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St.Gallen, Gossau, Rorschach
Die IG öffentlicher Verkehr Stadt St.Gallen fordert Sofortmassnahmen, aber auch die rasche Erarbeitung eines neuen ÖV-Grundkonzepts. Andere Schweizer Ballungszentren seien damit viel weiter. Die Zeit dränge jetzt, bis 2026 müssten konkrete Projekte für den nächsten grossen Ausbauschritt des Bundes ab 2045 eingereicht werden.
Scharfe Kritik an Kanton und Stadt hat die Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr (IGöV) Stadt St.Gallen am Dienstag geäussert. Bei der Weiterentwicklung des ÖV seien Stadt und Kanton St.Gallen im Vergleich zu anderen Schweizer Ballungszentren viel zu passiv. Die Region St.Gallen drohe, beim ÖV auf Jahre hinaus den Anschluss zu verpassen. Das werde früher oder später gravierende wirtschaftliche Folgen haben.
Die Kantonsregierung sei beim Thema «im Schlafmodus» unterwegs, kritisierte VCS-Frau Doris Königer am Dienstag an einer IGöV-Medienkonferenz. Die Stadt St.Gallen verfüge über Entwicklungsgebiete, die für die Wirtschaft sehr interessant seien. Um diese Potenziale realisieren zu können, müsse man aber die lokalen, regionalen und nationalen Verbindungen verbessern. Da aber stünden die Behörden «auf dem Schlauch».
Die IGöV will das ändern. Sie hat konkrete Vorstellungen, wo man dafür ansetzen könnte – mit Sofortmassnahmen und längerfristigen Projekten. Keinesfalls dürfe es so weitergehen wie in den vergangenen Jahren bei der S-Bahn, waren sich die Stadtparlamentsmitglieder Remo Daguati (FDP), Barbara Hächler (CVP) und Doris Königer (SP) einig. Da habe man ab 2010 Beschlüsse gefasst, die auf Verbesserungen hoffen liessen. 2018 sei das angedachte Gesamtsystem durch einseitige Anpassung des Fernverkehrsplans durch den Kanton zerstört worden.
Die Situation im Westen St.Gallens habe sich verschlechtert, statt verbessert. Das werde sich Mitte Dezember beim Wechsel auf den Fahrplan 2020 nicht ändern. So werde wieder ein Versprechen nicht eingehalten: Der «Konstanzer» halte nicht im Haggen, obwohl das technisch kein Problem wäre.
Wenn sich die ÖV-Situation nicht rasch ändert, befürchtet Remo Daguati wirtschaftliche Nachteile. Schon heute stelle er in seiner beruflichen Tätigkeit fest, dass es schwierig sei, gut ausgebildete Fachkräfte von auswärts zu rekrutieren. Dies, weil die ÖV-Fahrzeit von den nächsten Bevölkerungszentren zu den Arbeitsplätzen in St.Gallen zehn bis 15 Minuten über dem liege, was beim Pendeln akzeptiert werde. Wenn man dies nicht ändere, sei absehbar, dass weitere Arbeitsplätze in Zukunftsbranchen Richtung Westen abwanderten.
Stadt- und Regierungsrat müssten ihr Schwarzpeterspiel beim ÖV einstellen und am gleichen Strick ziehen, forderte Barbara Hächler namens der IGöV. Zudem müsse die Lobbyarbeit in Bern aktiviert werden. Im nationalen Bahnverkehr sei weiteres Warten auf den Brüttenertunnel keine Option; bis er 2035 komme, sei die Region abgehängt. Man müsse sich jetzt daran machen, Detailprojekte und langfristig auch ein neues Grundkonzept für den ÖV in Stadt und Region zu entwickeln.
Für die IG öffentlicher Verkehr (IGöV) müssen Kanton und Stadt sofort Massnahmen zur Verbesserung der ÖV-Situation in der Region St.Gallen einleiten. Grundsätzlich müsse die S-Bahn künftig bezüglich Auslastung oder Kostendeckungsgrad als Gesamtsystem begriffen und nicht jede Linie einzeln betrachtet werden. Zudem müsse man die Arbeit an neuen Konzepten an die Hand nehmen: Sie müssten bis 2023 stehen; Projekteingaben fürs Ausbauprogramm des Bundes ab 2045 müssten 2026 erfolgen. Da habe St.Gallen viel aufzuholen: Basel, Winterthur oder Luzern seien viel weiter.