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Sofern genügend Geld gesprochen wird, soll im Dezember das neue ÖV-Konzept umgesetzt werden. Unter anderem wird die Linie 200 in Wittenbach gekürzt. Und Berg erhält die langersehnte zusätzliche Buslinie. Für diese ist nun doch kein Versuchsbetrieb nötig.
Was schon länger geplant wurde, soll nun Ende Jahr definitiv Realität werden. Der Bahnhof Wittenbach wird zu einem sogenannten Hub, also einem Umsteigebahnhof. Wer von Berg oder aus Arbon mit dem öffentlichen Verkehr nach St.Gallen pendelt, muss damit künftig in Wittenbach umsteigen. Die Gemeinde Berg erhält zudem die langersehnte zusätzliche Buslinie, die durchs Dorf fährt.
Das neue ÖV-Konzept soll ab Dezember 2021 mit dem Fahrplanwechsel in Betrieb gehen, wie die Kantone Thurgau und St.Gallen in einer gemeinsamen Mitteilung schreiben. Voraussetzung ist aber, dass die nötigen finanziellen Mittel bis dahin bereitgestellt werden können.
Mit den Neuerungen kommt es zu einigen Anpassungen, sowohl im S-Bahn-Verkehr zwischen Wittenbach und St.Gallen als auch bei den Busverbindungen zwischen Arbon und St.Gallen:
Grund für die Anpassung ist ein Platzmangel auf den Gleisen. Ab dem Fahrplan 2022 wird der IC5 stündlich von St.Gallen nach Rorschach verlängert. Dadurch entstehe zwischen dem Bahnhof St.Gallen und dem Bahnhof St.Fiden ein Trassenkonflikt mit der S82, sagt Markus Schait, Verkehrsplaner beim Amt für öffentlichen Verkehr des Kantons St.Gallen.
«Anstatt halbstündlich hat die S82 deshalb nur noch stündlich eine Trasse zur Verfügung, um nach St.Gallen zu gelangen.»
Die Umstellung vom Tages- zum Abendangebot erfolgt laut Schait von Montag bis Freitag jeweils um 20.30 Uhr, am Samstag um 18.30 Uhr. Die Pendlerzeiten sind von Montag bis Freitag zwischen 6 und 9 Uhr sowie zwischen 16 und 19 Uhr festgelegt.
Das neue ÖV-Konzept bringe viele Vorteile mit sich, schreiben die beiden Kantone. Das Siedlungsgebiet zwischen St.Gallen und Arbon profitiere von einem Angebotsausbau. Am Bahnhof Wittenbach entstünden gute Anschlüsse zwischen den verschiedenen Bus- und Bahnlinien. Zwischen Wittenbach und St.Gallen werde die Bahn gestärkt, da mehr Fahrgäste auf die schnelle S-Bahn umsteigen. Im Wittenbacher Gebiet Kronbühl verdoppelt sich das Busangebot mit einem 7,5-Minuten-Takt.
Zudem werde die Überlagerung von Orts- und Regionalbussen vermieden, wodurch im Zentrum von St.Gallen die Busse gleichmässiger ausgelastet seien und nicht mehr zwei Busse zur selben Zeit die gleiche Strecke befahren, heisst es weiter.
Ein weiterer Vorteil sei, dass die Gemeinde Berg besser mit dem ÖV erschlossen werde. Heute befindet sich auf Berger Boden nur die Haltestelle Seeblick. Der untere Teil des Dorfes ist nicht mit dem ÖV zu erreichen. Die neue Linie 207 ergänzt das Angebot der Linie 200 und bietet Anschlüsse auf die Schnellbuslinie 201 und die S82. Auch die Erreichbarkeit des Gebietes Arbon Kupferwiese (Lidl und McDonald’s) verbessert sich.
Der Berger Gemeinderat setzt sich schon länger für eine zusätzliche Verbindung ein. Anfang 2019 teilte er mit, dass eine Buslinie durchs Dorf mit einem Pilotbetrieb getestet werden soll. Ein solcher ist nun aber doch nicht nötig.
Das Konzept zur ÖV-Linie durch Berg sei im Verlaufe der Planung angepasst worden, erklärt Schait. Ursprünglich war ein Halbstundentakt zu den Pendlerzeiten zwischen Wittenbach und Arbon Kupferwiese vorgesehen. Nun werde der Stundentakt zu den Pendlerzeiten zwischen Wittenbach und dem Bushof Arbon realisiert, was mehr Vorteile und mehr Nachfrage bringe.
«Die Simulation im Verkehrsmodell zeigte eine ordentliche Nachfrage auf der neuen Linie 207», sagt Schait.
«Entsprechend gehen wir davon aus, dass die kantonalen Zielvorgaben zu Wirtschaftlichkeit und Nachfrage eingehalten werden, wodurch man auf einen Versuchsbetrieb verzichten kann.»
Dadurch, dass ein solcher hinfällig wird, reduzieren sich auch die Kosten. Der Berger Gemeinderat hat mitgeteilt, dass die prognostizierten Mehrkosten für Berg mit 6'500 Franken budgetiert und im Rahmen des Budgets 2021 der Bürgerschaft vorgelegt werden.
Das neue ÖV-Konzept bringt aber auch Nachteile mit sich. Beispielsweise bei den Verbindungen zwischen Roggwil/Berg und dem Gebiet Heiligkreuz/Olma Messen in St.Gallen. Gegenüber heute verlängert sich die Reisezeit um fünf Minuten. Zudem ist ein zusätzlicher Umstieg am Bahnhof Wittenbach notwendig.
In Arbon, Roggwil und Berg war man im vergangenen Jahr zudem alles andere als erfreut, als bekannt wurde, dass die Linie 200 gekürzt wird und die Pendlerinnen und Pendler künftig in Wittenbach umsteigen müssen.
Ob die Anpassungen tatsächlich im Dezember umgesetzt werden können, hängt vom Finanziellen ab. Durch das zusätzliche Busangebot erhöhen sich die Abgeltungskosten für die Verlängerung der Linie 3, die Einführung der Linie 207 und den Ausbau der Schnellbuslinie 201. Mit der Kürzung der Linie 200 wiederum werden Kosten gespart.
Bei den Abgeltungskosten handelt es sich um die ungedeckten Kosten der Transportunternehmen. Bei der Abgeltung des regionalen Personenverkehrs beteiligen sich sowohl der Bund als auch die Kantone und Gemeinden.
Insgesamt erhöhe das neue ÖV-Konzept die Abgeltungskosten um mehrere hunderttausend Franken, sagt Markus Schait. «Der genaue Betrag ist noch unklar.» Aufgrund der Pandemie seien die Ertragsprognosen im ÖV tiefer und der Spardruck bei den Kantonen sei höher.
«Aktuell ist noch nicht klar, ob und wie viel Geld für Angebotsausbauten im ÖV zur Verfügung stehen wird.»
Ob das neue ÖV-Konzept im Dezember tatsächlich umgesetzt wird, werde im Juni 2021 entschieden.