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Die Black-Lives-Matter-Bewegung ist in St.Gallen angekommen. 1100 meist jüngere Personen zogen am Samstag gemäss Stadtpolizei bei der ersten Kundgebung unter diesem Stichwort durch die Altstadt. Auf Transparenten, in Sprechchören und in Reden wurde Diskriminierung und rassistisch motivierter Gewalt der Kampf angesagt.
Sie sei stolz, so viele Gesichter zu sehen, rief Samantha Wanjiru, die Organisatorin der ersten Black-Lives-Matter-Demo in St.Gallen in die Menge. Zahlreiche Personen hätten ihr unterwegs auf dem Marsch vom Bärenplatz in den Kantipark gedankt, dass sie die in den USA aufgeflammte Rassismus-Thematik aufgegriffen und nach St.Gallen gebracht habe. «Viele haben darauf gewartet.»
Dass über 1000 Personen ihrem Ruf gefolgt sind, hat Wanjiru dann doch erstaunt. «Es stimmt mich aber zuversichtlich, denn Diskriminierung betrifft jeden – egal ob schwarz oder weiss.» Es gehe nicht nur um die Hautfarbe, betroffen von Rassismus seien weit mehr Menschen aufgrund ihrer Herkunft.
Im Diskurs gehe manchmal unter, wie viele afrikanische Menschen etwa in der Schweiz als Köche arbeiteten, wie wichtig Menschen mit Migrationshintergrund für das Wohlergehen des ganzen Landes seien. «Die weisse Bevölkerung hat teilweise keine Ahnung, was Integration bedeutet», sagte Wanjiru.
Schwarze Menschen, insbesondere dunkelhäutige Frauen, seien in den Medien viel zu selten zu sehen. Sie habe Gänsehaut verspürt, als eine Freundin von ihr, nach diesem Statement einen Song von Beyoncé gesungen habe, sagte Wanjiru.
Die US-Sängerin kämpft an vorderster Front für die Rechte von Schwarzen. Beyoncé stand 2018 beispielsweise als erste dunkelhäutige Frau beim Coachella Festival in Kalifornien, einem der grössten Musikfestivals der Welt, als Headliner auf der Bühne.
«Black Lives Matter» sei nicht nur in den USA, wo Schwarze nach dem Tod von George Floyd in zahlreichen Städten auf die Strasse gingen, sondern auch hierzulande ein Thema. «Wir müssen aufmerksam sein in Europa», sagt Samantha Wanjiru am Rande der Demonstration. Denn Rassismus gebe es auch in hier schon sehr lang: «Das ist Teil der europäischen Geschichte.»
Unter den 1100 Demonstrantinnen und Demonstranten waren auch zahlreiche Mitglieder der SP und Juso auszumachen, auch Regenbogen- und Antifa-Flaggen wurden geschwenkt. Die Stadtpolizei war während der ganzen Kundgebung vor Ort, hielt sich aber zurück. Die Organisatorin der Kundgebung lobte die Gespräche mit der Polizei im Vorfeld: «Wir hatten stets eine offene Kommunikation zueinander.»
Wie geht es nun weiter mit der Black-Lives-Matter-Bewegung in St.Gallen? «Wir haben eine Umfrage gestartet, ob wir die Energie in einen Verein stecken sollen, der sich mit der vernachlässigten schwarzen Kultur in der Ostschweiz und in der ganzen Schweiz befassen soll.» Die Rückmeldungen seien klar: Ja! Nun fasst Wanjiru Kulturangebote und regelmässige Veranstaltungen ins Auge.