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Mit Blick auf die Adventszeit hat sich der Gewerbeverein von Rorschach Gedanken zur Attraktivität der Stadt gemacht. Zwischennutzungen in leerstehenden Ladengeschäften stehen nicht im Fokus. In einer Strassenumfrage sagen Passanten, wo sie ihre Geschenke einkaufen.
In der St.Galler Innenstadt eröffnen in diesen Tagen in mehreren ungenutzten Ladenlokalen mehrere sogenannte Pop-up-Stores: Geschäfte auf Zeit, befristet nur für wenige Monate. So bietet ein Laden in der Gallusstadt während der Adventszeit Hemden, Lampen sowie Uhren und Brillen aus Holz nebeneinander an. Andere richten sich mit Einrichtungsgegenständen oder gebrauchten Designermöbeln an ihre Kunden.
Stösst ein solches Verkaufskonzept auch in Rorschach auf Interesse? Zumal in der Stadt aktuell 15 Ladenlokale leerstehen.
Debora Angehrn, Vizepräsidentin des Gewerbevereins, verneint: «Aktuell sind in Rorschach keine Pop-up-Stores geplant.» Es habe auch keine Anfragen gegeben. Der Gewerbeverein sei aber offen für Ideen und würde Interessierten als Türöffner behilflich sein.
Pop-up-Stores seien eine «lässige Sache», findet Angehrn. «Doch sie können nur kurzzeitig beleben.» Das Problem des Gewerbes und des Detailhandels, nämlich die Verlagerung des Konsumverhaltens ins Internet, würde dadurch nicht gelöst, sagt sie. Der Gewerbeverein richtet sein Augenmerk deshalb vor allem auf den «Bummelsonntag» vom 2. Dezember. «45 Geschäfte nehmen teil», so Angehrn. Sie engagiert sich im Gewerbeverein für den Bummelsonntag. Am ersten Adventssonntag wird die Hauptstrasse durch Rorschach bereits am Morgen für den Verkehr gesperrt sein.
«Die Sperrung war ein Anliegen der Gewerbetreibenden, nachdem die Strasse im letzten Jahr bis zum Mittag geöffnet war.»
Mit den Sicherheitsaspekten habe der Gewerbeverein den Kanton, der für die Kantonsstrasse durch Rorschach verantwortlich ist, überzeugen können. Der Bummelsonntag sei aber nur ein Element, um die Attraktivität von Rorschach in den Wintermonaten zu erhöhen. Angehrn erwähnt den Klauseinzug am 1. Dezember, die Adventsveranstaltungen auf dem Lindenplatz, dazu die Eisbahn und das Fonduebeizli im Januar. «Das wird alles von verschiedenen Organisationen veranstaltet, bildet zusammen aber eine Einheit», sagt die Vizepräsidentin.
Es gäbe natürlich noch weitere Ideen, wie man die Leute im Advent nach Rorschach bringe, erklärt sie. «Ein Glühweintreff oder auch ein permanenter Markt wurden besprochen.» Es stelle sich aber jeweils die Frage, was realisierbar sei. Angehrn spielt den Ball den Geschäften im Zentrum zu. «Denn sie müssen die innovativen Ideen umsetzen können.» Der Gewerbeverein biete Hand bei der Realisierung.
Was dem Gewerbe aber schon jetzt helfen würde, seien tiefere Temperaturen. «Das aktuell immer noch warme Wetter lässt die Leute draussen verweilen. Erst wenn es kälter wird, bringt das die Menschen in die Geschäfte.» Für den Bummelsonntag hofft Angehrn auf Schnee. «Das würde dem Tag die richtige Stimmung verleihen.»
Doch noch ist es nicht so weit. Debora Angehrn treibt derweil eine andere Frage um. Denn sie ist für den Bummelsonntag noch auf der Suche nach einem Lokal im Zentrum von Rorschach – jedoch nicht für einen Pop-up-Store: «Ich suche noch einen Ort für die Kinderbetreuung.»
In 46 Tagen ist Heiligabend. Manch einer wird sich schon jetzt fragen, mit welchem Geschenk er oder sie die Augen der Liebsten, der Eltern, von Kindern oder Enkeln zum Leuchten bringen will. Bei der Frage, wo man die Gaben für unter dem Christbaum bekommt, vertrauen einige auf die Geschäfte vor der Haustür. Sie schätzen die persönliche Beratung im Laden und ein Gespräch, das sich daraus entwickelt. Andere hingegen finden im Internet schnell das Gesuchte und lassen sich das Paket direkt vor die Haustür liefern. Die Tagblatt-Redaktion Rorschach hat Passanten im Zentrum von Rorschach gefragt, wo sie ihre Weihnachtsgeschenke einkaufen.
Geschenke besorge ich meist in Rorschach oder St.Gallen. Hier in Rorschach gibt es gute Läden. Gerade Schuhe kaufe ich gern in einem Geschäft im Zentrum von Rorschach ein. Sicher schaue ich auch bei Zalando rein; die Kleiderauswahl ist da einfach riesig. Noch habe ich aber keine Weihnachtsgeschenke gekauft. Aber wir haben ja noch etwas Zeit.
Das ist gemischt, halb-halb. Einerseits möchte ich die Dinge, die ich verschenken will, erst in die Hand nehmen. Ein Buch will ich anfassen und richtig anschauen können, auch etwas darin lesen. Andererseits ist das Einkaufen online bequemer. Man kann die Preise vergleichen, bezahlt online und bekommt alles einfach nach Hause geliefert. Geschenke mache ich aber nur noch meinem Freund, meinen Eltern und meinem Gottenkind.
Wir haben ja schon fast alles, deshalb kaufe ich nur noch Geschenke für unser Grosskind. Online einkaufen? Das mache ich praktisch gar nicht. Ich kaufe lieber in einem Laden ein. Das ist persönlicher und ich kann direkt anschauen, was ich will. Im Internet hat man ja nur ein Bild, das ist nicht das gleiche. Und sowieso muss man die Geschäfte hier doch unterstützen.
Unserer Mutter schenken wir meist Schoggi oder Parfüm, für den Vater gestalten wir etwas im Werkunterricht oder basteln eine schöne Karte. Geschenke für Kolleginnen suchen wir oft im Messepark Dornbirn, auch Schokolade kaufen wir natürlich im Laden. Für spezielle Dinge oder Marken greifen wir auf Zalando und Amazon zurück. Wenn wir Schuhe kaufen wollen und sie unsere Grösse nicht mehr im Geschäft haben, finden wir online das passende Paar.
In rund zwei Jahren sollen die Gebäude an der Mariabergstrasse 21 umgebaut werden. Bis es so weit ist, hat die Grundeigentümerin, die Architektin Isa Stürm, die Liegenschaft für Zwischennutzungen aller Art geöffnet. Von den 1000 Quadratmetern, die zur Verfügung stehen, sind aktuell noch 91 zu vermieten. «Nach einem Jahr ist das Areal fast gefüllt», sagt Gloria Weiss von der Agentur Alltag. Sie hat zusammen mit Stürm das Projekt «1000m2» entwickelt.
«Es hat sich eine spezielle Gemeinschaft gebildet. Das sind nicht einfach normale Büros», sagt Weiss. Neben Mietern der ersten Stunde, wie dem Vespa Club oder der Macherstube, sind neue Mieter eingezogen. Sehr bald folgte «Lern Etwas», eine Werkstatt, die Menschen mit Migrationshintergrund dabei unterstützt, sich selber eine berufliche Laufbahn aufzubauen. Oder etwa die «Beratung im Sturm», die psychologische Beratung und Kommunikationstrainings anbietet. Das Kreativ-Duo «Platzhirsch und Leithammel» wurde für ein Filmprojekt auf die Zwischennutzung aufmerksam. Während des Drehs hätten sich die beiden in die Räume verliebt – und haben sich entschlossen, zu bleiben.
«Jetzt werden Synergien genutzt, man unterstützt sich gegenseitig, die Kunstschaffenden harmonisieren zusammen – das ist ein Zeichen des Erfolgs», sagt Weiss. (sab)