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Die Schulgemeinde Andwil-Arnegg hat am Montag die Schulbürgerinnen und Schulbürger über die zwei Neubau-Varianten informiert. Nebst einigen Fragen gab's auch Applaus für den Schulrat. Dieser bereitet nun die Abstimmung vor. Sie soll noch in diesem Jahr stattfinden.
Montagabend in Andwil, es ist bereits am Eindunkeln. Trotz des ungemütlichen Wetters hat es zahlreiche Personen auf der Strasse. Von überall her spazieren sie in die gleiche Richtung. Ihr Ziel: die Mehrzweckhalle Ebnet. Diese ist denn auch gut gefüllt. Schliesslich geht es an diesem Abend um ein neues Schulhaus – und um viel Geld.
Die Schulgemeinde Andwil-Arnegg hat die Schulbürgerinnen und Schulbürger zu einem weiteren Infoanlass eingeladen. Anfang August hatte der Schulrat detailliert über die zwei verschiedenen Szenarien informiert: Die Schulbürgerinnen und Schulbürger können entscheiden zwischen einem Erweiterungsbau beim Ebnet in Andwil (Trakt D) und einem Neubau auf der grünen Wiese an der Weideggstrasse in Arnegg. Der Schulrat favorisiert die zweite Variante.
Schulratspräsident Christoph Meier-Meier macht zu Beginn klar, dass sich die Schulgemeinde an einem wegweisenden Punkt befinde. Nun müssten die Schulbürgerinnen und Schulbürger entscheiden, wohin die Reise gehen soll. Meier geht auf einzelne Punkte der beiden Vorprojekte näher ein und fasst zusammen, wieso der Schulrat einen Neubau in Arnegg empfiehlt.
Statt einer riesigen Schulanlage Ebnet gäbe es zwei übersichtliche Quartierschulhäuser mit vernünftiger Grösse in beiden Dörfern. Auch weil in Zukunft eher in Arnegg steigende Bevölkerungszahlen erwartet werden, sei es sinnvoller, dort ein Schulhaus zu bauen.
Der Trakt D beim Ebnet würde zudem etwas verloren auf der ohnehin schon unübersichtlichen Schulanlage stehen. Aus Sicht des Schulrates sei es klar, dass mit einem Neubau in Arnegg alle gewinnen würden – auch die Qualität der Schulanlage Ebnet. Meier sagt:
«Das klingt vielleicht kitschig. Aber es ist so.»
Welche Variante schliesslich umgesetzt wird, sollen die Schulbürgerinnen und Schulbürger noch in diesem Jahr an der Urne entscheiden.
Natürlich werden auch die Kosten thematisiert. Die reinen Bauinvestitionen für den Trakt D liegen bei 10,25 Millionen Franken, jene für den Neubau in Arnegg bei 16 Millionen. Berücksichtige man jedoch alle Faktoren und betrachte das Ganze über einen langfristigen Zeitraumbetrag, reduziere sich die Kostendifferenz auf noch etwa 500'000 Franken.
Das habe mehrere Gründe, sagt Meier. Die Investitionen wären bei einem Neubau in Arnegg zwar höher, in Andwil bei einem Anbau hingegen die laufenden Kosten. Zudem müssen in den nächsten sieben bis zehn Jahren der Trakt B und die Mehrzweckhalle der Schulanlage Ebnet totalsaniert werden. Deren Sanierungen würden mit einem Trakt D über zwei Millionen Franken teurer werden als mit einem Neubau in Arnegg. Unter anderem deshalb, weil während den Umbauarbeiten Ersatzräume gemietet werden müssten.
Die neu berechneten Gesamtkosten für den Trakt D und die anstehenden Renovationen belaufen sich deshalb insgesamt auf knapp 14 Millionen Franken. Der Neubau in Arnegg würde unter Berücksichtigung eines möglichen ausserordentlichen Standortbeitrages der Stadt Gossau in der Höhe von 1,5 Millionen zudem noch rund 14,5 Millionen kosten.
Aufgrund der geringen Differenz seien die Kosten daher nicht mehr relevant als Kriterium, so Meier. «Ich weiss, man könnte denken, der Schulrat hat hier gezaubert.» Er versichere aber, dass es sich hierbei nicht um Magie handle, sondern lediglich um sachliche Argumente.
Der Standortbeitrag der Stadt Gossau sei zwar noch nicht definitiv, sagt Meier. Die Stadt habe aber signalisiert, einen ausserordentlichen Betrag in der Höhe des Bodenpreises zu sprechen. Im Unterschied zur Gemeinde Andwil habe die Stadt Gossau ein Interesse daran, dass das neue Schulhaus in Arnegg gebaut wird. Andwil habe ja bereits ein Schulhaus.
Sowohl für den Boden in Andwil als auch in Arnegg würde die Schulgemeinde 110 Franken pro Quadratmeter zahlen. Der Betrag muss noch vom Stadtparlament genehmigt werden. Mit Blick zu den vereinzelten Gossauer Parlamentsmitgliedern in den Reihen sagt Meier:
«Ich bin aber zuversichtlich, dass es zu keinen grossen Diskussionen kommt.»
Der Schulratspräsident beantwortet zudem gleich eine Frage, die in den vergangenen Wochen nun schon mehrmals gestellt worden sei. «Einige Leute fragen sich, weshalb wir keine Turnhalle beim Neubau in Arnegg mitplanen», sagt Meier. Grund dafür seien einerseits die Kosten. Eine Turnhalle koste über den Daumen gepeilt vier bis sieben Millionen. Andererseits habe die Schulgemeinde genügend Kapazitäten für die Turnlektionen – auch in den nächsten Jahren.
Nach 70 Minuten sind dann die Anwesenden an der Reihe. Als Erster ergreift Andwils Gemeindepräsident Toni Thoma das Wort. Eigentlich äussere sich die Politische Gemeinde Andwil nicht zu diesem Thema, sagt er. Doch er erlaube sich nun doch noch eine Bemerkung. Der Gemeinderat habe von Beginn an festgelegt, dass die Gemeinde den Boden in Andwil zum gleichen Preis wie die Stadt Gossau in Arnegg anbiete.
«Wenn sie den Boden gratis gegeben hätten, hätten wir das auch gemacht», sagt Thoma. Man habe verhindern wollen, dass es eine Differenz zwischen den Bodenpreisen gebe. «Wir wollten nicht, dass eine Variante schliesslich daran scheitert.» Mit den möglichen 1,5 Millionen Franken der Stadt Gossau bestehe nun halt aber doch eine Differenz, was etwas speziell sei.
Der Gemeindepräsident will zudem wissen, wie lange die Laufzeit des Baurechts wäre, wenn die Schulgemeinde auf Gossauer Boden bauen würde. Denn sobald diese abgelaufen ist, gehen alle Gebäude, die sich auf dem Fremdgrundstück befinden, ins Eigentum des Grundeigentümers über.
Angesprochen auf den Heimfall, übernimmt Gossaus Stadtpräsident Wolfgang Giella. «Eigentlich wollte ich heute gar nichts sagen. Ich bin nur als Gast hier», sagt er. Er werde in 100 Jahren zwar nicht mehr hier sein.
«Ich gehe aber davon aus, dass unsere Nachfolger das Ganze vernünftig regeln werden und bei einem funktionierenden Schulhaus nicht auf den Heimfall pochen werden.»
Ein Anwesender will wissen, weshalb die Sanierung des Traktes B in der Höhe von zwei Millionen Franken nur bei der Variante Trakt D aufgelistet sei, und nicht beim Neubau in Arnegg. Meier weist darauf hin, dass es sich bei diesem Betrag lediglich um die Mehrkosten handelt. Wie teuer die Sanierungen werden, könne man noch nicht sagen.
Das führt bei einem anderen Bürger zu Unverständnis. Es sei doch wichtig zu wissen, was für Kosten in den kommenden Jahren auf die Schulgemeinde zukämen. Als Schulbürger habe er doch Anspruch auf diese Info. «Ich will und kann diese Frage nicht beantworten», sagt Meier. Der Schulrat wisse heute nicht, was bei den Sanierungen alles anstehen werde. Dazu müsste er jetzt parallel zum Schulhausneubau ein Projekt starten.
«Wenn ich jetzt eine Zahl nenne, setze ich mich nur in die Nesseln. Denn in ein paar Jahren ist es vielleicht ein komplett anderer Betrag.»
Ein Schulbürger merkt an, dass mit einem Neubau in Arnegg wieder ein Stück Wiese verloren gehe. «Aber damit muss man halt leben.» Ein Mann nutzt die Gelegenheit zudem, dem Schulrat für seine Arbeit zu danken – es gibt spontan Applaus. Nach knapp zwei Stunden beendet Christoph Meier den Anlass: «Sie hören wieder von uns.»