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Der Friedhof in Steinach braucht mehr Platz und soll offener werden. Eine Anpassung ist jedoch nicht leicht.
Die Gesellschaft ist im Wandel. Das zeigt sich auch an einem ganz speziellen Ort: dem Friedhof. So ändern sich die Wünsche und auch die Art der Bestattung. Um dem gerecht zu werden, gab die Friedhofskommission Steinach ein Entwicklungskonzept in Auftrag.
Das neue Konzept soll den aktuellen Bestand an Gräbern und die langfristige Entwicklung einbeziehen. Dafür zuständig ist Landschaftsarchitekt Martin Klauser aus Rorschach. Er ermittelt unter anderem den Grabstellenbedarf und die Grösse der verschiedenen Felder.
«Ein Friedhof kann nicht einfach so neugestaltet werden», sagt Martin Klauser. «Es gilt beispielsweise die Grabruhe zu beachten.» Diese beträgt bei Erdbestattungen 20 Jahre. Während dieser Zeit wird das Grab nicht versetzt oder abgeräumt. Allerdings kann dies bei einer Neugestaltung des Friedhofs auch zu einem Problem werden.
Die Grabesruhe für die verschiedenen Bestattungsformen ist im Gesetz geregelt und beträgt bei Urnengräbern zum Beispiel nur 10 Jahre. Beginnt man, eine Gräberaufhebung vorzunehmen, gehen die Gärtner reihenweise vor. «Früher wurden die Verstorbenen einfach nebeneinander begraben», sagt Klauser. «Bei vielen Gräbern nebeneinander ergibt sich allerdings das Problem, dass man teilweise sehr lange warten muss, bis man eine Grabreihe aufheben kann.» Dies könne schliesslich zu Platzproblemen führen.
Vor 40 Jahren war die Nachfrage an Erdbestattungen mit Sarg am grössten. Heutzutage steigt das Interesse an Urnen oder Gemeinschaftsgräbern. Das hat den Vorteil, dass die Gräber kleiner bemessen werden können. Das Entwicklungskonzept am Friedhof Steinach sieht daher die Sanierung und Erweiterung der Urnengräber vor. Eine derzeit überwachsene Mauer in der Nähe des Urnengemeinschaftsgrabes des Friedhofs soll freigelegt werden und noch mehr Platz für neue Urnengräber bieten.
Derzeit steigt auch die Nachfrage an Gräbern für sogenannte Sternenkinder – Neugeborene, die tot zur Welt kamen. Das steigende Interesse daran liess Martin Klauser in seine Gestaltung einfliessen. Dafür könnte ein Feld neben dem Aufbahrungsgebäude dienen. «Das Feld ist schon vorhanden, man müsste aber noch ein Wegstück einbauen», sagt Klauser und zeigt auf die äussere Umrandung des Felds.
Zudem ist es dem Landschaftsarchitekten ein Anliegen, den Übergang von Kirche und Friedhof freundlicher zu gestalten. Derzeit stehen dort, ähnlich einer Allee, verschiedene Büsche, Sträucher und Bäume. «Allerdings wirkt das Ganze sehr schwerfällig und dunkel», sagt Klauser. «In der Neugestaltung würden wir den Kiesplatz vor der Kirche vergrössern.» Die abschirmenden Sträucher würden gefällt. Damit hofft Klauser, dass der Platz auch vermehrt für kirchliche Anlässe genutzt werden kann. Als Rücken der jeweils hintersten Grabreihe soll ein Beet mit Sträuchern bepflanzt werden. «Die allermeisten Grabsteine sind nur von vorne plastisch bearbeitet, die Rückseite wirkt hingegen eher abweisend», sagt Klauser. Die Pflanzen könnten das kaschieren.
Allerdings soll die orthogonale Struktur des Friedhofs beibehalten werden. Klauser sagt:
«Das wichtigste bei einem Friedhofskonzept sind die Wege.»
«Hat man ein gutes Wegnetz, kann man die Pläne auch immer wieder den Bedürfnissen anpassen.» Denn innerhalb von 25 Jahren würden sich die Wünsche und Bestattungen bereits ändern. Daher ist das neue Konzept auch in Etappen aufgeteilt. In der ersten Phase soll mit der Erweiterung des Urnengemeinschaftsgrabes begonnen werden. Dringliche Massnahmen sollen bis Sommer 2020 umgesetzt werden.
Dem Gemeinderat Steinach wurde das Konzept vorgelegt und von diesem gutgeheissen. Die Bevölkerung wurde mittels Projektbeschrieb orientiert. Die Arbeiten werden in Teilschritten in den nächsten Jahren umgesetzt. Die Etappen werden mit der Genehmigung des Budgets an der Bürgerversammlung freigegeben.