Rückkehr von Toggenburger Handwerkskunst

LICHTENSTEIG. Seit kurzem steht ein prächtiges Toggenburger Buffet aus dem 17. Jahrhundert im Ratstübli des Lichtensteiger Rathauses – dies als Leihgabe der Ortsbürgergemeinde beziehungsweise des Toggenburger Museums. Das 2,27 Meter hohe Möbel ist ein Geschenk der Zürcherin Sabine Senn.

Hansruedi Kugler
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Möbel-Leihgabe: Im Ratstübli trafen sie sich zur Einweihung – (von links) Stadtpräsident Mathias Müller, Ortsbürgerpräsident Peter Hüberli, Historiker Hans Büchler und Christelle Wick, Kuratorin des Toggenburger Museums. (Bild: Hansruedi Kugler)

Möbel-Leihgabe: Im Ratstübli trafen sie sich zur Einweihung – (von links) Stadtpräsident Mathias Müller, Ortsbürgerpräsident Peter Hüberli, Historiker Hans Büchler und Christelle Wick, Kuratorin des Toggenburger Museums. (Bild: Hansruedi Kugler)

Das Renaissance-Prachtmöbel scheint wie geschaffen für das ebenfalls historisch prächtige Ratstübli des Lichtensteiger Rathauses – sowohl stilistisch wie von seinen Ausmassen: Das Buffet des Blomberger Schreinermeisters Jakob Hermann aus dem Jahr 1671 ist 2,5 Meter breit und 2,27 Meter hoch. Viel zu gross für die Ausstellungsräume des Toggenburger Museums. Dieses hatte nämlich im Sommer 2012 eine telefonische Anfrage bekommen, ob es an einem grösseren Renaissance-Möbel interessiert sei: Ein Glücksfall, wie sich im Verlauf der nächsten Wochen herausstellen sollte. Vom Handy aus versicherte Kuratorin Christelle Wick, die gerade auf privater Polenreise war, das Interesse am Möbel und informierte Ex-Kurator und Historiker Hans Büchler – wohl wissend, dass sich für das Möbel im Museum kaum Platz findet, man aber trotzdem unbedingt dem Angebot zustimmen musste.

Know-how und Bärenkräfte

Nähere Abklärungen mit Leo Baumgartner, einem Wattwiler Fachmann für historische Möbel, machten vor Ort (das Buffet stand in einer Villa in Zofingen) schnell klar, dass es sich um ein aussergewöhnliches und sehr gut erhaltenes Stück handelte: «Ein Möbel dieser Art, auf höchstem handwerklichem Niveau gefertigt, wurde vor 30 Jahren zwischen 60 000 und 100 000 Franken gehandelt», sagt Hans Büchler. Bei solchen Preisen hätte das Toggenburger Museum nie mithalten können. Gegenwärtig gäbe es aber fast keine private Nachfrage mehr, «zudem sehen die Auktionshäuser nur schwierige und mühsame Transporte und lehnen solche Möbel ab.» Seine Besitzerin, die Zürcher Juristin und ehemalige Jugendstaatsanwältin Sabine Senn, schenkte das prächtige Möbel, das sie selbst von ihren Eltern geerbt hatte, so dem Toggenburger Museum. Es brauchte noch einiges handwerkliches Know-how und die «Kraft eines Bären» von Ruedi Ehrbar, Schreiner und Vize-Präsident der Ortsgemeinde, die Mithilfe von dessen Frau und von Museumsmitarbeiter Kurt Zwingli, bis das schwere Möbel in Teile zerlegt nach Lichtensteig transportiert werden konnte.

«Passt perfekt in Ratstübli»

In ein Lager zu stellen, wäre dann aber doch viel zu schade, befand das Museumsteam. In Absprache mit der Ortsgemeinde (das Toggenburger Museum gehört der Ortsgemeinde Lichtensteig) bot man das Buffet der Politischen Gemeinde als Leihgabe für das Ratstübli an. Diese sagte denn auch sofort zu. «Passt perfekt in unser Ratstübli», fasste Stadtpräsident Mathias Müller bei der feierlichen Übergabe am vergangenen Freitag seine Freude zusammen. Geladen war der komplette Gemeinderat und der Vorstand der Ortsgemeinde: «Eine gemeinsame Runde, die in den letzten Jahren wohl etwas zu wenig gepflegt worden ist», meinte Mathias Müller in Anspielung auf das zeitweise angespannte Verhältnis der beiden Körperschaften. Des Lobes voll war denn auch Ortsbürgerpräsident Peter Hüberli: Wie das Toggenburger Museum mit Kuratorin Christelle Wick und Ex-Kurator Hans Büchler dieses Prachtmöbel ins Toggenburg zurückgeholt haben, sei ein wunderbares Beispiel für die Pflege des Kulturerbes unserer Region. Besonders bedanke er sich für die Gastfreundschaft der Politischen Gemeinde für dieses prächtige Möbelstück. Wie das Buffet von Nesslau des 17. Jahrhunderts nach Zofingen kam, ist nicht bekannt. Sicher ist: Das Buffet wird als historisches Schaustück im Rathaus weiterleben – ohne mit Büromaterial gefüllt zu werden, versichert Mathias Müller.