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Gleich dreimal hintereinander ist eine über 50-jährige Wasserleitung in Guggeien geborsten. Die Stadt kennt das Problem und hat kurzerhand einige Meter neuer Rohre verlegt.
Im Quartier Guggeien im Osten von St.Gallen verwandelt innert 48 Stunden eine alte Wasserleitung die Kesselhaldenstrasse gleich dreimal hintereinander in einen Sturzbach. Womit die Strasse innert 48 Stunden auch dreimal an der fast gleichen Stelle aufgerissen und repariert werden muss.
«Ich dachte, ich spinne, als da am Freitagmorgen schon wieder Wasser zum Boden heraus gekommen ist», sagt eine genervte Anwohnerin. Das sei einfach nicht normal, dass diese Leitung immer wieder kaputt gehe. Zusammengenommen, sei dieses Rohr jetzt acht Mal kaputt gegangen in den letzten zwei Jahren: «Ich habe jetzt nicht einmal Wasser zum Kochen. Hätte ich's geahnt, hätte ich als Wasserreserve die Badewanne volllaufen lassen. Jetzt ist aber nicht einmal mehr das möglich», sagt sie.
In Guggeien ist am Freitagnachmittag rund ein Dutzend Bauarbeiter an der Arbeit - schon wieder. Die Stimmung auch bei ihnen ist mässig: «So etwas passiert hin und wieder. Es ist aber blöd, wenn man jeden Tag ein Stück weiter wieder ganz von vorne anfangen kann», murrt einer. Während der Bagger Kies aus der Grube gräbt schaufelt, saugt eine Bauarbeiterin mit einer Tauchpumpe schlammiges Wasser aus dem Loch.
«Das defekte Rohr ist irgendwo da unten, wohl noch etwa einen halben Meter tiefer», erläutert der Bauleiter. Zwei Mitarbeiter der St.Galler Stadtwerke haben ein neues Rohr bereit gestellt und warten darauf, dass sie es eingesetzt werden kann. Hinter einem nahen Gartenzaun steht ein Anwohner und mustert die Bauarbeitern abschätzig. Er fordert:
«Die sollen sich beeilen und gleich die ganze Leitung neu machen.»
Ulrich Häfliger, Abteilungsleiter Netz Gas und Wasser bei den St.Galler Stadtwerken, versteht den Ärger der Quartierbewohner: «Wasserrohrbrüche sind für die Betroffenen immer mühsam, vor allem wenn sie in Serie vorkommen. Wenn man schon am nächsten Tag nur einige Meter neben der kürzlich geflickten Leitung schon wieder die Strasse aufreissen muss.» Häfliger:
«So ein Hattrick wie an der Kesselhaldenstrasse ist aber schon eher selten.»
Ein mehrfacher Wasserrohrbruch sei auch für die Monteure ärgerlich, die die Leitungen reparieren müssen. Das sei aber ein bekanntes Phänomen. Häfliger erklärt: «Wenn die Leitung an einer Stelle birst, fällt der Druck ab. Wenn wir dann wieder Wasser auf die reparierte Leitung geben, dehnt sich das Rohr. Diese kleine Bewegung genügt bei alten Leitungen für einen erneuten Rohrbruch.» Die dreifach geborstene Leitung in der Kesselhaldenstrasse ist vor 56 Jahren verlegt worden.
Die Stadt St.Gallen betreibt rund 450 Kilometer Wasserleitungen. «Der Zustand der Rohren überrascht uns zum Teil immer wieder. Kürzlich haben wir an einer über 120 Jahre alte Leitung gearbeitet, die noch tadellos in Schuss ist», sagt Häfliger. Alles in allem habe sich die Zahl der Wasserrohrbrüche in den vergangenen fünf Jahren halbiert.
Wobei: «Das nützt jetzt halt der Bevölkerung an der Kesselhalde wenig», räumt Häfliger ein. Er ist aber überzeugt: «An der Kesselhaldenstrasse wird es nach diesen Havarien wieder ruhig sein für die nächsten Jahre.»
In Guggeien wurde unterdessen ein sechs Meter langes neues Rohr verlegt. Dieses soll bis zur Gesamtsanierung halten. Auch den Wunsch der Quartierbevölkerung, jetzt gleich die ganze Leitung zu erneuern kann Bauingenieur Häfliger nachvollziehen. Das sei allerdings nicht so einfach.
«Für ein Sanierungsprojekt benötigen wir vier bis sechs Monate Vorlaufzeit, um allen Partnern wie Strom, Fernwärme, Kanalisation und Telecom sowie dem Tiefbauamt Zeit zu geben, sich in der jeweils eigenen Sache Gedanken über den zu sanierenden Abschnitt zu machen. Danach muss ein Finanzierungsantrag gestellt und die Ausschreibung organisiert werden.»
In Guggeien hofft man sehr, dass die Wasserleitungen jetzt wieder dicht sind. «Das hoffen wir jetzt aber wirklich», bekräftigt der Mann hinterm Gartenzaun. Und die Frau, die kein Wasser zum Kochen hat, ist beruhigt, dass immerhin ein Stück der alten Wasserleitung komplett ersetzt wird: «Wollen wir hoffen, dass der Rest noch eine Weile hält...»