Wo die «Walters» proben

Im Thurpark in Wattwil geht am Samstag die Premiere von Simon Kellers Komödie «Wo ist Walter?» über die Bühne. Der junge Toggenburger, drei weitere Schauspieler und die Regisseurin haben intensiv geprobt.

Anina Rütsche
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Voller Einsatz bei der Probe im Thurpark (von links nach rechts): Jessica Matzig als Betreibungsbeamte Elena, Philipp Langenegger als Polizist Schneider, Caroline Felber als Susi, Frau des verschwundenen Walters, sowie der Autor des Stücks, Simon Keller, als Walters Arbeitskollege Lukas. Regisseurin Valérie Cuénod achtet am Rande des Geschehens auf jedes Detail. Bilder: Anina Rütsche

Voller Einsatz bei der Probe im Thurpark (von links nach rechts): Jessica Matzig als Betreibungsbeamte Elena, Philipp Langenegger als Polizist Schneider, Caroline Felber als Susi, Frau des verschwundenen Walters, sowie der Autor des Stücks, Simon Keller, als Walters Arbeitskollege Lukas. Regisseurin Valérie Cuénod achtet am Rande des Geschehens auf jedes Detail. Bilder: Anina Rütsche

Schon wenn man vor der Türe des Probelokals im Thurpark steht, sind die Stimmen der Schauspielerinnen und Schauspieler zu hören. Turbulent geht es in diesem Saal in Wattwil zu und her, denn derzeit finden dort die letzten Proben zur Dialektkomödie «Wo ist Walter?» statt. Deren Premiere ist auf diesen Samstag, 24. September, 20 Uhr, angesetzt.

Hierbei dreht sich alles um die Frage «Wo ist Walter?». Das sagt Walters Frau Susi nämlich eines Morgens, als sie das unberührte Bett ihres Mannes sieht. Sofort schaltet Susi die Polizei ein. Bei den Ermittlungen wird ein ominöser Liebesbrief gefunden. Hat Walter eine Affäre? Zudem meldet sich das Betreibungsamt und teilt mit, dass Walter endlich seine Schulden zurückzahlen müsse. Aber Walter hat gar keine Schulden, sondern einen guten Job. Das behauptet jedenfalls sein Mitarbeiter Lukas, der komischerweise auch plötzlich ins Geschehen eingreift.

Auch der Autor spielt mit

Geschrieben hat das 90minütige Stück der 22jährige Simon Keller, der in Hemberg aufgewachsen ist und nun in Ulisbach wohnt. Sich selbst hat der junge Mann gleich auch eine Rolle verpasst, diejenige des Lukas. Lukas ist ein Arbeitskollege von Walter, um den sich in der Geschichte alles dreht, obwohl der Protagonist durch Abwesenheit glänzt. Weiter treten die Schauspieler Philipp Langenegger (als Polizist Schneider), Caroline Felber (als Walters Ehefrau Susi) und Jessica Matzig (als Elena vom Betreibungsamt) auf. Diese Profis haben einander zuvor kaum oder gar nicht gekannt, wirken aber als Team äusserst harmonisch. Simon Kellers Recherche im Rahmen von «Wo ist Walter?» hat die vier Anfang dieses Jahres zusammengeführt.

Mit Dialekt Nähe herstellen

Die Regie hat Simon Keller der Aargauerin Valérie Cuénod anvertraut. Sie achtet mit geübten Augen und Ohren bei den insgesamt 20 Probentagen auf sämtliche Feinheiten und vor allem auf die Tonlagen der Stimmen. Immer wieder unterbricht die Regisseurin das Geschehen, um hier oder dort zu feilen, zu präzisieren.

«Die Handlung ist komprimiert, man springt schnell von einer Stimmung zur nächsten, das sind Pingpong-Dialoge», sagt die Regisseurin. Ein rasantes Stück wie dieses sei ausschliesslich mit einer Profi-Besetzung machbar und eigne sich nicht für Laien. «Wo ist Walter?» lässt sich laut Valérie Cuénod am ehesten als «zeitgenössische Kriminal-Komödie» umschreiben. «Die Geschichte ist zwar auf die Spitze getrieben, aber es wird immer wieder Momente geben, wo sich das Publikum darin wiedererkennt», fügt Autor und Darsteller Simon Keller an. Er habe das 54 Seiten starke Stück übrigens bewusst auf Schweizerdeutsch verfasst, um Nähe herzustellen und die hiesige Kultur zu pflegen.

Von der Bühne in die Schule

Bei «Wo ist Walter?» wird mit einfachsten Mitteln gearbeitet. Die meisten Requisiten stammen aus dem Umfeld der Schauspielerinnen und Schauspieler, auf das Amt der Regieassistenz wurde verzichtet. Nach einigen Gegenständen, welche für das Stück gebraucht werden, sucht das Team noch immer. «Ich muss unbedingt noch echte Handschellen auftreiben», sagt Simon Keller. «Oder sollen wir Kabelbinder nehmen?», witzelt sein Kollege Philipp Langenegger. «Das ist doch viel einfacher!»

«Wo ist Walter?» ist Simon Kellers dritte Eigenproduktion, die auf die Bühne kommt. Seine Stücke namens «Endstation» und «AKWas?» haben das Publikum weit übers Toggenburg hinaus begeistert. Für Simon Keller, der fast seine gesamte Freizeit in die Theaterprojekte steckt, war schnell klar, dass er weitermachen wollte. «Wo ist Walter?» ist sein erstes grösseres Projekt. Auch sämtliche finanzielle Angelegenheiten regelt der junge Autor und Schauspieler selbst, und er trägt das Risiko.

Für Simon Keller wird es auch nach den zehn Aufführungen von «Wo ist Walter?», die sich über die Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden, Thurgau, Zürich und Schwyz verteilen, mit vollem Programm weitergehen. Im Spätherbst beginnt er nämlich seine Ausbildung an der European Film Actor School in Zürich.

Der Spielplan ist unter www.simon-keller.ch ersichtlich. Vorverkauf: An allen Poststellen, unter Telefon 0900 441 441 oder www.ticketinfo.ch.

Valérie Cuénod Regisseurin

Valérie Cuénod Regisseurin