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Das St.Galler Stadtparlament hat am Dienstag die Vorlage zur Sanierung des Hallenbads Blumenwies dem Stadtrat zur Überarbeitung zurückgegeben. Konkret muss das Gebäudevolumen reduziert werden. Zudem soll auf ein Warmwasserbecken im Freien und ein Provisorium während der Bauzeit verzichtet werden.
Das St.Galler Stadtparlament hat am Dienstagnachmittag in einer rund anderthalbstündigen, engagierten Debatte die Vorlage zur Sanierung und Erweiterung des Hallenbads Blumenwies zur Überarbeitung zurückgewiesen. Dieser Fehlstart in den politischen Entscheidungsprozess hatte in der Luft gelegen: Bereits die vorberatende Liegenschaften- und Baukommission hatte nämlich die Rückweisung zur Überarbeitung beantragt.
Das Sanierungskonzept und auch das Projekt dafür stiessen im Parlament, das coronabedingt wieder in der Olma-Halle 2.1 tagte, grundsätzlich auf viel Zustimmung: Das Vorhaben sei architektonisch und betrieblich gelungen, hiess es von links bis rechts mit grosser Einigkeit. Das Siegerprojekt Waikiki ermögliche eine perfekte Verbindung von Sport-, Schul- und Familienschwimmen, lobte einer.
Nicht einverstanden war das Parlament allerdings mit den Kosten des Vorhabens: Erneuerung und Erweiterung des Hallenbads sollten mit 45,9 Millionen zu Buche schlagen. Dazu hätte ein Aussenbecken für 1,9, ein Provisorium zur Aufrechterhaltung des Schwimmbetriebs in der Bauzeit für 1,6 und eine Bachoffenlegung für 1,5 Millionen kommen sollen. Alles in allem kamen so rund 50 Millionen Franken zusammen. Dies, nachdem bei der Bewilligung des Projektierungskredits vor einigen Jahren noch von einer Bausumme von 36 Millionen die Rede gewesen war.
Rückweisungsanträge kamen am Dienstag im Parlament nicht nur von der vorberatenden Liegenschaften- und Baukommission, sondern auch noch von der SP/Juso/PFG-Fraktion, der CVP/EVP-Fraktion und der SVP-Fraktion. Die Anträge unterschieden sich im wesentlichen darin, welche Punkte der Stadtrat bei der Überarbeitung aus der Vorlage zu streichen habe.
Die vorberatende Kommission wollte auf die Wettkampftribünen und einen Trennbalken im neuen vergrösserten Schwimmbecken verzichten, um das Gebäudevolumen zu reduzieren. Weiter forderte sie den Verzicht aufs Warmwasserbecken im Freien und aufs Provisorium während der Bauzeit.
Der Rückweisungsantrag der SP/Juso/PFG-Fraktion war deckungsgleich mit jenem der vorberatenden Kommission – mit Ausnahme, dass die Linke das Stimmvolk übers Provisorium entscheiden lassen wollte. Die CVP/EVP-Fraktion wiederum wollte zur Reduktion des Gebäudevolumens nur auf die Tribünen verzichten sowie das Aussenbecken und das Provisorium streichen.
Einen tieferen Einschnitt forderte die SVP: Sie wollte Tribünen und Galerie, Trennbalken im Schwimmbecken, Aussenbecken, Saunavergrösserung, Hubboden im Becken für den Schwimmunterricht und das Provisorium während der Bauzeit streichen. Am Schluss setzte sich der Antrag der Liegenschaften- und Baukommission durch. Die Vorlage wurde schliesslich mit 47 Ja, zehn Nein und drei Enthaltungen dem Stadtrat zur Überarbeitung zurückgegeben.
Vorher hatte allerdings eine SP-Frau fürs «unbedingt nötige» Provisorium während der Bauzeit geworben. Ein SP-Mann hatte vom Stadtrat eine Bekenntnis zum Erhalt des Volksbades verlangt; es dürfe nicht passieren, dass dieses Jugendstil-Juwel und älteste noch existierende Hallenbad der Schweiz mit der Begründung geschlossen werde, man habe jetzt mit dem Blumenwies genügend Wassersport-Infrastruktur.
Baudirektorin Maria Pappa und «Sportminister» Markus Buschor setzten sich namens des Stadtrats erfolglos für die Vorlage und gegen die Rückweisung ein. Pappa hätte mit dem Verzicht aufs Warmwasserbecken im Freien leben können, die übrigen Streichungen seien aber nicht gerechtfertigt. Da werde am falschen Ort gespart. Bei einer Rückweisung gehe man das Risiko ein, dass man von der nächsten Generation zu hören bekomme, man habe etwas unpraktisches und ungenügendes gebaut.
In die gleiche Kerbe hieb Markus Buschor: Die Sanierung und Erweiterung des Hallenbads Blumenwies sei ein Generationenprojekt. Dass man dabei sparsam mit den Mitteln umgehe, sei klar, man müsse aber mit Weitsicht und Augenmass sparen. Das habe der Stadtrat ja auch getan, als er etwa sehr zur Enttäuschung der Wassersportvereine auf ein 50-Meter-Becken verzichtet habe.