Rigolo für «göttliches Werk» geehrt

Vor kurzem wurde Mädir Eugster in Japan die Auszeichnung «Kamizawa» verliehen. Damit erhält der Wattwiler Rigolo Swiss Nouveau Cirque nun definitiv internationale Aufmerksamkeit. Inzwischen arbeitet der Performance-Künstler an einem neuen Rigolo-Programm.

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Mädir Eugster mit dem «Kamizawa» in der rechten und der Feder, dem ersten Glied der Sanddornbalance, in der linken Hand nach der Preisverleihung im japanischen Fernsehen. (Bild: pd)

Mädir Eugster mit dem «Kamizawa» in der rechten und der Feder, dem ersten Glied der Sanddornbalance, in der linken Hand nach der Preisverleihung im japanischen Fernsehen. (Bild: pd)

Herr Eugster, Sie wurden kürzlich in Japan für die Sanddornbalance mit dem «Kamiwaza» geehrt. Was ist das für eine Auszeichnung?

Mädir Eugster: Das japanische Wort «Kamiwaza» heisst übersetzt «göttliches Werk» oder «übermenschliche Leistung». Der mir überreichte Titel eines «Kamiwaza-Champions» ist eine Auszeichnung des zweitgrössten japanischen Fernseh-Senders «TV Asahi», der einen «Wettkampf der Meister» in einer landesweiten Show mit einer Jury aus Spezialisten aus dem Kunst- und Showgeschäft inszeniert hat.

Wer erhält diesen Preis üblicherweise und was beinhaltet er?

Mädir Eugster: In dieser Art gab es von der Show bisher nur eine Staffel mit einem begnadeten Tänzer als Sieger. Der Preis ist auch mit einem Preisgeld von rund 70 000 Franken dotiert.

Wie kamen Sie denn in diese Show?

Mädir Eugster: Das war eine persönliche Einladung, der ich mit grossem Respekt und natürlich auch Freude und Stolz gefolgt bin. Ich fühle mich sehr geehrt, dass mir der Titel zugesprochen wurde und ich betrachte ihn als eine grosse internationale Anerkennung für meine 35jährige Arbeit als Künstler.

Besteht die Gefahr, dass die Nummer nun kopiert wird?

Mädir Eugster: Ich habe die Nummer 15 Jahre lang als Einziger aufgeführt, ohne kopiert zu werden. Erst die Anfrage vom kanadischen Cirque Du Soleil bewog mich, über das Weitergeben des Acts nachzudenken, weil für die Produktion des Cirque Du Soleil nur eine weibliche Darstellerin in Frage kam. Meine älteste Tochter Lara ist mit der Sanddornbalance nun sehr erfolgreich im aktuellen Programm «Amaluna» des Cirque Du Soleil. Ich habe die Sanddornbalance in der Folge auch noch anderen aussergewöhnlichen Künstlern gelehrt.

Wie wird denn eine solch schwierige Nummer weitergegeben?

Mädir Eugster: Diesem Lehren ging eine intensive Reflexion voraus, was den Act ausmacht, was ihn so besonders macht und warum er viele dermassen berührt. Die Lehre der Sanddornbalance dauert für einen erfahrenen Darsteller zwischen einem und zwei Jahren.

Wo und wer führt diese Nummer auch noch auf?

Mädir Eugster: Die Balance ist zurzeit in einer Show mit der Japanerin Miyoko Shida Rigolo auf Deutschlandtournee, mit dem türkisch stämmigen Memet Bilgin Rigolo in Sydney und mit meiner Tochter Lara Jacobs Rigolo in den USA, welche von New Yorker Theaterkritikern zu den Top 10 Acts 2012 auserwählt wurde. Alle Darstellerinnen und Darsteller tragen den Namen Rigolo im Künstlernamen.

Wie sieht Ihre eigene Zukunft aus?

Mädir Eugster: Meine eigene Zukunft wird weiterhin beim «Rigolo Swiss Nouveau Cirque» sein, das heisst nebst der nun so erfolgreichen Sanddornbalance werde ich meine Zeit in neue Kreationen einbringen. Der Mut für eine Nachfolgeproduktion von «Beautiful Turns», unserem letzten grossen Nouveau Cirque-Projekt anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums im Jahre 2008, ist nun da und gar noch mehr – die Hürden sind hoch gesteckt, alle Signale sind auf grün. Ich habe tolle Künstler aus der ganzen Welt, die mitmachen und die beste Agentur weit und breit, welche die Organisation der Produktion übernimmt.

Womit beschäftigen Sie sich zurzeit?

Mädir Eugster: Seit zwei Jahren beschäftige ich mich schon intensiv mit der neuen Rigolo-Produktion «Wings in my Heart». Darin geht es um die Bestimmung im menschlichen Leben, um die grosse Schöpferkraft, die in jedem Menschen steckt und um die Entfaltung dieser Kraft und Leidenschaft. Es geht auch darum, was ich persönlich weiterzugeben habe als Künstler – und meinen Kindern gegenüber auch als Vater.

Gibt es bald wieder etwas vom Rigolo zu sehen?

Mädir Eugster: Die neue Produktion wird ab Herbst 2014 zuerst in der Schweiz, anschliessend in Europa und, so hoffe ich, überall auf der Welt zu sehen sein.

Interview: Michael Hug