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Die Recherchen der fünf Senioren, die in einem Jahr das erste Rorschacher Kochbuch herausgeben wollen, laufen auf Hochtouren. Den Anfang macht ein Pfahlbauer-Gericht. Noch fehlt den Autoren vor aber allem eines.
Was die Menschen in der Zeit vom fünften bis ersten Jahrtausend vor Christus wohl gegessen haben? «Am Bodensee jedenfalls ernährten sich Pfahlbauer bereits recht vielfältig: Fisch, Gemüse, Früchte, Pilze, Beeren, Wurzeln, Rinden, Getreide, Fleisch – eigentlich vieles, das wir heute auch essen», sagt Erika Pertzel. Sie ist eine von fünf Senioren, die gemeinsam ein Kochbuch mit Geschichten aus Rorschach herausgeben. Kaufen soll man es bereits im Herbst 2019 können. Der erste Teil des Buchs stellt einen historischen Überblick über die Ernährung in der Region dar, angefangen bei den Pfahlbauern und abgeschlossen mit einem Blick in die Zukunft.
Geschichte habe sie immer interessiert, sagt Pertzel. Mit Pascal Fuhrimann hat sie einen Experten zum Leben der Pfahlbauer gefunden. Der Leiter des Museums im Kornhaus habe ihr eine Tabelle mit Nahrungsmitteln geliefert, die bei den Pfahlbauern auf dem Speiseplan standen. «Er hat sich sofort bereit erklärt, einen Beitrag darüber im Rorschacher Kochbuch zu schreiben», sagt Pertzel. Das Pfahlbauer-Rezept stehe noch nicht, sie habe aber schon Einiges im Hinterkopf. Eine Gemüsesuppe oder ein Eintopf mit Fleisch und Getreide zum Beispiel. Je nach Jagderfolg kam auch grilliertes, geschmortes oder sogar niedergegartes Fleisch auf den Tisch. «Damals gab’s vielleicht eine Säbelzahnkatze, heute wäre es ein Kaninchen», sagt Pertzel.
Zwar hätten sich keine Pfahlbauer in Rorschach niedergelassen, allerdings hielten sich jene aus Arbon auch am Rorschacher Seeufer auf. Als sie damit begonnen, Ackerbau zu betreiben und Getreide anzubauen, habe gleichzeitig ihre Lebenserwartung abgenommen, vermutlich weil die Ernährung nicht mehr gleich Vielfältig war. «Spannend ist ja, dass man damals alles verwertet hat und heute ist dieser Trend wieder in aller Munde», sagt Pertzel. From nose to tail nennt sich die Modeerscheinung. Übersetzt heisst das, von der Nase bis zum Schwanz. Ganz den Pfahlbauern nachempfunden hat Erika Pertzel ein Fladenbrot gebacken. Es besteht zu zwei Dritteln aus Dinkelmehl und einem Drittel Buchweizen. Nur mit Wasser, Olivenöl und Gewürzen kommen die ausgewallten Fladen bei 230 Grad in den Ofen. Sie schmecken knusprig, etwas wie Knäckebrot.
Trotz der vielen Gespräche und Recherchen für ihr Kochbuch, ist den Senioren das Kochen noch nicht vergangen. «Wir lieben es nach wie vor», sagt Vereinspräsidentin Johanna Enzler. Zwar sei der Rücklauf an Rezepten mässig gewesen. Das Team freue sich deshalb über weitere Einsendungen: «So hätten wir eine grosse Auswahl für unser Buch», sagt Enzler. Jene Rezepte, die im Rorschacher Kochbuch keinen Platz finden, werden dafür auf der Website veröffentlicht.
Die erste Redaktionssitzung fand vor einer Woche statt, das Grundgerüst steht. «Zurzeit haben wir eine kreative Phase», sagt Enzler. Sie seien aber auch auf Geschäfte oder Restaurants zugegangen, um an Rezepte und vor allem an Geschichten zu kommen. Denn das Kochbuch soll auch Hintergründe und Lesestoff bieten.
Neben weiteren Rezepten sind die Hobbyköche auf Sponsoren angewiesen. Das Korrektorat, der Buchdruck, die Gestaltung, die Bilder: das alles kostet. Ohne Geldbeiträge wäre die Realisierung nicht möglich. Das beschäftigt die Präsidentin. Erika Pertzel hingegen ist zuversichtlich: «Für mich ist die grösste Herausforderung, dass das Werk von uns fünf am Schluss eine runde, stimmige Sache ist und alles gut zusammenpasst.»
Wer mehr über das Projekt wissen , ein Rezept einschicken oder Geld spenden will: www.rorschacher-kochbuch.ch