Grünt die Vegetation, kommen vermehrt Pestizide zum Einsatz – und nicht nur dort, wo sie erlaubt sind. Erst kürzlich wurde eine Gemeinde in der Region wegen des mutmasslichen unerlaubten Einsatzes von Pestiziden angezeigt.
Die Pflanzenwelt zeigt sich derzeit von ihrer prächtigsten Seite. Die Wälder sind saftig grün und die Blumen in den Gärten blühen in allen Farben. Doch es gibt auch unerwünschte Vegetation: Gräser zwischen Pflastersteinen und Unkraut im Garten. Was weg muss, muss weg, mögen sich viele denken. Die Frage ist nur, wie das unerwünschte Grün entfernt werden soll. Nicht selten kommen gemäss Pro Natura Pestizide zum Einsatz. Naturschützer beobachten an zahlreichen Orten in der Region deren Einsatz – immer wieder auch an verbotenen Stellen. Vor einigen Wochen sind ihnen in der Nähe der Stadt St. Gallen Strassenränder aufgefallen, die auf unerlaubten Einsatz von Herbiziden hinweisen. Pro Natura reagierte darauf mit einer Anzeige gegen eine Gemeinde in der Region. Christian Meienberger, Geschäftsführer von Pro Natura St. Gallen-Appenzell, bestätigt diesen Vorfall.
Das Problem ist laut Meienberger, dass die Giftstoffe am Strassenrand nicht abgebaut, sondern vom Regenwasser davongetragen werden und so ins Grundwasser und in Fliessgewässer gelangen. Genauer will Meienberger auf diesen Fall nicht eingehen: «Wir wollen niemanden denunzieren», sagt er. Dem Verein gehe es in erster Linie darum, Missbräuche zu stoppen und den Betroffenen das Problem aufzuzeigen. In den meisten Fällen suche man das Gespräch mit denjenigen, die verbotenerweise Pestizide spritzen. Anzeige erstatte der Verein nur bei grösseren Institutionen, die professionellen Gartenbau betreiben. Pro Jahr sind das laut Meienberger etwa fünf Anzeigen in den Kantonen St. Gallen sowie beiden Appenzell. «Würden wir bei jedem Verstoss Anzeige erstatten, müssten wir pro Woche mehrere Leute anzeigen.»
Der unerlaubte Einsatz werde nicht nur bei Gärtnereien, der öffentlichen Hand und Landwirten, sondern auch bei Hobbygärtnern beobachtet. Hinter diesen Verstössen steckt laut Meienberger meistens kein böser Wille, sondern Unwissenheit. Darum sei Pro Natura bemüht, über Probleme mit Pflanzenschutzmitteln zu informieren. Auf der Internetseite des Naturschutzverbandes können beispielsweise Merkblätter heruntergeladen werden.
Meienberger weist immer wieder auf Alternativen hin: Unkraut könne man mit ausgefeilten thermischen Methoden abbrennen. Daneben könne man einfach jäten oder das Unkraut mit Stahlbürsten ausreissen. Und abgesehen davon: «Warum schönes Unkraut nicht einfach belassen?»