Startseite
Ostschweiz
St Gallen Gossau Rorschach
Jahrelang stritten die Mörschwiler um den Freihof. Jetzt wird er saniert. Ein Besuch auf der Baustelle.
Von aussen sieht der Freihof noch immer wie gewohnt aus. Ein schwarzer Schriftzug prägt die beige Fassade. Nur das Gerüst um das über 200 Jahre alte Haus im Mörschwiler Dorfzentrum verrät, dass hier etwas passiert. Wenn man durch eines der vielen Fenster späht, bestätigen sich diese Anzeichen: Man sieht Leitern, Werkzeuge und Holzplatten, die auf ihren Gebrauch warten. Arbeiter gehen herum, bohren und hämmern.
Die markante Liegenschaft am Kirchplatz nimmt in der jüngsten Geschichte Mörschwils eine spezielle Stellung ein: Lange war der Freihof ein Streitgegenstand. Angefangen hat dies im Jahr 2006, als die Bürgerversammlung beschloss, das seit 2001 als Asylunterkunft dienende Gebäude abzubrechen. Dem Beschluss folgten Einsprachen. Diese führten zu Rechtsstreiten bis vor das Verwaltungsgericht, wo den Einsprechern Recht gegeben wurde. Ähnliches wiederholte sich nach der Bürgerversammlung 2013, als erneut der Abbruch gefordert wurde. Eine Einsprache verhinderte diesen jedoch.
Das Thema entzweite die Bevölkerung. Erst, als man sich im März 2018 für eine Sanierung nach den Plänen des Herisauer Architekten Paul Knill entschied, wurde der Grundstein für eine konsensfähige Lösung gelegt. Der Plan sieht vor, die Aussenfassade zu erhalten und das Innere zu erneuern. Ebenfalls ist ein Fussgängerdurchgang an der gefährlichen Einmündung der Strasse geplant. Im lange leerstehenden Freihof sollen dann Wohnungen und ein Gewerberaum entstehen.
«Der Umbau schreitet schnell voran», resümiert der Mörschwiler Bauleiter Benno Bissegger. Gemeinsam steht er mit dem Gemeindepräsidenten Paul Bühler, den er schon aus der Primarschulzeit kennt, vor dem Freihof. Die beiden geben Einblick in die Sanierungsarbeiten, die seit Anfang März laufen.
Man habe die Rückbauarbeiten schon fertigstellen können, so Bissegger. Auch das Budget von 2,5 Millionen Franken könne wahrscheinlich eingehalten werden, fügt Bühler hinzu.
Und tatsächlich, der Rundgang zeigt, dass vieles schon bewerkstelligt worden ist. Im Eingangsbereich fällt gleich das neu eingebaute Treppenhaus auf, dass die fünf Wohnungen miteinander verbindet. Diese sind verschieden gross und auf die drei Geschosse verteilt. Trotz der Baustelle kann man sich gut vorstellen, wie der ab etwa Spätsommer 2020 bezugsbereite Komplex aussehen wird. Auch im Erdgeschoss lässt sich im ehemaligen Lokal erahnen, wie ein Gewerberaum aussehen könnte. Zwar komme dort nächste Woche in der Ecke noch ein Teil für den Fussgängerdurchgang weg, der Raum sei soweit aber fertig, wie Benno Bissegger sagt.
Weiter stehen nun noch Innenausbauarbeiten und äussere Sanierungsarbeiten an, wie etwa an Fassade oder Fensterläden. «Ich bin sehr froh, dass diese Geschichte nun sehr bald abgeschlossen ist», sagt Paul Bühler, der den Gemeinderat schon seit 1991 präsidiert. Der Wirbel um den Freihof beschäftigt ihn schon über die Hälfte seiner Zeit als Gemeindepräsident.
«Nun ist aber mit der endgültigen Entscheidung 2018 endlich einmal Ruhe in das Thema eingekehrt.»
Natürlich gebe es immer noch einige, die nicht zufrieden sind, dass das Haus auch in Zukunft stehen bleibt, erzählt Bühler. Doch diese könne man vielleicht dann mit dem Tag der offenen Tür überzeugen, der nächstes Jahr stattfinden werde.