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Nach über 30 Jahren ist Schluss. Rorschachs Gassärassler lösen sich auf. Die Gründe dafür sind verschieden.
«Nach einem intensiven Austausch mit den verbliebenen Mitgliedern mussten wir den Realitäten ins Auge schauen, dass wir als Guggenmusik nicht mehr auftreten können», heisst es in einem Schreiben der Gassärassler. Seit 1981 bereicherten die Rorschacher Guggenmusiker die hiesige Fasnacht. Damit ist jetzt Schluss.
Zwar seien die letzten rasslertypischen Töne verstummt, die Freundschaften sollen aber erhalten bleiben. «Wer jedoch noch immer ab und zu mit uns feiern will, wird uns wahrscheinlich am Stadtfest am See in Rorschach oder an diversen Guggenveranstaltungen antreffen», heisst es weiter.
Die Gründe für den Schlussstrich seien verschieden, sagt Severin Piller, Präsident der Gassärassler. «Seit Jahren ist die Mitgliederzahl kontinuierlich zurückgegangen», sagt er. So tourten die Gassärassler in den vergangenen beiden Fasnachtsjahren mit den Guggenmusikern der Räblüüs aus Rorschacherberg durch die Region. «Da kamen wir mit zwei mal 15 Mitgliedern auf 30 Leute», sagt Piller, der seit seinem 16. Lebensjahr bei den Gassärassler mitspielt.
Dass sich die Rassler nun ganz zum Aufhören entschlossen haben, sei aber insgesamt dem Wandel der Fasnacht geschuldet, sagt Piller. Denn Rorschach hätte noch ein ganz anderes Problem. Der Musiker sagt:
«Die Fasnacht ist hier quasi tot.»
Neben dem Rorschacher Fasnachtsverein Fagero seien zwar noch die Guggenmusiker der Röräheizär unterwegs, gleichwohl würde hier niemand mehr auf die Fasnacht warten. «Es gibt so viele Angebote», sagt Piller.
«Man kann jedes Wochenende woanders hingehen. Die Fasnacht ist nur noch ein Angebot von vielen geworden.»
Zudem würden sich die Leute heutzutage nicht mehr verpflichten wollen. «Die Guggenmusik ist ein aufwendiges Hobby», sagt er. Es brauche neben Proben auch einige Zeit für die Touren an Fasnacht. «Zu unseren Spitzenzeiten waren wir acht bis neun Wochenenden unterwegs», sagt Piller. «Nicht mehr alle sind da noch dazu bereit.»
Dabei seien aber auch Unterschiede zwischen ländlicher und städtischer Gegend zu erkennen. «In ländlicheren Regionen sind die Leute noch eher von der Fasnacht begeistert», sagt Piller, wie etwa im rheintalerischen Balgach. Zudem würden viele der Mitglieder der Rorschacher Guggen seit einiger Zeit von ausserhalb kommen wie dem Appenzeller Vorderland. Piller sagt:
«Rorschach war früher ein Treffpunkt.»
Auch bei der Planung der Tour stellt sich die Frage: Wo geht man als Guggenmusik noch hin und was bietet man an? So organisierten die Gassärassler jährlich die Rasslernacht, später die Bad Taste Party zu Beginn der Fasnacht. Dabei hätte dem Publikum auch immer etwas Neues geboten werden müssen. «Zudem kommt keiner mehr nur für die Guggen», sagt Piller.
«Heute braucht es vor allem ein gutes Gesamtpaket.»
Bei den Vorbereitungen seien sie auch immer wieder darauf angesprochen worden, ob Guggenmusik gespielt würde. «Bejaht man die Frage, haben wir des Öfteren zu hören bekommen: gut, dann komme ich nicht.» Trotzdem sich die Gruppe nun zum Aufhören entschlossen hat, ist die Stimmung positiv. «Was zurückbleibt, sind die vielen tollen Highlights und Konzerte, die wir erlebt haben», sagt Piller. Darunter sei etwa der Auftritt 2003 in einer Livesendung des ARD in Friedrichshafen.
Auch würde die Entscheidung nicht heissen, dass man nun keine Musik mehr machen würde. «Einige unserer Mitglieder sind bereits zu anderen Guggenmusiken gewechselt.» Da es keine Abschiedstour geben soll, könnten sich die Gassärassler aber ein grosses Fest vorstellen. «Die Details wann, wie und wo sind aber noch unklar», sagt Piller. «Wenn wir aber etwas machen, dann entweder ganz oder gar nicht.»