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Die beliebte Partyreihe Soul Gallen von Klemens Wempe feiert mitten im zweiten Lockdown ihr elfjähriges Bestehen. Physisch im Palace geht das wegen Covid-19 nicht, also streamt Gastgeber Herr Wempe Soul-, Funk- und R&B-Klassiker in die Stuben. Und zwar als Daydance, am kommenden Sonntag, von 16 bis 22 Uhr.
Soul Gallen ist eine Erfolgsgeschichte. Seit nunmehr elf Jahren veranstaltet Klemens Wempe alias DJ Soulsonic einmal im Monat die Partyreihe im St.Galler Kulturlokal Palace. Und allermeistens ist das Haus voll. Just vor einem Jahr, kurz bevor die Pandemie über den Globus rollte, feierte Soul Gallen das zehnjährige Bestehen. Eine absolute Ausnahme in der Vergänglichkeit des Nachtlebens.
Zum elfjährigen Bestehen ist alles anders. Das kulturelle Leben ist seit fast einem Jahr im Schlummerzustand, die Schweiz seit einer Woche im zweiten Lockdown. Und trotzdem wollte es sich Klemens Wempe nicht nehmen lassen, ein weiteres Jahr Soul Gallen zu feiern. Kommenden Sonntag streamt er deshalb von 16 bis 22 Uhr Soul- und Funk-Klassiker vom Palace in die Stuben Tanzfreudiger. Unterstützung an den Plattentellern erhält er von Neal Sugarman (Daptone Records/NYC), Armando Bulla (Barcelona) und Herr Eugster aka Vinylist Sir Dancealot.
«Ein Geburtstag ist etwas Spezielles», sagt Klemens Wempe. Auf monatliche Streamings will der Zürcher DJ allerdings verzichten. «Ich bin eigentlich kein grosser Fan solcher Streaming-Partys. Die unmittelbare Reaktion des Publikums, das Gemeinschaftsgefühl, die Atmosphäre: Das fehlt.»
Das Phänomen Soul Gallen übersteht wohl auch eine Pandemie. «Wir haben viele Stammgäste, die sonst jeden Monat kommen», sagt Wempe. Daraus hätten sich über die Jahre auch Freundschaften entwickelt. Beziehungen, die sich aktuell schwieriger pflegen lassen. «Dafür schalten vielleicht am Sonntag Leute ein, die sonst gar nicht ins Palace kommen.»
Auch abseits vom Soul-Gallen-Jubiläum ist das «Palace» sozusagen auf den Stream gekommen. Seit kurz vor Weihnachten findet die Erfreuliche Universität als Internet-Fernsehshow statt. Jeden Dienstagabend gibt's Live Talks, Reportagen und Skurriles. Die Mischung ist bewusst kunterbunt: Vom Talk mit der neuen Stadtpräsidentin Maria Pappa über einen Abend zu Sans-Papiers bis hin zu einem augenzwinkernden Jahresvorblick auf 2021 zeigte das Erfreuliche-Uni-TV in den ersten fünf Ausgaben, was für ein Potenzial im neuen Format steckt.
Dabei macht das «Palace» aus der Not eine Tugend. «Wir probieren viel aus, und versuchen unsere Möglichkeiten des Fernsehens auszuschöpfen», sagt «Palace»-Co-Leiter Johannes Rickli. Für die Erfreuliche Universität sei das Fernsehmachen «totales Neuland». Aber die Aufgabe, komplexe und schwere Themen kreativ zu erzählen, reizvoll. Das neue Format stösst auf Anklang. Gerade, wenn man die Klickzahlen im Netz mit den Gästen an der Erfreulichen Uni in normalen Zeiten vergleicht. Zwischen 200 und 800 Streams hat jede Folge. «Würden so viele Leute zu jeder Erfreulichen Uni ins ‹Palace› kommen, wäre das ja der Wahnsinn», sagt Rickli.
Aber nicht alles ist gleich gut streambar. Konzerte zum Beispiel, ist das «Palace»-Team überzeugt, sollten nur physisch stattfinden. Wann es wieder so weit sein wird, ist leider ungewiss. Bis dahin bleibt nur eins: Zu Hause die Tanzschuhe schnüren.
Der elfte Geburtstag von Soul Gallen kann am Sonntag auf soulgallen.ch, auf palace.sg oder auf tunefortune.net gestreamed werden.