Vorwiegend alleine und als Mieter - so wohnt Rorschach

Wenigen Rorschachern gehört die Wohnung oder das Haus, in dem sie wohnen. Dafür gibt es in der Hafenstadt eher günstigen dafür älteren Wohnraum. Demnächst werden 144 neue Wohnungen fertiggestellt – etwa gleichviel stehen derzeit leer.

Jolanda Riedener
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Viele günstige und ältere Wohnungen gibt es in Rorschach. Gleichzeitig entstehen aktuell mehrere Überbauungen, die modernen Wohnraum bieten. (Bild: Jolanda Riedener)

Viele günstige und ältere Wohnungen gibt es in Rorschach. Gleichzeitig entstehen aktuell mehrere Überbauungen, die modernen Wohnraum bieten. (Bild: Jolanda Riedener)

Baukran und Bagger gehören zum gewohnten Stadtbild von Rorschach. Seit Monaten sind Bauarbeiter auf dem Areal der ehemaligen Brauerei Löwengarten beschäftigt. Vier Wohnhäuser mit 90 Wohnungen sowie Gewerbeflächen entstehen dort. Dasselbe Bild an der Pestalozzistrasse: Drei Wohnhäuser bieten dort demnächst Platz für 54 Wohnungen. Bereits in diesem Jahr soll das Bauprojekt abgeschlossen werden.

Noch nicht gebaut aber bereits Grosses angekündigt haben Architekten und Investoren auf dem historisch bedeutsamen Feldmühle-Areal. Frühestens 2025 könnten dort erste Wohn- und Gewerbeflächen entstehen.

Eine Entwicklung, ganz im Interesse des Stadtrats. Denn: Rorschach soll wieder zur Stadt werden. Der Rat hat ein entsprechendes Raumplanungskonzept unter dem Titel «Seestadt Rorschach» bereits vor einiger Zeit in Angriff genommen. Wachstum – und dafür die Schaffung von Wohnraum – hat Priorität.

Neue Wohnungen sind gefragt, alte stehen leer

149 Wohnungen standen im vergangenen Jahr in Rorschach leer. Die Leerwohnungsziffer drückt den prozentualen Anteil der leerstehenden Wohnungen im Vergleich zum Gesamtwohnbestand einer Gemeinde aus. Mit 2,75 Prozent ist die Leerwohnungsziffer in Rorschach zwar niedriger als bei den Nachbarn in Rorschacherberg (5,34 Prozent) oder in Thal (3,32 Prozent). In Goldach ist die Leerwohnungsziffer dafür leicht tiefer (2,54 Prozent) als in Rorschach.

2017 gab es in Rorschach 5410 Wohnungen. Verteilt waren diese auf 1191 Gebäude. Eine spontane Suche auf einer bekannten Immobilienseite zeigt immerhin 330 Treffer für Mietwohnungen in Rorschach an.

Dass es zurzeit viele Angebote von Häusern oder Wohnungen auf dem Markt gibt, bestätigt Sylvana Frigoli. Die Immobilienberaterin bei Engel & Völkers in Rorschach sagt:

«Was immer gefragt ist, sind Attika- oder Neubauwohnungen mit Lift und Seesicht, allerdings eher in der Region Rorschacherberg und Goldach.»

Zu beobachten seien auch Preisreduktionen: «Die Preiswünsche der Eigentümer können nicht oder nur selten erfüllt werden, da sich der Markt und die Wünsche der Käuferschaft verändert haben.»
Insbesondere günstigere, ältere Wohnungen sind in Rorschach zu haben. «Der Verkauf dieser Wohnungen ist eher schleppend», sagt die Immobilienberaterin. Wenn viele Neubauten zu guten Preisen angeboten werden, machen diese es den älteren Wohnungen auch nicht leichter, einen passenden Käufer zu finden, ist Sylvana Frigoli überzeugt.

Rorschacher wohnen öfters alleine

Wie sieht die Wohnsituation der Rorschacherinnen und Rorschacher konkret aus? 4587 Privathaushalte gibt es in der Hafenstadt, das zeigen die aktuellsten Zahlen von Ende 2017. Die häufigste Wohnform stellen Einpersonenhaushalte dar: 2148 solche Haushalte gibt es. In 1533 Haushalten wohnen nur Erwachsene, in 906 Familien zusammen. Während Ein- (2148) und Zwei-Personen-Haushalte (1301) in Rorschach am häufigsten sind, gibt es in Rorschacherberg, Goldach und Thal im Verhältnis mehr Zwei-Personen-Haushalte.

Weiter unterscheidet sich auch die Zusammensetzung der Wohnparteien bezüglich Herkunft und Alter. Am meisten Haushalte setzen sich aus Schweizer Staatsbürgern zusammen (2291). Dem gegenüber stehen 1855 ausländische Paare, Familien oder Wohngemeinschaften. Nur 440 Haushalte bestehen aus Schweizer und ausländischen Staatsbürgern. Deutlich weniger Haushalte mit ausländischen Bewohnern gibt es dagegen in den Nachbargemeinden Rorschacherberg (686) oder Goldach (753).

Wohneigentum führt zu besserer Integration

Gesamt sind nur 16,6 Prozent aller Personen in Privathaushalten in einer Wohnung oder einem Haus wohnhaft, das ihnen auch gehört. Ein Blick über die Gemeindegrenze zeigt im Vergleich, dass in Rorschacherberg (46,2 Prozent), in Thal (49,4 Prozent) oder in Goldach (40,8 Prozent) deutlich mehr ein Eigenheim besitzen.

Durch die Bevölkerungsstruktur und die Industriegeschichte lässt sich der hohe Mieteranteil gemäss Thomas Schwager, Geschäftsstellenleiter vom Mieterinnen- und Mieterverband Ostschweiz, erklären. Auch der hohe Anteil an ausländischer Bevölkerung

Stockwerkeigentum im Zentrum ist nicht attraktiv

«Rorschach weist seit jeher einen Gebäudebestand auf, der auf Miete ausgerichtet ist», sagt Edgar Lona, Präsident des Hauseigentümerverbands Rorschach und Umgebung. Bauland gibt es in Rorschach keines mehr, auch Einfamilienhäuser sind selten. Stockwerkeigentum mitten in der Stadt sei gemäss Lona für Familien mit Kindern nicht gefragt. Vor allem ältere Personen schätzen hingegen die Zentrumslage, wo sie Infrastruktur vor der Haustüre auffinden.

Gemäss der kantonalen Fachstelle Statistik nimmt Wohneigentum einen hohen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stellenwert ein: «Wer seine Wohnung oder sein Haus besitzt, hat meist eine längerfristige Bleibeperspektive mit allen Folgen für die Integration in das örtliche Gemeinwesen in gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und steuerlicher Hinsicht.»

Mietkosten werden über längeren Zeitraum ausgewertet

Im Vergleich zu anderen Wahlkreisen sind in der Region Rorschach die Mieten günstiger, wie folgende Zahlen zeigen.

Durchschnittliche Mietpreise nach Zimmerzahl

Mietpreis im Vergleich mit Wahlkreisen
Wahlkreis Rorschach
Wahlkreis St.Gallen
Wahlkreis Rheintal
Wahlkreis Wil