Sonntagsverkauf rettet das St.Galler Weihnachtsgeschäft

Das Weihnachtsgeschäft stellt die St.Galler Detaillisten zufrieden – sowohl in der Stadt als auch in den Einkaufszentren. Sie profitierten vor allem vom zeitlich günstig gelegenen zweiten Sonntagsverkauf.

Seraina Hess
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Noch mehr Kunden als am ersten Verkaufssonntag gab es eine Woche später. (Bild: Michel Canonica, 16. Dezember 2018)

Noch mehr Kunden als am ersten Verkaufssonntag gab es eine Woche später. (Bild: Michel Canonica, 16. Dezember 2018)

Keine zwei Wochen ist es her, als einige Detailhändler über das eher magere Weihnachtsgeschäft klagten (Ausgabe vom 18. Dezember). Unter ihnen Maria Federici, Filialleiterin von Leder Locher in St. Gallen: Zum einen sei es der Online-Handel, zum anderen die fehlende Weihnachtsstimmung, die dem Verkauf Abbruch täten. Geklagt wurde offenbar zu früh. Der letzte Verkaufssonntag brachte ausserordentlich viele Menschen in die Stadt – auch ins Lederwarengeschäft. «Jetzt bewegt sich der Dezember auf Vorjahresniveau», sagt Federici zufrieden.

Das Wetter hielt niemanden ab

Gleiches berichtet Ralph Bleuer, Präsident von Pro City St. Gallen. Last-Minute-Shopper seien vergangenen Sonntag in Scharen in die Stadt geströmt. Dies, obschon es wie aus Kübeln goss. Bleuer sagt:

«Es ist ein altbekanntes Phänomen, dass Kunden kurz vor knapp ihre Weihnachtseinkäufe erledigen.»

Deshalb kam dem zweiten Verkaufsonntag das Datum mehr als gelegen: Der 23. Dezember war gleichzeitig eine der letzten Gelegenheiten, vor Heiligabend Geschenke zu besorgen. Zum Vergleich: Der zweite Verkaufssonntag im Jahr 2017 fand genau eine Woche vor dem 24. Dezember statt. Dementsprechend schwach sei er ausgefallen, sagt Bleuer.

Migros: Erwartungen deutlich übertroffen

Gesamthaft betrachtet sei das Weihnachtsgeschäft 2018 auf Vorjahresniveau, teilweise leicht darüber. «Grosse Sprünge sind in diesen Zeiten aber nicht mehr zu erwarten», sagt Ralph Bleuer, der sein Resümee vor allem auf die Rückmeldungen von Grossverteilern stützt. So zeigt sich etwa Migros Ostschweiz überaus zufrieden mit dem letzten Sonntagsverkauf: «Unsere Erwartungen an die Kundenfrequenzen in St.Gallen wurden deutlich übertroffen», sagt Kommunikationsleiter Andreas Bühler. Wegen des Regens hätten Kunden vor allem grössere Filialen wie den Neumarkt aufgesucht – und vorwiegend Fleischwaren gekauft.

Das Warenhaus Globus verzeichnet in St. Gallen ein Ergebnis leicht über dem Vorjahresniveau. Es profitierte vor allem in den Kategorien Heim und Haushalt, Accessoires, Parfümerie, Delikatessen und Lingerie.

Auch in der Shopping Arena florierte das Weihnachtsgeschäft. «Und das, obschon Befürchtungen laut wurden, viele Kunden hätten sich schon am Black-Friday-Wochenende im November mit Geschenken eingedeckt», sagt Centerleiter Marc Schäfer. Die Verbesserung gegenüber dem Vorjahr führt er unter anderem auf den Ladenmix zurück: So gibt es neuerdings eine Zolli-Bolli-Filiale. Gerade zu Weihnachten sei der Spielzeughandel von Bedeutung; und wer Spielzeuge in der Shopping Arena kaufe, erledige mit hoher Wahrscheinlichkeit auch andere Einkäufe dort.

Auf den Advent folgt die Schnäppchenjagd

Weihnachten ist gerade erst vorbei, schon locken die Läden mit Rabatten. Das zieht auch zwischen den Feiertagen Kunden an: «Im Globus lief der Ausverkaufsstart sehr gut. Wir liegen bisher klar über Vorjahr», sagt CEO-Assistentin Franziska Gämperle. Auch Maria Federici wird nun für das anfänglich schleppende Weihnachtsgeschäft bei Leder Locher entschädigt: «Wer frei hat, kommt vorbei und sieht sich nach Schnäppchen um.»

Das Wetter vermieste die Weihnachtsstimmung am Markt

250'000 Personen haben in diesem Jahr den St. Galler Weihnachtsmarkt besucht, der sich vom Waaghaus über den Bohl bis zur Marktgasse erstreckte. Während 26 Tagen boten 55 Standbetreiber ihre Waren, Speisen und Getränke an. Das Besucherzählsystem beim Waaghaus habe ein ähnliches Ergebnis wie im Vorjahr zu Tage gebracht, sagt Marktchef Bernhard Steffen. «Das Wetter hatte heuer grossen Einfluss», ergänzt er. «Der Dezember war zu warm, schliesslich regnete es sogar. Da macht sich keine Weihnachtsstimmung breit.»

Die Standbetreiber würden ganz unterschiedliche Bilanzen ziehen, sagt Steffen. Was am Weihnachtsmarkt natürlich immer ankomme, sei Glühwein. Andere Verkäufer hätten es schwieriger gehabt: «Nicht unbedingt langjähriger Standbetreiber – aber solche, die diesen Dezember zum ersten Mal dabei waren.»
Die Aufräumarbeiten haben am Donnerstag begonnen; schon gestern Freitagmittag waren die Häuschen inklusive Dekoration verschwunden. (seh)