Den Aussichtsturm im Naturschutzgebiet Höchstern, genannt der «Schnägg», kennt nicht jeder. Auch wissen die meisten nicht, dass dort früher eine Deponie war, wo Abfall und Bauschutt abgeladen wurden. Die Entstehung des Naturschutzgebietes Höchstern geht bis ins 19. Jahrhundert zurück.
Den Aussichtsturm im Naturschutzgebiet Höchstern, genannt der «Schnägg», kennt nicht jeder. Auch wissen die meisten nicht, dass dort früher eine Deponie war, wo Abfall und Bauschutt abgeladen wurden. Die Entstehung des Naturschutzgebietes Höchstern geht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Damals übernahm Jacob Schmidheiny die von Prof. Karl Völker betriebene Handziegelei, die sich auf dem heutigen Areal des Einkaufszentrums Coop in Heerbrugg befand. Zwischen 1870 und 1968 wurde im Balgacher Gebiet Höchstern für die Ziegelfabrikation der Ziegelei Schmidheiny der Lehm ausgehoben. Durch die Gewinnung entstanden grössere und kleinere Löcher, Gräben, Sümpfe, Teiche und ein kleiner See. Dieser füllte sich mit Grundwasser, und Flora und Fauna übernahmen das Zepter im Gebiet.
1923 baten die Brüder Ernst und Jacob II. Schmidheiny die Politische Gemeinde Balgach, in der «Höchstern», in ihrem ausgeschöpften Lehmland, Verbotstafeln aufstellen zu dürfen, damit die zum Teil neu gesetzten jungen Pflanzen nicht zertrampelt werden. Damit haben die Brüder geholfen, ein Naturreservat in Balgach zu gründen. Viele Jahre blieb das Reservat unberührt – abgesehen von der Lehmgewinnung.
Die meisten wasserdichten und tiefen Mulden schienen später sehr geeignet, um den stetig steigenden Wohlstandsmüll zum Verschwinden zu bringen. Bis 1985 wurde jeglicher Abfall hingefahren. Ohne Kontrolle konnte jedermann alles deponieren. Ab 1990 war es dann nur noch erlaubt, mit Bauschutt auf die immer höher werdende Halde zu fahren. Erst 1995 wurde die Deponie endgültig aufgehoben.
Nachdem 1997 die neue Schutzverordnung unterzeichnet worden war, schrieb die Gemeinde ein Jahr später einen Wettbewerb zur Gestaltung der Deponie Höchstern aus. Auch Madeleine Mathieu reichte gemeinsam mit Tobias Schmidheini ein Projekt ein. «Die Philosophie des Architekten Friedensreich Hundertwasser und ein Hügel mit einem spiralförmigen Rundweg im Kindergarten von Eschlikon waren die Grundpfeiler unserer Wettbewerbseingabe», erinnert sich Madeleine Mathieu. Gemeinsam mit Tobias Schmidheini wollte sie auf dem Deponiehügel ein Stück zivilisierte Natur erstellen, mit der Idee, Ausblick zu haben auf das Dorf, die Landwirtschaftsgebiete, die Berge und insbesondere auf den grossen Teil der naturbelassenen Wildnis. Anfang 1999 wurde die Umgestaltung des Geländes nach der Vorlage dieses Projekts in Angriff genommen und am 7. Mai 2000 offiziell eingeweiht.
Bei der Neugestaltung wurde südlich auf dem Plateau des Bauschutthügels nochmals ein grosser Hügel aus Erde angelegt. Dabei wurde in der Form eines Schneckenhauses ein Weglein bis zur Spitze des Hügels, die man ebenfalls zu einem Plateau ausgeebnet hatte, angelegt und am äusseren Rand mit Weidenstecklingen gesichert. Mit einem Grossaufgebot von freiwilligen Helfern der «Balger Natur» wurden diese Stecklinge eingesetzt und mit Weidenruten geflochten, wie ein Korb. Die Weide ist eine rasch wachsende Pflanze und für die Hangsicherung bestens geeignet. Mit Holzschnitzeln von den in der «Höchstern» gefällten Bäumen wurden die Weglein begehbar gemacht. So entstand ein lebendiger Aussichtsturm mit einem schönen Ausblick über das Höchsternseelein. Heute ist der «Schnägg» ein beliebter Ort für Spaziergänger, Jogger, Familien und Liebespärchen, die die Ruhe und die Natur geniessen möchten.
Leider nutzen das Naturschutzgebiet auch Jugendliche, die nicht nur mit lauter Musik die Tiere stören, sondern auch Abfall hinterlassen. «Für den <Schnägg> gelten die gleichen Regeln, wie in anderen Naturschutzgebieten», sagt Marianne Hangartner, Co-Präsidentin vom Verein Balger Natur. Diese Regeln stehen auf der Hinweistafel beim Eingang.