MARBACH. Das im Jahr 1375 erstmals urkundlich erwähnte Schloss Weinstein in Marbach wird derzeit umfangreich saniert. Ein Rundgang mit dem Besitzer Peter Häni.
Im Schloss Weinstein, hoch über dem Dorf Marbach, geben sich derzeit Handwerker die Klinke in die Hand. Peter Häni kühlt sich die Hände am Schlossbrunnen und blickt Richtung Eingang. Rund zwei Tage die Woche ist der Unternehmer aus Uttwil TG seit Anfang Jahr in Marbach, blickt den Handwerkern über die Schulter, entscheidet und plant die nächsten Schritte. Peter Häni übernahm das Schloss im Herbst des letzten Jahres. Nach dem Auszug der früheren Besitzerfamilie Herzog, die den Gastrobetrieb in dritter Generation führte, wurde im Januar mit den Umbauarbeiten begonnen. Häni erzählt dies, während er zur Scheune blickt. Ihre Sanierung ist bereits weit fortgeschritten.
Dann geht es zum Schlosseingang. Dieser Tage ist das nicht ungefährlich. Immer wieder fallen Verputzteile zu Boden. Aussen wird vor allem der Westtrakt renoviert, der stark unter einem zu dichten Zementverputz gelitten hatte. Dieser wurde entfernt und wird durch einen vor Ort gelöschten Kalkputz ersetzt. Dies ist eine jahrhundertealte und beste, aber kaum mehr angewendete Technik für historisches Mauerwerk. Unter dem Zementputz kamen interessante Details zum Vorschein: Spuren von Malereien an der Fassade, Sandstein-Eckquader und Fachwerkteile, die mit Tonplatten belegt wurden, eine äusserst seltene Bauweise. «Geeignete Handwerker für diese Arbeit zu finden, war dann auch die grösste Herausforderung», erzählt Häni. In Gerold Ulrich, der in Diepoldsau eine Firma für Restaurationen von Kalk- und Lehmputzen führt, wurde er fündig. So, dass der Turm dieser Tage fachgerecht mit neuem Sumpfkalk ergänzt wird und einen neuen Kalkfarbenanstrich erhält. Ulrich ist einer der vorwiegend regionalen Handwerker, die für die Schloss-Renovation berücksichtigt wurden.
Die Harmonie zwischen Häni und den Handwerkern ist spürbar. «Ich fühle den Goodwill, die Freude, dass das Schloss erhalten bleibt. Sei dies bei der täglichen Arbeit am Schloss, der Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege oder der Gemeinde», erzählt Häni. Baubewilligungen seien ihm jeweils in kürzester Frist erteilt worden. Für Marbach wiederum ist es ein Glücksfall, dass das weit herum bekannte Wahrzeichen der Gemeinde saniert und der Öffentlichkeit zugänglich bleiben wird. «Dadurch ist gewährleistet, dass <unser Weinstein> weiterhin auch ausserhalb der Gemeinde wahrgenommen wird», sagt Gemeindepräsident René Zünd.
Peter Häni steigt einige Treppen hinunter. Hier, im Schlosskeller, wurden Spinnweben beseitigt, Sandsteinplatten gesetzt und eine Beleuchtung angebracht. Der Fels, auf dem das Schloss im 14. Jahrhundert erbaut wurde, kann berührt werden. Wie der Raum künftig genutzt wird – als Lager oder als Keller für Apéros – ist offen. In der Gaststube erzählt Häni vom Stand der Arbeiten: Eine neue Heizung ist eingebaut, die dreieinhalb Zimmer grosse Wirtewohnung ebenso saniert wie der Ritter- und der Schlapparitzisaal.
Ein Handwerker will wissen, wie der Spiegel der neuen WC-Anlagen zu platzieren sei. Häni kümmert sich darum.
Derzeit werden im dritten und vierten Obergeschoss 31 neue Fenster eingebaut. An Stellen, wo bis jetzt keine Fenster angebracht waren oder die Holzläden die fehlenden Fenster verdeckten und somit das eindringende Wasser leichtes Spiel hatte. Zudem wird das Dach saniert. Ganz oben, unter dem Dach, zeigt Peter Häni einen Schatz. In der uralten Küche wurde vor 150 Jahren gekocht (siehe Kasten). Die Küche wurde in der Folge zweimal gezügelt. Zuerst in den zweiten Stock und damit dorthin, wo sich heute die Besucher-Toiletten befinden, später zwei Stockwerke tiefer. Dafür wurde vor rund einem Vierteljahrhundert ein Teil des Felsens gesprengt, auf dem das Schloss steht. Bevor es hinunter in die gegenwärtige Küche geht, zeigt Peter Häni die Räume beim östlichen Turmzimmer. Hier wird im Herbst dieses Jahres nicht nur das Turmzimmer saniert, sondern werden Schlaf- und Wohnzimmer sowie ein Bad eingebaut.
Die Küche wird als einer der letzten Räume umgebaut. Hier möchte Peter Häni die zukünftigen Pächter mitreden lassen: «Schliesslich ist dies das Arbeitsinstrument des Kochs.» Noch im Mai wird die Suche nach einem Pächterehepaar intensiviert. Häni ist überzeugt: «Das Schloss Weinstein ist eine gute Existenz für ein Pächterpaar.» Der Betrieb soll im November dieses Jahres wieder aufgenommen werden. Doch unter Druck wird sich Häni bei der Pächtersuche nicht setzen: «Das Gefühl muss stimmen.» Am Ende des Rundgangs steht Peter Häni im Garten und blickt über die Rebhänge, wo die Blauburgunder- und Riesling×Sylvaner-Trauben gelesen und später zum «Schloss Weinsteiner» gekeltert werden. Die Gärten rund um das Schloss und die Sonnenterrasse werden bald mit neuem Kies und Sandsteinmauern aufgepeppt. Häni macht seine Arbeit als temporärer Bauleiter Spass. Er investiert nicht nur viel Herzblut, sondern auch viel Geld. Zahlen will er keine nennen. Doch er freut sich darauf, hier zum ersten Mal an einem Tisch zu sitzen und ein feines Menü zu geniessen: «Es ist so schön hier, dass ich das Schloss allen zugänglich machen will und mir nicht vorstellen könnte, einfach einen Zaun um das Gebäude zu ziehen und es als Privathaus zu bewohnen.»