Theaterleute regten im Kulturlokal an der Kronenstrasse zum Nachdenken an und fassten schliesslich bei ihrem Schauspiel ganze Lebensgeschichten in kurze Folgen mit treffenden Gesten, Gebärden und wenigen Worten zusammen.
RORSCHACH. Es war kein Theater mit Textbuch, schönen Kleidern und Orchester, das am Donnerstagabend im Kulturraum an der Kronenstrasse aufgeführt wurde. Der Moderator und drei Schauspielerinnen des Playback-Theaters St. Gallen traten in schwarzen Gewändern auf, nahmen sparsam bunte Tücher zu Hilfe und liessen ihr Spiel durch den Gitarristen musikalisch untermalen.
Den Ton darüber, was dargestellt werden sollte, gab das Publikum an. Vorgegeben war das Thema Umbruch, wie es jeder Mensch im Leben ein- oder mehrmals erfährt: angstmachend, hoffnungerweckend, verändernd. Das Thema führte zur Diskussion unter ganz verschiedenen Menschen: Ein vierjähriges Mädchen hatte geträumt und liess die Schauspielerinnen sich selbst zwischen zwei auf die Alp verschwundenen Pferden und dem gefährlichen Wolf auftreten.
Als See, wachsende Hausblocks und Menschen, die sich nicht wehren können, liess ein Musiker den ihn ängstigenden langsamen Umbruch seiner Stadt darstellen. Ein seit Kindheit handicapierter Mensch teilte mit Theaterleuten und Gästen seine schwierige Lebensgeschichte und die Versuche, diese zu bewältigen. All diese Ideen aus dem Alltag nahmen die Schauspielerinnen, der Moderator und der Gitarrist auf, setzten sie in aufgeregte, manchmal beinahe ängstigende, schliesslich aber auch beruhigende, mutmachende Gesten, Gebärden um. Jene, die ihr Schicksal den Schauspielerinnen anvertraut hatten, erkannten sie im Ergebnis wieder. Auflockernd wirkte die Szene, in der die Grossstadt New York und das einsame Dorf Herisau um die Gunst einer jungen Frau schmeichelten.