Und der neue St.Galler Ehren-Födlebürger heisst: Marius Tschirky von der Jagdkapelle

Der neue Ehren-Födlebürger (Föbü) der St.Galler Fasnacht heisst Marius Tschirky. Der Musiker und Naturpädagoge wurde mit der Kindermusikband «Marius und die Jagdkapelle» national bekannt. Am Samstagabend wurde er im Stadtzentrum per Konfettikanone ins Föbü-Paradies befördert.

Reto Voneschen
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Der 46. Ehren-Födlebürger (Föbü) der St.Galler Fasnacht ist Musiker und Naturpädagoge Marius Tschirky.

Der 46. Ehren-Födlebürger (Föbü) der St.Galler Fasnacht ist Musiker und Naturpädagoge Marius Tschirky.

Bild: Ralph Ribi

Der Verschuss zu Füssen des Vadian-Denkmals zog auch diesmal eine grosse Menschenmenge an. Er wurde wie immer von verschiedenen Guggen begleitet. Zudem wohnten viele der früheren Föbinen und Föbüs - in Frack und Zylinder - dem Ritual bei.

Wieso Verschreckjäger Marius zu Föbü-Ehren kommt, erläuterte Hanspeter XXXXI. Trütsch. Zum einen, weil Marius ein Instrument packen und damit Kinder dazu animieren könne, den Fernsehkasten zu verlassen, um im Wald zu singen und zu tanzen. Zweitens, weil seine Liedtexte frech und frivol seien.

Als Häschen verkleidet

Marius Tschirky kam in passender Verkleidung zum Verschuss: als Häschen. Begleitet wurde er von einem Jäger und drei Waldelfen. Nach einer Tanzeinlage wurde er demaskiert, dann durfte der Föbü in spe seine drei letzten Wünsche äussern. Dieser Teil des Rituals lief allerdings nicht ganz so ab wie in anderen Jahren: Tschirky beteiligte nämlich sehr stark die zahlreich anwesenden Kinder.

Der neue Föbü wird von den drei Waldelfen als Häschen verkleidet zum Fasnachtsschafott geführt.

Der neue Föbü wird von den drei Waldelfen als Häschen verkleidet zum Fasnachtsschafott geführt.

Bild: Ralph Ribi

So wünschte er sich - wie man's im Kasperlitheater oder im Märchen lernt - zur grossen Erheiterung des Publikums als ersten Wunsch weitere acht Wünsche. Diese Schlitzohrigkeit wurde ihm von der Föbü-Gilde allerdings nicht gewährt: Weil das Budget für den Verschuss nicht für so viele Wünsche reiche, wie Tschirky beschieden wurde.

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Bild: Ralph Ribi

Witzig verpacktes Plädoyer für mehr Toleranz

Der zweite Wunsch stiess beim Fasnachtsvolk auf euphorische Zustimmung: das ganze Jahr Fasnacht. Wobei Marius Tschirky den Wunsch mit viel Witz zum Aufruf für Toleranz gegenüber Minderheiten, Menschen aus anderen Kulturkreisen und Menschen mit anderer sexueller Ausrichtung ausbaute.

Immer wichtig für die fasnächtliche Stimmung am Föbü-Verschuss: die Guggen.

Immer wichtig für die fasnächtliche Stimmung am Föbü-Verschuss: die Guggen.

Bild: Ralph Ribi

Den dritten Wunsch schenkte der neue Föbü einem der anwesenden Kinder. Dieser Bub wünschte sich sehr praktisch und lebensnah eine neue Spielkonsole für Videogames. Danach spielte wie üblich Malcolm Green ein letztes Liedchen für den Föbü-Aspiranten. Und nach dem ebenfalls traditionellen Countdown durch alle Anwesenden wurden Tschirky die letzten Reste Kleinbürgertum mit Konfetti - mit sehr, sehr viel Konfetti - aus dem Leib geschossen.

Fasnachtsbrauch geht zurück aufs Jahr 1972

Allererster Ehren-Födlebürger der St.Galler Fasnacht war der Künstler Max Oertli.

Allererster Ehren-Födlebürger der St.Galler Fasnacht war der Künstler Max Oertli.

Bild: Trix Niederau (30.6.2005)

Marius Tschirky ist der 46. Föbü der St.Galler Stadtfasnacht. Erster Träger des Titels war Anfang der 1970er-Jahre Künstler Max Oertli. Heute gehören zum Orden der Ehren-Födlebürger unter anderem Politiker wie Stadtpräsident Thomas Scheitlin oder alt Stadtrat Fredy Brunner, Künstler wie Frank und Patrik Riklin sowie Sportler wie Beat Breu, Tranquillo Barnetta oder Boxerin Géraldine Brot. Zu Fasnachtsehren sind aber auch schon Wein-Fachmann Philipp Schwander oder Metzger Jörg Bechinger aus St.Georgen gekommen.

Der 1976 geborene Marius Tschirky lebt und arbeitet in St.Gallen und Teufen als freischaffender Musiker und Naturpädagoge. Er ist Kindergärtner sowie Begründer und konzeptioneller Vater der Waldkinder St.Gallen. Seit 20 Jahren absolviert er zahlreiche Auftritte und CD-Produktionen in diversen Formationen. Sein Markenzeichen ist heute die Kindermusikband «Marius & die Jagdkapelle».

Ein Ehren-Födlebürger muss Födle zeigen

Ein Ehren-Födlebürger muss sich durch Zivilcourage auszeichnen, er muss - wie man im St.Gallen sagt - Födle gezeigt haben. Am Fasnachtssamstag wird der jeweils neuen Föbine oder dem neuen Föbü der letzte Rest Spiessbürgertum mit einer gepfefferten Ladung Konfetti aus dem Leib geblasen. Dem Ritual zu Füssen des Denkmals für Stadtvater Vadian wohnen nicht nur lautstark immer die Guggen bei, Jahr für Jahr zieht es auch viel Fasnachtsvolk an.