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1918 war für St.Gallen ein Schicksalsjahr. Das Ende des Ersten Weltkriegs, die Spanische Grippe und der Landesstreik beschäftigten die Stadtgemeinschaft, die durch die Verschmelzung von St.Gallen, Tablat und Straubenzell zu Gross-St.Gallen wuchs. Die Stadtarchive gehen im Winter in einer Vortragsreihe diesen Ereignissen nach.
Per 1. Juli 1918 fusionierte St.Gallen mit seinen beiden Vororten Tablat und Straubenzell. Damit wurde nach langer Planung und Vorbereitung auch auf kantonaler Ebene das Fundament für die heutige Stadt St.Gallen gelegt. In der Reihe «Stadtgeschichte im Stadthaus» spiegeln die Stadtarchive der Politischen und der Ortsbürgergemeinde zwischen Oktober 2018 und März 2019 an verschiedenen Vortragsabenden diesen wichtigen Schritt und seine bis heute anhaltenden Auswirkungen.
Die einzelnen Anlässe finden - mit einer Ausnahme - jeweils an einem Donnerstag, 18 bis 19 Uhr, im Festsaal des Stadthauses der Ortsbürgergemeinde St.Gallen statt. Der Eintritt ist gratis; aufgrund statischer Beschränkungen am Durchführungsort sind aber pro Vortrag höchstens 100 Gäste zugelassen. Jetzt ist das Programm der neuen Reihe erschienen.
Gestartet wird die «Stadtgeschichte im Stadthaus» diesmal nach den Herbstferien am 25. Oktober. An diesem Abend erläutert Dorothee Guggenheimer quasi die Vorgeschichte zur grossen Stadtverschmelzung von 1918. Die stellvertretende Stadtarchivarin der Ortsbürger erzählt, wie die Stadt im Mittelalter und in der frühen Neuzeit die Abhängigkeit vom Galluskloster abschüttelte und zur international vernetzten Textil- und Stickereistadt wurde.
Am 15. November geht es um die Zusammensetzung des St.Galler Gemeinderats vor und nach der Stadtvereinigung. Marcel Mayer, der Stadtarchivar der Politischen Gemeinde, spricht unter dem Titel «Honoratioren und Fachkundige». Gitta Hassler und Thomas Ryser zeigen danach am 29. November, wie die Stadtverschmelzung vor 100 Jahren ablief und welche interne und externe Reaktionen sie auslöste.
Am 17. Januar 2019 dann geht Stadtschreiber Manfred Linke im ersten Vortrag im neuen Jahr auf die Arbeit des Stadtparlaments ein. Er zeigt sie exemplarisch an der Totalrevision des Polizeireglements von 2004/05 auf. Diese Vorlage brachte unter anderem Wegweisung, Videoüberwachung und Vermummungsverbot.
Sie erregte damals die Gemüter dermassen, dass alle zur Verfügung stehenden parlamentarischen Instrumente dagegen eingesetzt wurden. Im Sommer 2005 kam es im Nachgang zur Volksabstimmung über das neue Polizeireglement sogar zu einer unbewilligten Kundgebung, die in eine Nacht mit Scharmützeln zwischen Polizei und Demonstranten im St.Galler Stadtzentrum mündete.
Vor der Stadtverschmelzung vom 1. Juli 1918 war St.Gallen mehrheitlich reformiert. In Gross-St.Gallen hatten dann plötzlich die Katholiken die Mehrheit. Was das für die protestantische Identität bedeutete und wie die ehemals reformierte Stadt ein neues Profil suchte, zeigt am 21. Februar 2019 Pfarrer Andreas Schwendener.
Und im letzten Vortrag der «Stadtgeschichte im Stadthaus» im Winter 2018/19 sind dann noch die sozialen Umwälzungen vor hundert Jahren ein Thema: Max Lemmenmeier geht ihnen am 7. März 2019 unter dem Titel «Wir sind mittendrin in der Weltrevolution!» nach.
Und wie geht's mit Gross-St.Gallen weiter? Bereits am 7. Februar 2019 wirft Stadtplaner Florian Kessler einen Blick auf die bauliche Weiterentwicklung des Stadtgebiets im Jahr 2050. Was passiert, wenn die laufende bauliche Verdichtung der bestehenden, teilweise sehr lockeren und gut durchgrünten Siedlungsstrukturen abgeschlossen sind? Wird weiter verdichtet? Oder sucht die Stadt ihr Heil in einer neuen Stadtverschmelzung, also einer Ausdehnung der zur Verfügung stehenden Flächen?
Quasi ein Einschub in die Vortragsreihe «Stadtgeschichte im Stadthaus» der Stadtarchive der Politischen und der Ortsbürgergemeinde ist der Vortrag vom Mittwoch, 5. Dezember, 18.15 bis 19.45 Uhr. Dabei geht es um eine Bilanz des Jubiläums «500 Jahre Reformation» aus reformierter und aus katholischer Sicht. Auf dem Podium sitzen unter anderem Martin Gehrer, Chef des katholischen Konfessionsteils des Kantons St.Gallen, und Martin Schmidt, Präsident der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St.Gallen. Der Anlass findet im Raum für Literatur an der St.-Leonhard-Strasse 45 statt. (vre)