Broschüren, die historische Gebäude an der Dorfstrasse zeigen, sind diese Woche in jedem Briefkasten. Die Initianten der IG Denk Mal haben nicht zuletzt Politisches im Sinn.
Auf einem Hügel aus der Eiszeit, umgeben von Sümpfen, entstand einst Wittenbach. In einer landwirtschaftlichen Umgebung stellte das Dorf ein Dienstleistungs- und Gewerbezentrum dar. In der jüngsten Vergangenheit wurde es immer mehr zu einer ausgedehnten Agglomerationssiedlung. Die IG Denk Mal hat es sich zum Ziel gemacht, den Dorfcharakter trotzdem zu erhalten.
Diese Woche bringt die IG anlässlich der europäischen Tage des Denkmals eine Broschüre in Umlauf. «5000 Exemplare wurden gedruckt und werden innerhalb der nächsten Tage verteilt», sagt Barbara Durrer, Initiantin der IG. Die Broschüre zeigt historische Gebäude an der Dorfstrasse und hat nicht zuletzt politische Zwecke: Die IG will die beiden Schulhäuser an ebendieser Strasse vor dem Abriss bewahren.
«Der Dorfhügel ist der einzige Ort in Wittenbach, der noch als Dorf bezeichnet werden kann», sagt Barbara Durrer. Für die Broschüre wurden Gebäude ausgewählt, die kantonal oder national geschützt sind. Auch Gebäude, die im Inventarblatt des Ortsbildsschutzes aufgeführt sind, fanden Beachtung.
Wer kein Wittenbacher ist, tut sich mit dem Verständnis der Broschüre schwer, da Legenden teilweise fehlen. Die IG organisiert deshalb am 16. September um 16 Uhr einen Spaziergang, an dem 14 Gebäude und ihre Geschichte vorgestellt werden.
Die Dorfstrasse erzählt von vergangenen Zeiten, als die Stickerei der ganzen Umgebung zu Reichtum verhalf. Biedermeier- und Jugendstilhäuser wurden erbaut. Doch bereits zuvor entstanden im Dorf grosszügige Bauten. Das Schloss Egg mit Baujahr 1582 ist das älteste Gebäude Wittenbachs. Auch die Kirche St. Ulrich ist beinahe 400 Jahre alt und wurde wie die Kapelle St. Johannes Nepomuk in Fronarbeit von den Wittenbachern erstellt.
Eine lange Geschichte haben auch die Restaurants von Wittenbach, allen voran der um 1730 erbaute «Hirschen». Damals gehörte er zum Schlossgut Egg. Im Saal des «Hirschen» fand jede zweite Gemeinderatssitzung statt. Dazwischen beriet sich der Gemeinderat in der «Krone» – Kronbühl und Wittenbach mussten schliesslich gleichwertig behandelt werden.
Das Zentrum für Dienstleistungen und Gewerbe hat sich verschoben, doch auf dem Dorfhügel sind noch immer Betriebe angesiedelt. Im hellblauen Gebäude wird seit 1675 gebacken, heute von der Familie Gätzi. Auch die Schreinerei besteht seit 1850, derzeit führt sie Wahsel. An der Dorfstrasse 1 war über 100 Jahre lang eine Post. Viele der Gebäude an der Dorfstrasse blicken auf eine lange Tradition zurück.
Lisa Inauen