WATTWIL: Grosses Interesse für die Thur

Die Thurverbauung soll auf einer Länge von rund fünf Kilometern saniert und die Flusssohle verbreitert werden. Zudem soll das Bett der Thur durch flachere Ufer und Treppen zugänglich werden.

Martin Knoepfel
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Rund 80 Personen hatten sich für den Beirat zum Projekt Thursanierung angemeldet. (Bild: Martin Knoepfel)

Rund 80 Personen hatten sich für den Beirat zum Projekt Thursanierung angemeldet. (Bild: Martin Knoepfel)

Der Kanton will im Zusammenhang mit der geplanten Sanierung der Thur im Raum Wattwil die Stimmung der Bevölkerung ausloten. Am Mittwochabend fand deshalb im Thurpark die erste Sitzung des Beirats für das Projekt statt.

Baudirektor Mächler (FDP) redete nicht lang um den heissen Brei herum. «Die Uferverbauungen können bei Hochwasser abrutschen. Sie schützen die Einwohner von Wattwil nicht mehr genügend», sagte er. Der Grund: Seit der Vollendung der Thurkorrektion vor rund 100 Jahren habe sich die Thur in die Flusssohle eingefressen und die Verbauungen an einigen Stellen unterspült. Laut Projektleiter Philipp Gyr hat sich die Thur in den letzten 100 Jahren an einigen Stellen fast zweieinhalb Meter tiefer in die Flusssohle eingefressen. Marc Mächler wies darauf hin, dass man schon mehrmals Sofortmassnahmen habe ergreifen müssen, letztmals 2011 in Ulisbach. Der Kanton sei bereit, die nötigen Investitionen für die Sanierung zu tätigen.

«Sicherheit für die bauliche Entwicklung»

Alois Gunzenreiner bezeichnete das Projekt als grosse Chance für die Entwicklung und die Identitätsstiftung von Wattwil. Die Thursanierung bringe Sicherheit für die bauliche Entwicklung im Zentrum. Mit der Thurkorrektion habe man Boden für die Industrie und für den Bahnhof gewonnen. Glücklicherweise habe man vor 100 Jahren nicht die erstbeste Variante gewählt, die einen geraden Kanal vorsah. «Das blaue Band im Siedlungsgebiet soll mehr als ein Gerinne sein.»

Projektleiter Philipp Gyr wies darauf hin, dass von 1983 – Bau der Schwellen in Ulisbach – bis 2003 in Sachen Thursanierung nichts gegangen sei. Projektverfasser Ueli Schälchli sagte, mit Rücksicht auf das Grundwasser dürfe die Flusssohle nicht weiter erodieren. Bei einem 100jährigen Hochwasser würde die Thur im Raum Rietstein über die Ufer treten. Wenn die Flusssohle verbreitert werde, habe die Thur weniger Kraft und erodiere die Sohle nicht mehr. Zudem habe ein 300jähriges Hochwasser im breiteren Flussbett Platz.

Beim 100jährigen Hochwasser – also einem Ereignis, wie es statistisch in 100 Jahren einmal auftritt – könnten die Schäden laut Philipp Gyr 50 Millionen Franken übersteigen. Sie könnten aber deutlich höher sein, wenn Verbauungen bei einem Hochwasser versagten und die Thur unkontrollierbar durch Wattwil fliessen würde, sagte Philipp Gyr. Zudem steige das Schadenspotenzial mit der Siedlungsentwicklung. Ein 100jähriges Hochwasser weist eine Abflussmenge von 370 bis 430 Kubikmetern pro Sekunde auf. Beim 300jährigen Hochwasser sind es 430 bis 490 Kubikmeter pro Sekunde. Die tiefere Zahl bezieht sich auf den Raum Ulisbach, die höhere auf den Raum Rotenbach.

Flusssohle soll doppelt so breit werden

Oberhalb der Einmündung des Hummelwaldbachs und unterhalb des Fussballplatzes Schomatten bis Flooz soll die Flusssohle von 20 bis 21 auf 45 m Breite erweitert werden. Im Zentrum Wattwils sind 30 Meter das Ziel. Zudem sollen mehr Kiesbänke angelegt und die Ufer strukturiert werden. Um die Zugänglichkeit der Thur zu verbessern, sollen wo möglich flache Ufer angelegt werden, etwa ober- und unterhalb der Waisenhausbrücke. Im Siedlungsgebiet können es aus Platzgründen auch Mauern oder Treppen sein. Treppen sind etwa auf Höhe der Kanti oder des Gemeindehauses geplant. Wie viel Agrarland für die breitere Flusssohle benötigt wird, ist noch offen. Im Raum Rickenbach soll das Flussbett bis zu 80 Meter breit werden.

Der nicht hochwassersichere Schomatten- und der Weierhus-steig müssen neu gebaut werden. Der rechtsufrige Thurweg soll durchgehend 3,5 Meter breit werden, damit Velofahrer und Fussgänger sicher aneinander vorbeikommen und man den Weg mit Baumaschinen befahren kann. Laut Schälchli ist beabsichtigt, auf beiden Seiten der Thur wieder Alleen anzulegen. Allerdings muss wohl mehr als die Hälfte der 465 Bäume an der Thur – nur rund 100 können versetzt werden – gefällt und ersetzt werden. An einigen Stellen bleibt die Allee erhalten, indem man den Fussweg auf die andere Seite der Bäume verlegt. Dann muss man aber Land von Anrainern beanspruchen. Im Raum Flooz soll ein Hinterwasserbereich angelegt werden, der Jungfischen als Rückzugsort dient. Alle Einmündungen von Bächen in die Thur im Sanierungsabschnitt sollen renaturiert werden. Beim Rickenbach besteht etwa ein anderthalb Meter hoher Wasserfall, der für Fische unüberwindbar ist. Auf allen Plänen, die am Mittwochabend gezeigt wurden, war allerdings ein roter Hinweis «Entwurf» angebracht.

www.thursanierung-wattwil.ch