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Das Bewerbungsdossier ist an 281 Delegierte des Eidgenössischen Schwingerverbands verschickt worden. Diese haben bis Anfang übernächster Woche Zeit zu entscheiden, ob das «Eidgenössische» in vier Jahren in St.Gallen oder in Mollis im Kanton Glarus stattfindet.
Die Covid-19-Pandemie hat den Schwingsport auf den Rücken gelegt. Wann das nächste Schwingfest ausgetragen wird, steht in den Sternen. Die Bösen harren des baldigen Aufrufs des Platzsprechers: «Manne, i d'Hose!»
2025 könnte ein «Eidgenössisches» auf dem Breitfeld im Westen von St.Gallen stattfinden. Noch 18-mal schlafen, dann steht fest, ob dem so ist. 281 Delegierte des Eidgenössischen Schwingerverbands haben Mitte vergangener Woche Post bekommen aus St.Gallen und aus Mollis.
In ihrem Briefkasten landeten die beiden Bewerbungsdossiers. Die Delegierten, die sich aus aktiven Schwingern, Ehrenmitgliedern und Funktionären zusammensetzen, haben bis 2. März Zeit, ihre Stimme schriftlich abzugeben. Vier Tage später, am Samstag, 6. März, wird dann mitgeteilt, wer den Zuschlag erhalten hat. Die Spannung steigt und steigt.
Der Präsident des Vereins «ESAF2025», der Tübacher Gemeindepräsident und SVP-Kantonsrat Michael Götte, sagt, mit dem Versenden der Bewerbungsdossiers habe sich die Arbeit des Vereins im Moment erledigt.
Dem Verein, der das eidgenössische Schwing- und Älplerfest in vier Jahren in St.Gallen austragen möchte, gehören Botschafter an. Namhafte erfolgreiche Schwinger wie Jörg Abderhalden, Arnold Forrer und Daniel Bösch sind darunter. Götte sagt, sie werden nach Möglichkeit im Gespräch versuchen, Delegierte von der St.Galler Kandidatur zu überzeugen.
St.Gallen gegen Mollis. Das ist ein Schlussgang mit offenem Ausgang, in dem es aber keinen Gestellten gibt. Die Bewerbungsdossiers, die auch einen Film beinhalten, kommen nicht genau gleich daher: Mollis setzt den Schwerpunkt auf schöne Landschaften und auf Emotionen, St.Gallen setzt auf eine tadellose Infrastruktur und auf Erreichbarkeit mit kurzen Wegen.
Ein «Eidgenössisches» findet nur alle drei Jahre statt, und nur alle 15 Jahre in einem der fünf Teilverbände; das letzte in der Nordostschweiz war 2010 auf der Frauenfelder Allmend. In St.Gallen wurde 1980 schon ein eidgenössisches Schwing- und Älplerfest veranstaltet, auf der Kreuzbleiche. Seinerzeit gewann der Ausserrhoder Ernst Schläpfer.
Im Glarnerland fand noch nie ein «Eidgenössisches» statt. «Es wäre schön, wenn auch einmal ein kleiner Kanton ein solch grosses Fest durchführen könnte», sagte der ehemalige Innerschweizer Schwinger Eugen «Geni» Hasler vergangene Woche der «Südostschweiz». Es scheint, als wollten die Glarner bei den Delegierten damit punkten, im Gegensatz zu St.Gallen noch nie an der Reihe gewesen zu sein. Im Bewerbungsdossier der Glarner Kandidatur heisst es auch: «Zurück zu den Wurzeln, zurück aufs Land.»
Michael Götte sagt, die St.Galler Kandidatur käme sachlich daher. Sie weise die Delegierten auf die «perfekte Infrastruktur» hin. Das Breitfeld ist riesig. Es liegt direkt an der Autobahn A1 und nur wenige Schritte vom Bahnhof St.Gallen-Winkeln entfernt. Die Schwinger würden in der Kaserne Neuchlen-Anschwilen untergebracht. Der nahe Kybunpark würde ins Festgelände eingebunden. «Mit diesen Vorzügen wollen wir die Delegierten überzeugen», sagt Götte. Er wartet gespannt auf den 6. März.
Ein eidgenössisches Schwing- und Älplerfest ist eine «grosse Kiste». Das letzte fand 2019 in Zug statt. Es lockte insgesamt 420'000 Besucher an. Das Fest hatte ein Budget von 37 Millionen Franken. Am Schluss schaute ein Gewinn von rund drei Millionen Franken heraus. Das Schweizer Fernsehen SRF übertrug das Fest an zwei Tagen bereits ab 8 Uhr. Das Stadion, das jeweils für ein Eidgenössisches aufgebaut wird, ist mit über 50'000 Plätzen jeweils die grösste temporäre Sportstätte der Schweiz.
Zug hatte im Bewerbungsverfahren keine Konkurrenz. Im Innerschweizer Schwingerverband konnte man sich in den 2010er-Jahren auf eine einzige Kandidatur einigen. Das ist dieses Mal in der Nordostschweiz anders. Die Kandidatur in St.Gallen ist breit abgestützt. Schirmherr ist der St.Galler Regierungsrat Stefan Kölliker. Auch der St.Galler Stadtrat und die Behörden der Stadt Gossau und der Gemeinden Herisau und Gaiserwald stehen voll dahinter. Das Fest würde der Region St.Gallen gut tun, heisst es unisono.
Ein nationales Fest in dieser Grösse habe einen positiven Einfluss auf den Austragungsort, sagt Stadtpräsidentin Maria Pappa. Die Ostschweiz sei eine Ecke, die viele nicht kennen würden. Durch diesen Anlass würden Stadt und Region wahrgenommen, und zwar in der ganzen Schweiz, sagt sie. Die nachhaltige Wirkung eines solchen Grossanlasses sei natürlich schwer vorherzusagen. Aber wenn so viele Menschen die Ostschweiz fürs «Eidgenössische» besuchten - die Erinnerungen daran seien nachhaltig.
Stadtrat Mathias Gabathuler, Direktion Bildung und Freizeit, bestätigt das. Er selber habe diese Erfahrung gemacht, als er 2002 die Expo besuchte. Zum Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Zug 2019 sind mehr als 400'000 Besucher gereist. «Man muss sich gut überlegen, ob man einen solchen Anlass stemmen kann.» St.Gallen könne das stemmen, sagt er.
Auch Thomas Kirchhofer steht voll und ganz hinter der Bewerbung ums «Eidgenössische». Der Direktor von St.Gallen-Bodensee Tourismus sagt:
«Die Bedeutung von solch grossen Events sind für die Stadt, die gesamte Destination St.Gallen-Bodensee und die umliegenden Regionen von unschätzbarem Wert. Das Fest wäre eine riesige Chance für die Region!»
Michael Götte weiss nicht exakt, wie ihn die Nachricht, wo das «Eidgenössische» 2025 ausgetragen wird, am 6. März erreicht. Er ist gespannt und sagt: «Wir haben alles getan für eine hervorragende Kandidatur.» Ursprünglich war geplant, dass die Delegiertenversammlung am 7. März in Chur darüber entscheiden. Corona durchkreuzte die Pläne.