Neues Leben im St.Scholastika: Schwestern der katholischen Gemeinschaft Familie Mariens übernehmen das Kloster in Tübach

Die letzten Kapuzinerinnen des Klosters St.Scholastika in Tübach sind im April des vergangenen Jahres in das Kloster Notkersegg in St.Gallen gezogen. Seither steht das 1617 gegründete Kloster am Bodensee leer. Künftig werden Schwestern der Familie Mariens dem ursprünglichen Zweck der Anlage entsprechend im Kloster leben und arbeiten.

Rudolf Hirtl
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Das Kloster Scholastika in Tübach hat seine Tore vergangenes Jahr geschlossen.

Das Kloster Scholastika in Tübach hat seine Tore vergangenes Jahr geschlossen.

Bild: Urs Bucher

Für die sechs Schwestern, mehrheitlich zwischen 80 und 90 Jahre alt, war der Klosteralltag immer schwieriger zu bewältigen. Deshalb haben sie sich 2019 für einem Neuanfang entschieden. Damit endete in Tübach eine über 400-jährige Klostertradition. Im Jahr 1617 war das Kloster gegründet worden. Seit 1905 lebt die Gemeinschaft in Tübach.

Auf Postkarten in die ganze Welt versandt

Abgesehen vom geistlichen Charakter des Hauses ist das Gebäude ein wesentliches Wahrzeichen der Gemeinde Tübach. «Es bleibt auch weiterhin unser Aushängeschild, das unter anderem als Sujet auf Postkarten in die ganze Welt versandt wird», sagte Gemeindepräsident Michael Götte, nachdem die Schliessung bekannt wurde.

Bereits im Frühling 2015 hat sich abgezeichnet, dass die Blütezeit des Klosters St.Scholastika dem Ende zugeht. Damals stellten die Kapuzinerinnen die seit 1977 laufende Produktion von Hostien ein. 200 Pfarreien in der Umgebung waren bis dahin täglich mit Brothostien beliefert worden. Damals sagte Schwester Gabriela:

«Zu acht reicht die Kraft nicht mehr aus, um die Produktion am Laufen zu halten.»

Worst-Case-Szenario nicht eingetroffen

Das absolute Worst-Case-Szenario wäre es, so Götte damals, wenn sich dort das horizontale Gewerbe einnisten würde. Schon länger habe er sich Sprüche anhören müssen, die in diese Richtung gezielt hätten, da die gute Anbindung an die Autobahn und die Abgeschiedenheit ja beste Voraussetzungen dafür seien.

Fünf Apostolische Schwestern sollen einziehen

Interesse gezeigt am Kloster hat in den vergangenen Monaten auch eine katholische Schule aus den USA. Den Zuschlag habe nun aber die Familie Mariens erhalten. Dass sich nun eine neue geistliche Gemeinschaft im Kloster Tübach ansiedelt, entspricht laut dem Bistum St. Gallen dem grössten Wunsch der Tübacher Kapuzinerinnen-Schwestern. Sie haben nun mit der Familie Mariens eine Absichtserklärung unterzeichnet, die Klosteranlage an sie zu übergeben. Bei einem positiven Abschluss der Übergabevereinbarung wird die Neunutzung durch die Schwesterngemeinschaft definitiv.

Die Familie Mariens wurde 1968 durch den slowakischen Bischof Paul Maria Hnilica auf Wunsch von Papst Paul VI. gegründet mit dem Ziel, die verfolgte Kirche in Osteuropa zu unterstützen. Seit 1995 ist sie eine päpstlich anerkannte Gemeinschaft, die geprägt ist von der besonderen Verehrung der Gottesmutter Maria.

«Verbreitung des christlichen Gedankengutes unter besonderer Berücksichtigung der Botschaft von Fatima, damit sich der Triumph des makellosen Herzens Mariens in der ganzen Welt verwirkliche», heisst es in der Zweckbestimmung. Eine besondere Beziehung hat die Gemeinschaft auch zur Amsterdamer Gruppierung «Frau aller Völker», die sich auf eine Marienerscheinung in den 1950er-Jahren bezieht. Damit ist klar: Die «Familie Mariens» steht in der Tradition von Gemeinschaften mit besonderer Marienverehrung.

Gut eingelebt in St.Gallen

Die Kapuzinerinnen haben sich laut Bistum unterdessen sehr gut eingelebt auf der Notkersegg, sie leben dort weiterhin als Tübacher Gemeinschaft. Sämtliche Kulturgüter würden nach dem Umzug ausgelagert und die Anlage werde überwacht. Eine Person wohne bis zur Neunutzung im Kloster und erledige die nötigsten Arbeiten. Die Erleichterung über den Einzug der Schwestern der Familie Mariens sei bei den Tübacher Kapuzinerinnen-Schwestern gross.