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Im Bodensee ist es vor Goldach erneut zu einem Tauchunfall gekommen. Gemäss Tauchlehrer Richard Schröter ist der See ein faszinierendes und spannendes Tauchrevier. Es gibt im See aber auch einige Herausforderungen.
In Goldach ist vergangenes Wochenende ein Taucher beinahe im Bodensee ertrunken. Der 55-jährige Tauchschüler ist während einer Übung unter Wasser in Panik geraten und bewusstlos geworden. Seine Tauchlehrerin konnte ihn gerade noch aus dem Wasser ziehen. Der Mann wurde schliesslich von der Rega ins Spital geflogen.
Für Taucher gibt es im Bodensee gemäss Richard Schröter so einige Herausforderungen: «Im See ist es dunkel und trüb und man hat eine schlechte Sicht», sagt der Tauchlehrer der Tiefenstein Unterwasserwelten in Horn.
Doch wie gefährlich ist der Bodensee für Taucher wirklich? «Eigentlich ungefährlich», sagt er. Im Vergleich zu anderen Sportarten käme es selten zu Unfällen. Problematisch werde es bei medizinischen Notfällen. Genau so wie an Land könne es auch während des Tauchens beispielsweise zu Herz-Kreislauf-Problemen kommen, jedoch mit schlimmeren Folgen: «Atemstillstand endet unter Wasser tödlich.»
Schröter, der schon über 2100 Tauchgänge hinter sich hat, kennt den Bodensee gut. Tauchen sei nicht abhängig vom Gewässer, sondern von der Ausbildung:
«Es ist wichtig, Routine zu haben und auf die Herausforderungen des Sees vorbereitet zu sein.»
Besonders wenn mehrere Taucher unter Wasser seien, lauere im sogenannten Schlickgrund Gefahr: «Wenn man eine falsche Bewegung macht und den Schlamm mit den Flossen aufwirbelt, sieht der Taucher hinter einem nichts mehr», sagt Schröter. Das könne gefährlich werden, denn besonders Leute ohne viel Erfahrung könnten dadurch in Panik geraten. Wenn jemand unter Wasser plötzlich Angst bekomme, sei es wichtig, ruhig zu bleiben: «Auf keinen Fall darf man sich hektisch bewegen.» Danach sollte man ein paar Meter auftauchen, bis man sich wieder besser fühlt.
In Notfällen könne einem gemäss Schröter auch der Tauchpartner helfen: «Er muss in einer Paniksituation richtig reagieren können und versuchen, seinen Partner zu beruhigen.» Besonders Anfänger sollten nicht alleine tauchen, sondern immer im Zweierteam. «Man sollte nur so weit voneinander weg sein, dass man sich noch sehen kann», sagt er. Das sei im trüben Wasser des Bodensees manchmal nicht so einfach. Generell solle man nur so weit herunter tauchen, als dass man sich wohlfühle: «Beim Tauchen geht man nicht bis an seine Grenzen.»
Worauf sich Seetaucher zudem vorbereiten müssen, sind die tiefen Wassertemperaturen: «Obwohl die Oberfläche des Sees im Sommer über 20 Grad beträgt, kühlt das Wasser rasant ab, wenn man hinunter taucht», sagt der Tauchlehrer. Im See brauche man generell mehr Ausrüstung als im Meer: «Im kalten Wasser trägt man meist Trockentaucheranzüge, also einteilige Anzüge aus Kunststoff und Neopren.»
Gemäss Schröter kommt man so kaum mit dem kalten Wasser in Berührung. Manche würden es sich einfacher machen und in dünneren Nass- oder Halbtrockentaucheranzügen abtauchen. Weil man so jedoch weniger vom Wasser geschützt sei, friere man meist schneller.
Abgesehen von verschiedener Ausrüstung unterscheide sich der Einsteigerkurs weltweit kaum: «Egal ob See oder Meer, man lernt dasselbe», sagt Schröter. Leute, die mit dem Tauchen anfangen wollen, sollten körperlich fit sein:
«Wenn man eine gute Fitness hat, kann man auch noch bis ins hohe Alter tauchen.»
Einmal jährlich sollte man sich für ein tauchärztliches Attest beim Arzt kontrollieren lassen. Der Arztbesuch gebe dem Taucher sowie der Tauchschule die Gewissheit, dass aus medizinischer Sicht keine Einwände bestehen. «Zudem darf man keine Angst unter Wasser haben», sagt der Tauchlehrer.
Doch wieso sollte man im See tauchen, wenn er kalt, dunkel und trüb ist? «Der Bodensee ist ein Abenteuer», sagt Schröter. Eben die schlechte Sicht sei für Taucher eine interessante Herausforderung, da man sich in der Tiefe mit Kompass und Lampe zurechtfinden müsse. Für den leidenschaftlichen Taucher ist es immer wieder spannend, Laichgründe von Fischen zu entdecken oder zu Schiffwracks hinunter zu tauchen.
Gemäss den aktuellen Zahlen der Internationalen Unfallstatistik für den Bodensee sind im Jahr 2018 gesamt sechs Taucher verunfallt. Für eine Person kam jede Hilfe zu spät. Sie musste im April letzten Jahres leblos von der Seepolizei geborgen werden. Im Vergleich zum Vorjahr sind 2018 zwei Taucher mehr verunfallt. Dies ergeben die Unfallstatistiken aus St.Gallen, Thurgau, Schaffhausen, Vorarlberg, Baden-Württemberg und Lindau.
Der letzte Todesfall 2018 ereignete sich bei einem Solotauchgang. Ein 56-jähriger Schweizer tauchte alleine zum Wrack der «Jura». Der Raddampfer sank 1864 rund 1,3 Kilometer vor dem Bottighofer Ufer und liegt seit je her in einer Tiefe von 40 Metern auf dem Grund des Bodensees. In den vergangenen Jahren hat sich das Schiffswrack zu einem beliebten Tauchziel entwickelt. Fünf Menschen kostete der Tauchgang zum alten Schiff allerdings bereits das Leben. (liw)