Interessenvertreter forderten ein 50-Meter-Becken im Hallenbad Blumenwies. Erfüllt wird dies nicht. Dennoch sprechen die Petitionäre von einem grossen Erfolg: Trotz Spardruck will der Stadtrat das Hallenbad massiv ausbauen.
13 346 Unterschriften waren zusammengekommen – eine Rekordzahl. Die Forderung nach einem 50-Meter-Becken im Hallenbad Blumenwies konnte dem Stadtrat im vergangenen Frühling also mit Nachdruck übergeben werden. Die stadträtliche Antwort auf die Petition hatte auf sich warten lassen. Kurz vor Weihnachten nun hat Markus Buschor, Vorsteher des Sport- und Schulamtes, die Petitionäre zum Kaffee geladen. Er hatte der Interessengemeinschaft Hallenbad Blumenwies keine frohe Botschaft zu überbringen: Aus Kostengründen will der Stadtrat auf das 50-Meter-Becken verzichten. Bei Rolf Wirth, Präsident der Interessengemeinschaft, überwiegt dennoch die Freude – über die Pläne des Stadtrats.
Die Maximalforderung würde zwar nicht erfüllt, sagt Wirth. Dass aber trotz Spardrucks nicht auf eine Erweiterung des Hallenbades verzichtet wird, wertet er als «ganz grossen Erfolg». Und dieser sei sicher auch den vielen Unterzeichnern der Petition zu verdanken. Weshalb auf das 50-Meter-Becken verzichtet wird, habe Buschor anhand der ausführlichen Berechnungen plausibel erklärt.
33,3 Meter lang und 25 breit soll das neue Becken im Blumenwies werden. In Querrichtung sollen acht Bahnen entstehen, Leistungsschwimmer das Becken während Trainingsfenstern in Längsrichtung durchschwimmen können. Buschor ist überzeugt von der angestrebten Lösung. Dem Stadtrat läge in erster Linie daran, mehr Indoor-Wasserfläche zu schaffen, sagt er. Dass St. Gallen hier ein Defizit von rund 650 Quadratmetern hat, ist im städtischen Bäderkonzept festgehalten. Mit dem neuen Becken im Blumenwies würden rund 830 Quadratmeter dazugewonnen. Den Verzicht auf das 50-Meter-Becken erachtet Buschor aus mehreren Gründen als sinnvoll.
Nicht der Spitzensport mache den Grossteil der Hallennutzung aus, sagt er etwa. Und für den Schulsport seien 25-Meter-Bahnen geeigneter, «da viel übersichtlicher». Bei einem 50-Meter-Becken mit gleicher Fläche wie dem angestrebten seien überdies lediglich sechs Bahnen möglich.
Federführend bei der Variante 25 auf 33,3 Meter war das Sportamt. Leiter Marcel Thoma hatte sich in der Vergangenheit zwar für ein 50-Meter-Becken ausgesprochen, erklärt das Konzept nun aber zur «viel zieldienlicheren Lösung». Schwimmmeisterschaften fänden in der Stadt schliesslich nur alle paar Jahre statt, sagt er. Und fürs Trainieren sei die Wasserfläche viel entscheidender als die Länge der Bahnen.
Der Verzicht rechnet sich: Der Stadtrat geht nun davon aus, die ursprüngliche Kostenobergrenze von rund 25 Millionen Franken einhalten zu können. In seiner Antwort auf die Petition legt der Stadtrat dar: Die günstigste Variante mit 50-Meter-Becken würde rund 40 Millionen Franken kosten. Die teuerste Variante mit 54 Millionen Franken zu Buche schlagen. Buschor erklärt diesen enormen Unterschied mit «exponentiell ansteigenden Kosten» bei der Technik und dem Unterhalt. Bei steigendem Volumen seien zum Beispiel mehr Pumpen nötig, um das Wasser sauber zu halten.
Wäre St. Gallen zu einem Zentrum des Schwimmsports avanciert, hätte ausserdem in die Infrastruktur, etwa in zusätzliche Garderoben, investiert werden müssen. Allein dafür wären laut Buschor rund zehn bis zwölf Millionen Franken nötig gewesen.
Auch abseits des Blumenwies erhält die Region wohl in absehbarer Zukunft kein 50-Meter-Becken: Gossau hatte sich im November klar für ein eigenes, kleineres Hallenbad-Projekt ausgesprochen. Ein des öfteren diskutiertes gemeinsames Schwimmzentrum wurde damit hinfällig.
Den Ausbau des Blumenwies will der Stadtrat 2017 bis 2019 realisieren. Für 2015 sieht er einen Projektwettbewerb vor, vorausgesetzt Parlament und Stimmvolk stimmen dem Projekt zu. Er werde alles daransetzen, sagt Rolf Wirth.