Doris Königer oder Peter Jans: Einer der beiden soll den Sitz von Fredy Brunner im Stadtrat für die SP erobern. Mit wem die Partei im Herbst ins Wahlrennen steigt, entscheidet eine ausserordentliche Mitgliederversammlung am 2. Juli.
Dass die SP zurück in den Stadtrat will, ist seit ihrem Rauswurf im Herbst 2012 klar. Dafür will sie die erstbeste Möglichkeit nutzen: Dass sie zu den Ersatzwahlen für die Stadtregierung vom 30. November antreten will, hat sie bereits vor etwas über einer Woche unmittelbar nach der Rücktrittserklärung von FDP-Stadtrat Fredy Brunner bekanntgegeben. Gestern nun hat der Vorstand der SP-Stadtpartei seine Vorschläge für die Nominationsversammlung vom 2. Juli vorgestellt.
Der ausserordentlichen Mitgliederversammlung stellen sich – wie erwartet – Stadtparlamentarierin und Architektin Doris Königer sowie Kreisgerichtspräsident Peter Jans. Wer von den beiden im Herbst für die Brunner-Nachfolge kandidieren darf, entscheidet die Parteibasis. Der SP-Vorstand enthält sich im Vorfeld der Nominationsversammlung einer Empfehlung für einen der beiden möglichen Kandidierenden. Er will die Auswahl voll und ganz der Basis überlassen.
Parteipräsidentin Bettina Surber begründete gestern vormittag an einer Medienorientierung, wieso «die Zeit ohne SP-Vertretung im Stadtrat» möglichst kurz bleiben müsse: «Es braucht dringend wieder eine fortschrittliche, soziale und ökologische Stimme im Stadtrat.» Im Moment herrsche eine Politik des Stillstands und des Abbaus. Die Bürgerlichen im Stadtrat pflegten ihre verkehrspolitischen Lieblingsthemen und der Sparpolitik des Kantons werde nichts entgegengehalten, kritisierte Bettina Surber.
Die SP wolle eine Stadt für alle St. Gallerinnen und St. Galler. Es gehe ihr um soziale Gerechtigkeit und um eine lebenswerte Stadt dort, wo die Menschen wohnten und lebten. Bettina Surber: «Wir wollen eine Stadt, in der man sich trifft und in der man gerne lebt, in der nicht die <besten Stücke> wie das Güterbahnhofareal für Appenzeller-Agglo-Autofahrer geopfert werden.» Die SP wolle im Gegenteil «eine positive, vorwärts gerichtete Entwicklung».
Sie wolle für den Stadtrat kandidieren und sei jetzt für dieses Amt auch bereit. Daraus, dass sie für die Stadtratswahlen 2012 parteiintern nicht berücksichtigt worden sei, habe sie viel gelernt, sagte Doris Königer gestern selbstkritisch auf eine entsprechende Medienfrage. Sie sei damals einfach noch nicht so weit gewesen. Das sei jetzt anders. «Mit einem gefüllten Rucksack voller Lebenserfahrung, einer Vielfalt von Ideen und Fachwissen ist es jetzt an der Zeit, den Schritt zu machen und für die SP in den Stadtratswahlkampf zu ziehen.»
Aufgewachsen ist Königer (Jahrgang 1961) in Barcelona zu Zeiten Francos. Das habe sie politisiert – «und wenig überraschend links.» Mit 19 nahm sie an der ETH Zürich ein Architekturstudium auf. Dieses rundet sie mit einem Studium der technischen Betriebswissenschaften ab. Vor genau 25 Jahren kam sie nach St. Gallen, heiratete hier und wurde so Schweizerin. 1989 bis 1999 arbeitete sie im Architekturbüro mit ihrem damaligen Mann. Nach der Scheidung gründete sie ein eigenes Architektur- und Planungsbüro. Seit dem Jahr 2000 sitzt sie für die SP im Stadtparlament.
Peter Jans (Jahrgang 1960) ist ein waschechter Stadtsanktgaller. Geboren in Flawil zog er mit seinen Eltern noch vor Erreichen des Kindergartenalters in die Gallusstadt – und ist hier geblieben. 1976 bis 1981 absolvierte er das Lehrerseminar in Rorschach und St. Gallen, von 1981 bis 1991 war er als Primarlehrer an der Stadtschule tätig. 1991 bis 1998 absolvierte Jans ein Rechtsstudium an der Universität St. Gallen. Unter anderem bekam er dabei den Preis für die beste juristische Diplomarbeit seines Jahrgangs. Im Jahr 2000 legte er die Prüfung zum Rechtsanwalt ab, 2006 bis 2012 war er Richter, seit Oktober 2012 ist er Präsident am Kreisgericht St. Gallen. 1989 bis 1996 sass er im Stadtparlament, 1996 bis 2006 im Kantonsrat. Seit 2012 ist er Mitglied des Parlaments der Katholischen Kirchgemeinde St. Gallen.
Er sei breit interessiert an und vielseitig engagiert für die Stadt, die seine Heimat sei. Am Stadtratsamt reize ihn die Möglichkeit, die Zukunft aktiv mitgestalten zu können, sagte Peter Jans gestern vor den Medien. Er wünsche sich eine für alle Lebensentwürfe offene, soziale und ökologische Stadt. Und er wolle, wenn er in den Stadtrat gewählt werde, mitwirken, dass es in diese Richtung gehe.