Was ist eine «Werteschule»? Diese Frage richtete ein SP-Parlamentarier an den Gossauer Stadtrat. Dieser spricht von christlichen Grundwerten und gelebter Demokratie.
(pd/nh) «Die Maitlisek ist eine Werteschule», heisst es auf der Webseite der Schule. Immer wieder fiel der Begriff im Zusammenhang mit der Öffnung der Schule, an der ab kommendem Sommer auch Realschülerinnen willkommen sind. Dies veranlasste SP-Stadtparlamentarier Werner Bischofberger zu einer Einfachen Anfrage mit dem Titel «Werteschule – was ist das?». «Eine Werteschule ist wohl weder eine bewertete, noch eine bewertende Schule», schreibt er darin. Der Begriff provoziere dazu, eine Werteschule als höherwertig zu halten und werfe die Frage auf, ob öffentliche Schulen keine Werte vertreten. «Ich weiss aber aus 44 Jahren pädagogischer Praxis, dass die städtischen Schulen tagtäglich daran arbeiten, den Kindern und Jugendlichen Werte zu vermitteln», schreibt der pensionierte Primarlehrer.
Die Bezeichnung «Werteschule» werde von Privatschulen verwendet, um auf besondere Haltungen oder Regelungen aufmerksam zu machen, schreibt der Stadtrat in seiner Antwort. «Gemeint sind im Besonderen christliche Grundwerte und Haltungen oder die Betonung von Achtsamkeit und Respekt.» Die Mädchensekundarschule sei eine christliche Schule katholischer Prägung – und das seit ihrer Gründungszeit vor über 100 Jahren. Sie werde auch in Zukunft an diesen Werten festhalten.
Keinesfalls verstehe der Gossauer Stadtrat die Bezeichnung Werteschule als Gegenteil der öffentlichen Volksschule, heisst es in der Antwort. «Die städtischen Schulen vertreten im gleichen Masse wie die Mädchensekundarschule Werte wie respektvollen Umgang mit Mitmenschen oder Umwelt.» Heute gehe Werteerziehung über Religion hinaus und beinhalte sowohl die gelebte Demokratie als auch das Zusammenleben im Staat.