«Märchen tun der Seele gut»

WILDHAUS. Die beiden Gruppen der Wildhauser Puppenbühne sind bereit. Sowohl Erwachsene als auch Kinder dürfen sich auf ihre Stücke freuen. Dass für die Kinder ein Märchen der Gebrüder Grimm zum Zug kommt, hat einen ganz besonderen Grund.

Adi Lippuner
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Die Frauen der Nachmittagsgruppe der Wildhauser Puppenbühne, Monika Züllig, Margrit Eberhard, Elisabeth Knaus, Ruth Plattner, Liseli Stricker, Bianca Forrer und Rosmarie Wirz (von links) mit Schneewittchen und den sieben Betten. (Bilder: Adi Lippuner)

Die Frauen der Nachmittagsgruppe der Wildhauser Puppenbühne, Monika Züllig, Margrit Eberhard, Elisabeth Knaus, Ruth Plattner, Liseli Stricker, Bianca Forrer und Rosmarie Wirz (von links) mit Schneewittchen und den sieben Betten. (Bilder: Adi Lippuner)

«Es war einmal», so beginnen die meisten Märchen. Doch es gibt auch Geschichten, die nicht nur der Seele gut tun, sondern sich tatsächlich so zugetragen haben. Monika Züllig, sie führt das zweite Jahr Regie bei den Nachmittagsvorstellungen, hat letzten Sommer ein solches «Märchen» erlebt.

Und das lautet wie folgt: Es war einmal vor langer Zeit, da packten die Verantwortlichen der Puppenbühne die Requisiten des gespielten Stücks in eine stabile Schachtel. Diese wurde auf dem Dachboden verstaut. Letzten Sommer wollten sich die Frauen der Nachmittagsgruppe ein Bild von den vorhandenen Sachen machen. Sie fanden in einer Ecke eine verstaubte Schachtel. Der Inhalt: Sieben kleine Betten, und damit war klar: Diesen Winter kommt «Schneewittchen und die sieben Zwerge» auf die Puppenbühne.

Die Geschichte rund um das bildschöne Mädchen und die neidische Stiefmutter ist bei gross und klein bekannt. Doch es gibt eine Überraschung: Nicht umsonst punktet das Toggenburg mit seinen sieben markanten Bergen. Was liegt da näher, als «Schneewittchen zu den sieben Zwergen hinter den sieben Bergen» zu führen?

Schneewittchen und die sieben Zwerge auf der Bühne.

Schneewittchen und die sieben Zwerge auf der Bühne.

Herkunft der Märchen

Märchen sind überlieferte Erzählungen mit einfachen Handlungen, welche besonders für Kinder verständlich sind und meist eine bestimmte Moral ausdrücken. Mit dieser Definition können sich die meisten Menschen einverstanden erklären. Doch woher stammen Märchen?

Das Nationalmuseum Schwyz hat sich mit diesem Thema befasst und erklärt die Entstehung wie folgt: Der Begriff «Märchen» kommt vom mittelhochdeutschen «maere» und könnte in die heutige Sprache als «Kunde» oder «Nachricht» übersetzt werden. Es kann nicht genau nachvollzogen werden, wann die Märchen in vorgeschichtlicher Zeit entstanden sind. Im 18. Jahrhundert wurde «Tausendundeine Nacht» veröffentlicht und hatte grossen Erfolg. Die Vorlage dafür lieferten mündliche Erzählungen eines syrischen Maroniten. Die Geschichte des Volksmärchens erlebte im 19. Jahrhundert einen grossen Aufschwung durch die Veröffentlichung einer Sammlung der Brüder Grimm.

Ein Merkmal eines Volksmärchens ist die kurze und knappe Handlung. Auf Beschreibungen von Landschaften, Personen und Gebäuden wird verzichtet. Jedem Leser und Zuhörer bleibt es überlassen, wie er sich die Erzählung ausmalt. Viele Märchen enthalten die moralische Botschaft, dass Licht und Liebe, Treue und Ehrlichkeit am Ende immer über das «Dunkle» oder «Böse» siegen. Die Belohnung und Bestrafung soll dabei den kosmischen Gesetzen von Ursache und Wirkung entsprechen.

Bedeutung für die Kinder

Kinder mögen Märchen, das ist unbestritten. Wenn diese von Erwachsenen erzählt werden, fühlt sich der Nachwuchs richtig wohl. Doch welche Bedeutung haben die «alten Geschichten» für die Entwicklung der Kinder? Unter www.elternwissen.com ist nachzulesen:

«Märchen zeigen Lösungsmöglichkeiten für Konfliktsituationen auf. Das Kind kann sich unbewusst damit auseinandersetzen, um Gefühle wie Eifersucht, Angst oder Verlassenheit zu überwinden. Zudem wird die Phantasie angeregt, und dies ist in der gefühlsarmen, hoch technisierten Umgebung wichtig. Beim Hören von Märchen entstehen in der kindlichen Phantasie Bilder, und dies ist ein grosser Vorteil gegenüber der Reizüberflutung vorgefertigter Fernsehbilder. Auch vermitteln Märchen dem Zuschauenden oder Zuhörenden traditionelle Werte, die nie ungültig werden.