treffe in Gossau vor allem auf Ladenlokale zu, Büroflächen im Zentrum oder Räume für Gewerbebetriebe seien eher schwer zu finden. Ganz im Gegensatz zu Wil, wo gemäss Wüest und Partner 11 Prozent der Büroflächen zur Miete ausgeschrieben sind. Kantonsweit sind es 4,7, landesweit 6,6 Prozent.
In jüngerer Vergangenheit kam aber auch Leben ins Erdgeschoss der Überbauung Neuring und im Perron 3 sind zumindest die Räume entlang der Fensterfront vermietet. Ob die Eigentümer von älteren Ladenlokalen im Zentrum diese Konkurrenz spüren, kann Looser nicht sagen.
Für André Wigger ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch an der Ring- und an der Bahnhofstrasse eigentliche Einkaufsmeilen entstehen. «Noch liegen diese Gebiete an der Peripherie.» Wenn die Entwicklung der Stadt anhalte, würden sie hingegen schon bald zum Zentrum gehören. Die Vision einer solchen «Neustadt» nördlich des Bahnhofs geistert schon lange durch Gossau.