Stadtrat Peter Jans über 5G: «Die Ängste vor der neuen Technologie sind da»

Bei einem 5G-Podium der Stadt tummelten sich die Gegner der neuen Technologie. Für Peter Jans kam das nicht überraschend.

Sandro Büchler
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Peter Jans, St.Galler Stadtrat, Direktion Technische Betriebe. (Bild: Michel Canonica)

Peter Jans, St.Galler Stadtrat, Direktion Technische Betriebe. (Bild: Michel Canonica)

Haben Sie mit einer derart harschen Kritik an 5G gerechnet?

Peter Jans: Die Reaktionen haben mich nicht wirklich überrascht. Das Thema ist kontrovers. Als die ersten 5G-Antennen in St.Gallen angekündigt wurden, haben wir im Stadtrat etliche Zuschriften erhalten. Darin wurden Bedenken wegen negativer Einflüsse auf die Gesundheit geäussert. Es sind Ängste da.

Weshalb lehnt der Stadtrat höhere Grenzwerte ab?

Wir wollen die bestehenden Grenzwerte beibehalten. Da die Datenmengen steigen, will die Mobilfunkbranche mit höheren Grenzwerten mehr Spielraum, um noch mehr Daten in kürzester Zeit senden zu können. Im Stadtzentrum sind 90 Prozent der Antennen ausgelastet. Der Stadtrat hält aber den Schutz der Gesundheit hoch. Zwar sind die Grenzwerte streng. Aber der Bund hat sich bei der Festlegung etwas überlegt. Jetzt soll man nicht daran herumschrauben.

Die Stadt St.Gallen setzt auf das Zukunftsprojekt Smart City. Darin spielt das «Internet der Dinge» eine zentrale Rolle. Wie geht das zusammen ohne eine Erhöhung der Grenzwerte?

Es braucht nicht zwingend viele zusätzliche Antennen. Die Stadt will das bestehende 5G-Netz mit Antennen mit einer geringeren Sendeleistung ergänzen. Das Kleinzellennetz ist der alternative Ansatz des Stadtrates. Kleine Funkzellen ermöglichen grössere Datenmengen, ohne zahlreiche neue Grossantennen und dies bei einer Strahlungsintensität innerhalb der heutigen Grenzwerte.

Smart City ist ein Überbegriff für neue Technologien und Anwendungen, die den Menschen einen Nutzen bringen und Ressourcen sparen. Einige Anwendungen im Smart-City-Bereich sind auf Echtzeitinformationen angewiesen. Dazu braucht es aber keine höheren Grenzwerte, um die nötigen Datenkapazitäten zu schaffen.

Von welchen Anwendungen reden wir bei Smart City konkret?

Ein Sensor misst den Füllstand eines Unterflurcontainers und meldet, wenn er voll ist. Ein anderes System meldet etwa freie Parkfelder. Für beides reicht das bestehende Lora-Funknetz vollkommen aus. Geht es um autonomes Fahren, braucht es hingegen Echtzeitkommunikation, wie es 5G ermöglicht. Die Stadt hat beispielsweise den Einsatz eines autonomen Kleinbusses evaluiert, die Technologie ist aber noch nicht reif.

Die Mobilfunkanbieter sollen sich zusammen mit der öffentlichen Hand am Kleinzellennetz für die Innenstadt beteiligen. Wie bringt die Stadt die Firmen dazu?

Mit Gesprächen, in denen wir die Anbieter überzeugen wollen. Statt grosse Antennen zu bauen, die sich wegen Einsprachen jahrelang verzögern können, sollen sie sich auf den Weg mit uns machen. So kommen sie womöglich schneller und einfacher ans Ziel. Die Stadt hilft mit Standorten für «kleine» Antennen, etwa an Fassaden von städtischen Liegenschaften oder Beleuchtungsmasten. So wird die Strahlenbelastung tiefer, was wiederum die Akzeptanz erhöht.