Neubau
«Wir bauen hier die Zukunft»: Industrieunternehmen baut im Westen der Stadt St.Gallen einen neuen Firmenhauptsitz für 60 Millionen Franken

Bisher waren die Abteilungen der HB-Therm in vier Gebäuden um den Bahnhof St.Fiden untergebracht. Mit einem Neubau im Westen der Stadt St.Gallen soll sich dies ändern. Der Neubau kommt beim städtischen Standortförderer gut an.

Dinah Hauser
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So soll der Neubau der HB-Therm AG an der Piccardstrasse in St.Gallen-Winkeln aussehen. Die Schafe sollen auch künftig auf der Wiese weiden.

So soll der Neubau der HB-Therm AG an der Piccardstrasse in St.Gallen-Winkeln aussehen. Die Schafe sollen auch künftig auf der Wiese weiden.

Visualisierung: PD

Der weltweit führende Hersteller von Temperiergeräten für die kunststoffverarbeitende Industrie setzte ein Zeichen für den Standort St.Gallen. Der Spatenstich für den Neubau der HB-Therm AG ist kürzlich in Winkeln erfolgt. Mit dabei waren auch politische Figuren wie Stadtpräsidentin Maria Pappa und Regierungsrat Beat Tinner.

Mit dem neuen Produktionsstandort in Winkeln sollen nicht nur die vier bisherigen Standorte in St.Fiden zusammengeführt werden, sondern auch die Produktionskapazität soll erhöht werden, wie aus der Medienmitteilung hervorgeht. Derzeit beschäftigt die Firma in St.Gallen rund 100 Mitarbeitende. Im Neubau seien dann Arbeitsplätze für über 200 Personen vorhanden. Der Bezug ist auf März 2023 geplant. Kostenpunkt für den Neubau: 60 Millionen Franken.

Das ist das Unternehmen HB-Therm AG

HB-Therm entwickelt Temperiergeräte für die Produktion von Präzisionskunststoffteilen. Darin ist das Unternehmen global führend. Das Schweizer Familienunternehmen erzielte 2019 einen Umsatz von 67 Millionen Franken. HB-Therm produziert Hightech-Temperiergeräte für den weltweiten Markt. Die Geräte regulieren hauptsächlich die Temperatur im Werkzeug von Kunststoffspritzgiessmaschinen. Abnehmer sind die Hersteller von Kunststoffprodukten für die allgemeine Industrie, die Automobilbranche, für Konsumgüter, Medizinaltechnik und Optik.

HB-Therm hat je eine Vertriebsgesellschaft in Deutschland und Frankreich und hat ein Vertriebsnetz in rund 60 Ländern. Produziert wird einzig in St.Gallen. (pd/dh)

Bereits 2015 startete die Firma die Suche nach Bauland, erste Skizzen des neuen Gebäudes lagen im April 2018 vor. Im selben Jahr sei die Winterthurer Strut Architekten AG als Sieger bei einem Wettbewerb hervorgegangen. Im Final hat sie sich gegen vier Teilnehmer aus der Ostschweiz durchgesetzt. Das Grundstück an der Piccardstrasse hat das Unternehmen im April 2018 von der Amag erworben.

Verbundenheit zu St.Gallen

Reto Zürcher, CEO der HB-Therm, betont in der Pressemitteilung die Verbundenheit zum Standort St.Gallen:

«Hier fühlen wir uns sehr wohl, hier werden wir bleiben.»

Die Firma ist Mitglied der Initiative «Made in St.Gallen» und setze «mit dem Neubau auch diesbezüglich ein deutliches Zeichen». Der Verein strebt einen höheren Stellenwert und eine bessere Sichtbarkeit der produzierenden Betriebe im Kanton St.Gallen an. Er fördert die Ansiedlung von Betrieben aus anderen Gebieten der Schweiz oder des Auslands.

Das neue Gebäude wird auf 14'700 Quadratmetern die bisher vier räumlich getrennten Standorte in St.Gallen zusammenfassen. Die HB-Therm ist dort noch bis 2023 eingemietet. Damit entstehen acht Kilometer vom bisherigen Hauptsitz entfernt folgende Flächen: für die Fertigung 2200 Quadratmeter, für den Lagerbereich 2000 Quadratmeter, für die Montage 4000 Quadratmeter, für Büros und Meetingräume 1500 Quadratmeter und 3500 Quadratmeter Parkflächen.

Gruppenbild zum Spatenstich (v. l.): Roger Studerus und Peter Kunz von der Strut Architekten AG, Hans Peter Zürcher (VRP), Hansjörg Rettenmund (VR) und Reto Zürcher CEO der HB-Therm AG, Ivan Furlan, Leiter des Amts für Baubewilligungen St.Gallen, Maria Pappa, Stadtpräsidentin von St.Gallen, und Beat Tinner, Regierungsrat des Kantons St.Gallen.

Gruppenbild zum Spatenstich (v. l.): Roger Studerus und Peter Kunz von der Strut Architekten AG, Hans Peter Zürcher (VRP), Hansjörg Rettenmund (VR) und Reto Zürcher CEO der HB-Therm AG, Ivan Furlan, Leiter des Amts für Baubewilligungen St.Gallen, Maria Pappa, Stadtpräsidentin von St.Gallen, und Beat Tinner, Regierungsrat des Kantons St.Gallen.

Bild: PD

Gebäude im Minergiestandard

Die Zentralisierung mit dem neuen Gebäude ermögliche optimalere Prozessabläufe. Gleichzeitig sei es so geplant, dass es an künftige Anforderungen angepasst werden kann. Auch Umweltaspekte sind in die Planung eingeflossen. Der Neubau wird nach dem Schweizer Baustandard Minergie für nachhaltiges Bauen errichtet und auch ein CO2-Zertifikat erhalten. Minergie-Bauten zeichnen sich durch einen geringen Energiebedarf und die hohe Nutzung von erneuerbaren Energien aus.

Aus diesem Grund sind unter anderem etwa eine Solaranlage mit 300 Kilowatt Peak Leistung und Ladestationen für Elektrofahrzeuge geplant. CEO Reto Zürcher ist sich sicher:

«Wir bauen hier die Zukunft.»

Und dass die gute Marktposition nochmals deutlich gestärkt werden könne.

Pfähle bohren statt rammen

Beim Bauprojekt würde Rücksicht auf die Interessen der Anwohner und des Quartiers genommen, heisst es weiter. So würden die wegen des feuchten Untergrunds nötigen Pfähle nicht gerammt, sondern gebohrt. Dadurch können Erschütterungen vermieden werden.

Das Gebäude besteht aus zwei Teilen. Die einstöckige Produktionshalle hat eine Höhe von acht Metern, der gewerbliche Teil ist dreistöckig und misst am höchsten Punkt 18 Meter. Es wurde ein Verkehrsgutachten erstellt, das von der Stadt St.Gallen bewilligt wurde. Dabei werde auf den Erhalt der Altenwegenstrasse Rücksicht genommen. Sie führt hinter dem Grundstück durch (im Bild unten auf der rechten Seite). Die Strasse werde während der Bauphase gesperrt und anschliessend erneuert.

Die zwei Drittel der Parzelle an der Piccardstrasse im St.Galler Westen sollen überbaut werden. Rechts geht es Richtung Abtwil, im Hintergrund sind die Ikea und die Shopping-Arena zu sehen.

Die zwei Drittel der Parzelle an der Piccardstrasse im St.Galler Westen sollen überbaut werden. Rechts geht es Richtung Abtwil, im Hintergrund sind die Ikea und die Shopping-Arena zu sehen.

Bild: PD

Obwohl nur rund zwei Drittel der unbebauten Fläche bebaut werden, wird das gesamte Land von 12'000 Quadratmetern mit einem zwei Meter hohen Zaun abgesperrt. Die nicht bebaute Fläche des Geländes soll im Anschluss renaturiert. Heute grasen dort Schafe. Sie sollen auch künftig als «natürliche Rasenmäher» eingesetzt werden.

Über 90 Firmenmitarbeitende kämen aus der Region. Alle Mitarbeitenden würden dem Unternehmen erhalten bleiben, da die Firma nur acht Kilometer, vom Osten der Stadt in den Westen, zügelt. Im Neubau selbst sei nur eine Aufwärmküche geplant. Dies dürfe interessant für Gastrobetriebe des Quartiers sein, wie es in der Mitteilung heisst. Die Mitarbeiter würden daher eher das Angebot der örtlichen Gastronomie nutzen.

Standortförderer begrüsst das Projekt

Der Neubau sei ein starkes Zeichen für den Wirtschafts- und Arbeitsort St.Gallen, schreibt Samuel Zuberbühler, Leiter der städtischen Standortförderung, auf Anfrage.

«Es zeigt, dass sich lokale Unternehmen hier wohlfühlen und weiterentwickeln können.»
Samuel Zuberbühler, Leiter der städtischen Standortförderung.

Samuel Zuberbühler, Leiter der städtischen Standortförderung.

Bild: PD

Für die Stadt sei diese Entwicklung erfreulich und es freue ihn, «dass die Arbeitsplätze erhalten und sogar neue geschaffen werden». Die Zusammenarbeit mit HB-Therm beschreibt er als gut. Gerade im Westen der Stadt sei viel Dynamik zu beobachten.

Die Stadt selbst ist aktuell daran, diverse Areale in diesem Gebiet zu vermarkten (siehe www.sg-west.ch), und hat unter anderen auch die HB-Therm AG in diese Vermarktung integriert. Weiter findet in diesem Gebiet die ASGO-Entwicklungsplanung statt. ASGO steht dabei für das Areal St.Gallen West – Gossau Ost, welches als attraktiver Wirtschaftsstandort etabliert werden soll.

Aus Zuberbühlers Sicht ist «die Berücksichtigung des Umfeldes sehr zu begrüssen» und stärke auch die Identifikation mit dem Quartier.

«Das Projekt wird einen neuen Impuls für dieses Gebiet auslösen, indem sich neue Arbeitnehmende dort aufhalten, bewegen und das Gebiet beleben.»

Das sei auch für die bereits dort ansässigen Unternehmen attraktiv.