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Alle zwei Jahre lässt der Club der Österreicher in St.Gallen seine alte Balltradition aufleben.
Reinhard Kuster nimmt es vorweg: «Der Österreicher Ball ist nicht nur für Österreicherinnen und Österreicher gedacht, die in St.Gallen und Umgebung leben. Es sind alle eingeladen, die gerne tanzen.» Meistens seien gar mehr Schweizerinnen und Schweizer unter den tanzfreudigen Gästen als Exil-Österreicher, sagt der Präsident des Clubs der Österreicher in St.Gallen. Er organisiert den Ball zusammen mit seinen Kollegen aus dem Vorstand.
2020 findet der Österreicher Ball am 15. Februar, statt, ein paar Tage bevor in Wien der traditionelle Opernball in der Staatsoper über die Bühne geht. In St.Gallen wird das «Einstein» zum grossen Ballsaal umfunktioniert und in die Nationalfarben des Veranstalters getaucht. Erwartet werden zwischen 300 und 350 Besucherinnen und Besucher. Es gibt klassische Tanzmusik, einen mitternächtlichen Heurigen und ein reichhaltiges Buffet mit vielen österreichischen Spezialitäten.
Dazu kommen Kleidervorschriften. Bei den Frauen ist es eine festliche Abendgarderobe, bei den Männern ein Smoking oder ein dunkler Anzug. «Viele schätzen den Ball, gerade weil sie wieder einmal ein langes Abendkleid oder einen eleganten Anzug anziehen können», sagt Reinhard Kuster.
Von den 20 Österreicher-Clubs, die es derzeit in der Schweiz gibt, organisieren noch drei eine Ballnacht. Nebst St.Gallen sind dies Zürich und Basel. Der Österreicher Ball ist auch einer der letzten Anlässe dieser Art in der Stadt St.Gallen. Er findet alle zwei Jahre statt und hat eine lange Tradition. Der erste Ball wurde 1979 durchgeführt, damals noch im alten «Schützengarten». Nach zwei Veranstaltungen wechselten die Organisatoren ins «Ekkehard».
«Das traditionsreiche Hotel hat mit seinem geschichtsträchtigen Saal ideal zu unserem Ball gepasst», erinnert sich Reinhard Kuster, der seit gut 15 Jahren den Club präsidiert. 13 Mal – von 1983 bis 2007 – tanzten Österreicher und Schweizer gemeinsam durchs «Ekkehard». Nachdem das Hotel kurze Zeit später verkauft wurde, musste sich der Club einen neuen Veranstaltungsort suchen – und wurde im Hotel Einstein fündig. «Ein Glücksfall», sagt der Präsident, «es gibt nicht mehr viele Lokalitäten in der Stadt, in denen ein Tanzanlass dieser Art und für so viele Gäste möglich ist.»
Hätten man damals keine passende Alternative gefunden, würde es den Österreicher Ball heute wahrscheinlich nicht mehr geben. «Die Location war schon ausschlaggebend», sagt Reinhard Kuster. Allerdings, fügt er an, brauche es auch viele Freiwillige, die bereit seien, bei der Organisation des Anlasses mitzuhelfen. «Da gibt es bei uns im Club zum Glück immer noch viele, die mit Leidenschaft dabei sind.»
Trotzdem kämpfen die Österreicher in St.Gallen, wie auch andere Vereine, mit Nachwuchsproblemen. «Die meisten unserer 150 Mitglieder sind über 60 Jahre alt», sagt Reinhard Kuster, der selber seit gut eineinhalb Jahren in Pension ist. «Die jungen Österreicher in der Stadt organisieren sich heute anders, etwa über soziale Medien, und haben weniger Interesse an einer Vereinigung wie wir es sind.» Dennoch ist der 67-Jährige überzeugt, dass der Club auch heute noch seine Berechtigung hat: «Es braucht ihn, vielleicht weniger als Institution, dafür mehr als Austauschmöglichkeit. Die richtigen sozialen Kontakte findet man nicht im Internet, sondern im realen Leben.»
Weniger Probleme haben die Organisatoren mit dem Interesse an ihrem Ball. «Die Besucherzahl ist in den vergangenen Jahren ziemlich konstant geblieben», sagt Reinhard Kuster. Das habe auch damit zu tun, dass die Österreicher in der Schweiz «einen guten Ruf» hätten und akzeptiert seien. «Viele Schweizer mögen unsere charmante Art und unsere Geselligkeit sowie unser Essen und den Wein», fügt er mit einem Augenzwinkern an. «Das spüren wir und wird uns auch oft von den Schweizern gesagt.»