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Stägeli uf, Stägeli ab – am Stägestadt-Tag stehen die St.Galler Treppen im Mittelpunkt. Zum fünften Mal stellt eine Projektgruppe ein Treppenprogramm auf die Beine. Mit Konzerten, Lesungen – und natürlich Treppenläufen.
Viele finden die Treppen in der Stadt nervig. Der Wahl-St.Galler Schriftsteller Helge Timmerberg hingegen hat den Treppen in seinem jüngsten Buch ein Kapitel gewidmet. Er hatte das «treppenverseuchte Dohlengässlein» hinauf zum Rosenberg zum persönlichen Fitness-Parcours erklärt.
«Mit zwanzig Kilo im Bauch und zweimal fünf Kilo in Einkaufstüten quälte ich mich täglich über hundertdreiundsechzig Stufen.»
Der Leidensweg war erfolgreich: Die Treppe half dem 70-jährigen Reiseschriftsteller, fit zu werden.
Timmerberg wäre ein guter Botschafter für den St.Galler Stägestadt-Tag. Denn das, was er literarisch beschreibt, ist ein Ziel der Initiatoren: Die St.Galler Treppen mit ihren insgesamt rund 13'000 Stufen als Fitnesstraining und Wellnessprogramm zu nutzen.
«Im Alltag integriert, an der frischen Luft und gratis», wie die Initiatoren schreiben. 2018 rief die Projektgruppe unter der Leitung von Patrick Fust den ersten Stägestadt-Tag ins Leben. Jetzt am Wochenende organisiert sie ihn bereits zum fünften Mal.
Die Gesstreppe, die hinauf zu Drei Weieren führt, wird am Wochenende zur Bühne. Und zur Tribüne für die Zuschauerinnen und Zuschauer. Am Samstag wird von 11 bis 15 Uhr auf der Treppe getanzt, musiziert, gelesen, gesungen, Mode präsentiert. Als Headliner, wie Patrick Fust sagt, tritt die Appenzeller Familienkapelle Tüüfner Gruess auf, Gewinner der SRF-Show «Stadt Land Talent» 2021.
Lernende des Couture-Lehrateliers der GBS machen die Stufen zum Laufsteg und präsentieren selbst entworfene Mode. Es gibt Autorenlesungen mit den St.Galler Schriftstellern Abdullah Dur und Simon Deckert. Alles auf der Gesstreppe.
Es ist eine rührige Projektgruppe, die den Stägestadt-Tag zum fünften Mal auf die Beine stellt. Zu siebt sind sie, alle ehrenamtlich (zwei Mitarbeitende von Stadt und St.Gallen-Bodensee-Tourismus sind mit dabei). Was treibt die sieben an? «Es macht einfach Freude, anderen eine Freude zu bereiten», sagt Patrick Fust, Initiator des Stägestadt-Tags und Leiter der Projektgruppe. Seit er als Student nach St.Gallen kam, ist er von den St.Galler Treppen begeistert.
Als für einen Wettbewerb Projekte gesucht wurden, die das Wohlbefinden der Bevölkerung steigern, reichte er ein Treppenprojekt ein. Das wurde zwar nicht ausgewählt, doch die Idee war geboren. Andere Treppenfans meldeten sich bei ihm. Fust sagt:
«St.Gallen hat eine ausserordentlich hohe Dichte an Treppen. Auf die vielen und schönen Treppen möchten wir mit unserer Begeisterung immer wieder aufmerksam machen.»
Gemeinsam heckten sie Ideen aus, konzipierten mit St.Gallen-Bodensee-Tourismus eine Stägestadt-Führung, lieferten Treppenspiele für den Spielweg, liessen Treppenposten fürs Geocaching einrichten. Doch der Höhepunkt im Treppenjahr ist der Stägestadt-Tag. «Einmal im Jahr wollen wir die Stäge speziell feiern.» Die Treppen ins Rampenlicht stellen. Neben Stiftsbibliothek und Bratwurst seien auch die Stägen ein Wahrzeichen der Stadt.
Patrick Fust ist natürlich selber passionierter Treppensteiger. Seine Lieblingstreppe: der Fluhweg. Der Treppenverlauf hat es ihm angetan, und «der idyllisch verwinkelte, bewaldete obere Teil». Andere Treppen führen bolzengerade den Hügel hinauf. Auf dem Fluhweg geht es quasi im Zickzack nach oben. Im Verlauf der Stäge verändere sich die Stimmung. Unten die Stadt, dann weg vom Lärm, hinauf in den bewaldeten Teil, dort eine Kanzel mit herrlichem Blick auf Stadt und Bodensee.
War der Stägestadt-Tag bei der ersten Durchführung noch sportlich dominiert, überwiegt heute das Kulturelle. Doch der Stägestadt-Tag wartet auch mit Sport auf: Am Sonntag steht um 7 Uhr ein zweistündiger Treppenlauf an. Von 9 bis 11 Uhr kann man auf einer Stadtführung die Treppen und ihre Geschichten kennen lernen. Zusätzlich gibt's von 11 bis 15 Uhr an der Gesstreppe ein Familienprogramm.
Programm unter www.staegestadt.ch