Neonschrift erleuchtet Expo-Cabane im Rorschacherberger Warteggpark

Lohnt sich das? Künstler Walter Angehrn stellt diese Frage seinen Betrachtern in seiner aktuellen Ausstellung in der Cabane.

Sina Walser
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Mit seiner Lichtinstallation will Walter Angehrn den Betrachter zum Nachdenken anregen.

Mit seiner Lichtinstallation will Walter Angehrn den Betrachter zum Nachdenken anregen.

Bild: Sina Walser

Auf dem Holzsteg im Warteggpark liegen farbige Blätter. Der Steg mündet in eine rostrote Cabane; die Türe steht offen. Man sieht die weisse Wand im Innern, beim Nähern erscheint das vertikal geschriebene Wort «Lohnt». Beinahe mit jedem Schritt wird ein weiteres Wort ersichtlich, bis man schliesslich vor einem Plexiglas mit den Worten «Lohnt sich das lohnt sich» steht.

Walter Angehrn ist der Künstler dieser Lichtinstallation. «Die Neontechnik ist zwar aufwendig und auch etwas veraltet, doch ich finde sie faszinierend und poetisch», sagt Angehrn. Neonschriften würden ihn immer an Bars in Paris oder New York erinnern, sagt der 69-Jährige. Vor der aktuellen Ausstellung in der Cabane durfte Angehrn das Schloss Wartegg mit seinen Kunstwerken bespielen. «So kam möglicherweise der Verein Cabane H auf mich», sagt er.

Cabane als Ort der Ruhe und Stille

Die Cabane im Warteggpark ist eine von sieben Cabanes, die vom Architekten Jean Nouvel anlässlich der Expo 02 entworfen wurden. Die Cabanes sollen die sieben Weltreligionen symbolisieren. Danach wurden die Cabanes an verschiedene Orte in der Schweiz verlegt, unter anderem auch ins Appenzellerland. Dies geschah auf Initiative von Monika Pearson aus Heiden.

2009 wurde für die Standortsuche und die Restauration der Cabane der Verein Cabane H gegründet. Das «H» steht für Heiden, da es ursprünglich geplant war, sie in Heiden zu platzieren. 2017 fand die Cabane dann ihren Platz im Warteggpark in Rorschacherberg. Seither ist sie ein Ort der Ruhe und Leere, der jedes Jahr einem Kunstschaffenden die Möglichkeit gibt, eine Installation auszustellen.

Einfache Alltagsfrage, die gar nicht so simpel ist

«Die Frage ‹Lohnt sich das?› kann man sich jeden Tag in unterschiedlichen Situationen stellen. Somit muss sich diese Frage auch jeder selbst beantworten», sagt Walter Angehrn. Darum habe er bewusst neben dem zweiten «sich» einen Leerraum zur freien Beantwortung gelassen. «Ich finde es schön, wenn eine künstlerische Arbeit zum Nachdenken anregt.» Er habe vor der Lichtinstallation zwei Holzschnitte mit dem gleichen Text angefertigt, habe aber noch Farben als Hintergrund verwendet. Für die Neonschrift wählte er aber weisses Licht, da er die Stille und Leere der Cabane erhalten wollte.

«Meine Kunst ist allgemein sehr still. Somit passt sie gut in die Cabane.»
Der Appenzeller Walter Anghern ist fasziniert von Neonschriften, da sie ihn an Bars in Paris oder New York erinnern.

Der Appenzeller Walter Anghern ist fasziniert von Neonschriften, da sie ihn an Bars in Paris oder New York erinnern.

Bild: Sina Walser

Durch die vertikale statt horizontale Anordnung der Buchstaben entstehen beim Betrachten auch noch andere Wörter, beispielsweise «sah» oder «SOS». «Dieses Spiel von Buchstaben war mir wichtig. Das Leben ist schon genug ernst», sagt der Künstler aus Appenzell. Die Ausstellung kann noch bis zur Finissage am 29. Februar 2020 besucht werden.

Was passiert mit der Leuchtschrift nach der Ausstellung? Angehrn schildert auf diese Frage ein Ereignis, das er während der einwöchigen Arbeit in der Cabane erlebt hat. «Ich war gerade fertig mit der Montage, als die Tür aufging und ein Brautpaar hereinkam», sagt er. Die Braut habe sich die Installation genauer angesehen und dann zu ihrem Mann gesagt: «In ein paar Jahren sehen wir dann, ob sich das lohnt.»