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Parkieren darf auf dem St.Galler Marktplatz seit Ende März niemand mehr. Trotzdem sind die Parkfelder nach wie vor gut zu erkennen. Das führt bei zahlreichen Autofahrern zu Missverständnissen. Nun hat die Stadtpolizei zusätzliche Parkverbotstafeln aufgestellt.
Knapp zwei Monate ist es nun her, dass 38 Parkplätze auf Marktplatz und Blumenmarkt in St.Gallen aufgehoben wurden. Zumindest im städtischen Verkehrsreglement. Denn zu sehen sind die Markierungen bis heute. Nach der Aufhebung am 28. März haben Mitarbeiter des Strasseninspektorats die Linien mit kleinen Metallkügelchen weggestrahlt. Das reichte aber nicht, um die Parkfelder zum Verschwinden zu bringen. Gründlicher wäre es gewesen, die Pflastersteine abzuschleifen. Dabei hätten die Steine aber beschädigt werden können.
Gleichzeitig ist der St.Galler Marktplatz gemäss der neuen Verkehrsanordnung (Begegnungszone) eben nicht autofrei, sondern nur parkplatzfrei. Hineinfahren – sogar Halten für den Güterumschlag – ist erlaubt. Das stiftet seit der Aufhebung der Parkplätze Verwirrung. Regelmässig stellen Autofahrer ihre Fahrzeuge in die bereits aufgehobenen Parkfelder.
Roman Kohler, Mediensprecher der St.Galler Stadtpolizei, bestätigt auf Anfrage, dass man Gegensteuer geben musste. Während der «Eingewöhnungsphase» sei die Stadtpolizei am Marktplatz sehr präsent gewesen, habe Flyer verteilt und auf andere Parkiermöglichkeiten hingewiesen. «Wie üblich kommt nach dieser Kulanzphase aber der Moment, ab dem wir das neue Verkehrsregime durchsetzen müssen.» Das war am 18. April der Fall.
Ab diesem Zeitpunkt seien die grossen Tafeln, die auf die Parkplatz-Aufhebung hingewiesen hatten, weggeräumt worden. Es galt der neue «Courant Normal», also eine Begegnungszone. In dieser ist Parkieren erlaubt, aber nur auf markierten Parkflächen. Und hier liegt die Krux: Zahlreiche Autofahrer interpretierten die Farbreste auf Marktplatz und Blumenmarkt als Parkfelder – und sahen sich deshalb im Recht.
Die Stadtpolizei habe das Problem erkannt und reagiert, sagt Kohler: «Da wir festgestellt hatten, dass die sauberen Pflastersteine von einigen Autofahrern als Parkfelder wahrgenommen werden, haben wir zusätzliche, markante orange Tafeln mit einem grossen Parkverbotssignet gestellt.»
Peter Wetli ist hautnah am täglichen Treiben auf Marktplatz und Blumenmarkt dabei. Er ist Sprecher des ständigen Marktes und Betreiber des dazu gehörenden Klipp-Klapp-Standes. Wetli sagt: «Viele Kunden stören sich daran, wie Kriminelle behandelt zu werden, wenn sie auf den Marktplatz fahren.» Dabei sei das in dieser Zone ja erlaubt. Wer will, könne sein Fahrzeug auch abstellen, auf dem Markt einen Güterumschlag tätigen und die Einkäufe ins Auto laden.
Doch vielen Kunden sei das gar nicht bewusst – auch, weil die Stadtpolizei in dieser Frage viel zu vorsichtig kommuniziere, und dann doch rigoros büsse. «Im Zweifel kommt das Knöllchen drauf, bevor man 20 Minuten wartet, um zu sehen, ob der Autofahrer tatsächlich parkiert oder nur etwas verlädt.» Ihm als Marktstandbetreiber kommt nicht selten die Aufgabe zu, seine Kunden über die neu geltenden Verkehrsregeln aufzuklären. «Das sollte eigentlich nicht sein.»
Hinzu komme, dass der Marktplatz regelrecht verwaist sei – sofern denn nicht gerade der Wochen- oder Bauernmarkt stattfände. «Die Leute sehen einen leeren Platz mit Parkfeldern drauf.» Er habe schon mehrfach beobachtet, wie Autofahrer sich brav in die aufgehobenen Parkfelder stellen, und dann bei der Suche nach einer Parkuhr stutzig werden. Vor diesem Hintergrund fragt sich Peter Wetli: «War die radikale Parkplatz-Aufhebung in einer Zwischenphase vor der Neugestaltung des Platzes wirklich nötig? Oder hätte man an Tagen ohne Wochen- oder Bauernmarkt die verbleibenden Plätze beim Restaurant Marktplatz für Kunden zur Verfügung stellen können?»
Stadtpolizei-Sprecher Kohler ist überzeugt, dass die Situation auf Marktplatz und Blumenmarkt mit den orangen Tafeln nun eindeutig sei, zumal Signale den Bodenmarkierungen vorgehen. «Das kennen Verkehrsteilnehmer von temporär aufgehobenen Parkplätzen für Veranstaltungen oder Baustellen.» Da bestünden zwar ebenfalls Bodenmarkierungen, die Parkplätze werden jedoch durch Parkverbotssignale vorübergehend aufgehoben.»
Dass es trotzdem nicht allen Verkehrsteilnehmern so leicht fällt, ehemalige von tatsächlichen Parkfeldern zu unterscheiden, zeigt ein Blick in die Bussenstatistik. Seit Ende der Kulanzzeit am 17. April wurden rund 100 Ordnungsbussen in Zusammenhang mit dem neuen Parkplatz-Regime ausgestellt.
Das macht drei bis vier Bussen pro Tag. «Nicht sonderlich viel», kommentiert Stapo-Sprecher Kohler. Es sei aber so, dass sich vor allem zu bestimmten Zeiten – abends und am Wochenende – zahlreiche Falschparkierer auf Marktplatz und Blumenmarkt verirren.