Seit einem Jahr leben Paul Brent und seine Frau Julia Leijola im Toggenburg, wo der Goldschmied sein eigenes Geschäft eröffnet hat. Das Ehepaar – er Engländer, sie Finnin – hat sich hier ein Heim eingerichtet, in dem es trotz der jungen Jahre schon ans alt werden denkt.
DICKEN. «Es war mehr oder weniger Zufall, dass ich Goldschmied wurde», erzählt der 33jährige Paul Brent, der in einem Vorort von Cambridge aufwuchs und dort Musik studiert hatte. «Dieses Studium war aber nichts für mich. Ich wollte nämlich im jugendlichen Leichtsinn Rock-Star werden», fügt er lachend hinzu, «schnell wurde mir aber klar, dass es so nicht funktioniert.»
Es folgte ein Kunst- und Architekturstudium in Prag, woraufhin es ihn schliesslich nach Südamerika zog. Durch die Begeisterung seiner damaligen Freundin für den dort üblichen Schmuck lernte er das dafür verwendete Handwerk kennen. Seit jeher sehr kreativ, praktisch und von der Natur begeistert, erlernte er die nötigen Vorgänge sehr schnell und vertiefte sich weiter darin. «Die folgenden drei Jahre verbrachte ich damit, diverse natürliche Materialien zu sammeln, um daraus später in England etwas zu machen. Mit Nebenjobs verdiente ich gerade genug für ein einfaches Leben», berichtet Paul Brent von seiner Zeit in Südamerika.
Zurück in England ging das Leben als Goldschmied erst richtig los: In Cambridge traf Paul Brent auf einen erfahrenen Berufsmann, der ihm sein Know-how beibrachte - auch das Experimentieren. Während Paul Brent ganz in seinem Handwerk aufging und ein eigenes Geschäft eröffnete, lernte er seine zukünftige Frau Julia Leijola kennen. Die heute 30-Jährige machte zu dieser Zeit den Master in Anthropologie in Cambridge. Schon bald zog es sie aber wieder weg. Aufgewachsen in Finnland und Luxemburg, lebt ein Teil ihrer Familie bereits seit Jahren in der Schweiz, wo es sie ebenfalls hinzog. «Ich sagte ihr, dass ich mit ihr überall hingehen würde. So verkaufte ich in England also alles und wir starteten ins Abenteuer Schweiz», blickt Paul Brent auf seinen Umzug vor zwei Jahren zurück.
Anfangs in Luzern, zog es die beiden schon bald in eine naturnahe Umgebung. «Wir kannten das Toggenburg damals noch nicht. Als wir aber unser Haus in Dicken und die Landschaft rundherum sahen, war es Liebe auf den ersten Blick», schwärmt Julia Leijola. «Hier geht für uns ein Traum in Erfüllung.»
Nun lebt das Ehepaar seit einem Jahr hier und hat sich gut eingelebt. Die Leute hätten sie sehr offen willkommen geheissen und dank der Unterstützung des Jungunternehmerzentrums Toggenburg konnte Paul Brent bereits wieder mit einem eigenem Geschäft starten. Spezialisiert auf sehr persönliche Schmuckstücke, beispielsweise das gemeinsame Erstellen eines Verlobungsringes oder die Wiederverwertung von geliebten Schmuckstücken, konnte er bereits einige Aufträge umsetzen. Daneben macht es ihm auch grossen Spass, sein Können an hiesigen Märkten zu zeigen, was aber aufgrund der Wartelisten nicht ganz einfach sei. Während Paul Brent im heimischen Keller seine Werkstatt eingerichtet hat und Schmuckstücke erstellt, unterstützt ihn seine Frau bei seinem Internetauftritt und bereitet daneben einen Dokumentarfilm über die Mongolei vor, den sie im kommenden Sommer drehen will. Schon jetzt freut sie sich aber darauf, danach wieder zurückzukehren: «Wir sind sehr gerne hier und fühlen uns total wohl. Das Heimkommen ist besonders schön. Wenn alles so weitergeht, würden wir gerne hier in unserem Traumhaus im Toggenburg alt werden.»