Museen der Stadt St.Gallen ziehen mehr Besucher an – trotzdem sinken die Erlöse aus Eintritten

Die Stiftsbibliothek und das Naturmuseum locken viel Publikum an. Davon profitieren die anderen städtischen Museen. Fast alle konnten deshalb im vergangenen Jahr die Besucherzahl erhöhen.

Christoph Renn
Drucken
2018 haben 27271 Personen das Historische und Völkerkundemuseum besucht. (Bild: Benjamin Manser)

2018 haben 27271 Personen das Historische und Völkerkundemuseum besucht. (Bild: Benjamin Manser)

Die städtischen Museen geniessen auch in Zeiten von Internet und Social Media eine grosse Beliebtheit. Dies belegen die Eintrittszahlen des Jahres 2018. Wie der Jahresbericht von St.Gallen-Bodensee Tourismus zeigt, haben wieder mehr Personen ein Museum besucht. So ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 12'081 Eintritte gestiegen. Doch nicht alle Museen konnten ihre Bilanz steigern.

An der Spitze steht unangefochten die Stiftsbibliothek mit 139'370 Eintritten im Jahr 2018. Dahinter folgt wie schon im Jahr 2017 das Naturmuseum. 54'854 Besucherinnen und Besucher haben dort einen Eintritt gekauft. Darauf folgen das Kunstmuseum mit 28839, das Historische und Völkerkundemuseum (HVM) mit 27271 und das Textilmuseum mit 26'667 Eintritten.

Mehr Besucher aber weniger Ertrag

Auch wen das Naturmuseum an zweiter Stelle steht, musste es einen deutlichen Besucherrückgang verzeichnen. 2017 hatte das neue Naturmuseum mit 77'960 Personen den Besucherrekord geknackt. «Dies haben wir, auch dank dem Neuigkeitsbonus erreicht», sagt Direktor Toni Bürgin.

Im vergangenen Jahr hätten der nicht enden wollende Sommer und der sonnige Herbst dem Museum deutlich weniger Besucherinnen und Besucher beschert. «Mit 54'854 Eintritten lag die Zahl aber immer noch deutlich über dem vorgegebenen Ziel von 50'000 Besuchern pro Jahr.»

Die Museen der Stadt St.Gallen

Vom Besucherrückgang im Naturmuseum konnten das Kunstmuseum und das Historische und Völkerkundemuseum zumindest statistisch profitieren. In beiden Museen ist die Anzahl der Besucher gestiegen. Das Kunstmuseum haben rund 2000 Personen mehr besucht, das HVM sogar rund 5000. Roman Griesfelder, Direktor Finanzen und Personal des Kunstmuseums, sagt:

«Trotz höherer Besucherzahl sind die Erlöse aus Eintritten im Vergleich zum Vorjahr gesunken.»

Diesen Widerspruch erklärt er durch die Besucher, die während der Ausstellung Heimspiel im Haus waren. Verschiedene Ausstellungsorte bieten während dem «Heimspiel», das alle drei Jahre stattfindet, kostenlosen Eintritt – im Fall des Kunstmuseums St. Gallen auch für Gäste, die die anderen parallel laufenden Ausstellungen besuchen.

Daneben gibt es zwei weitere Gründe: Erstens ein Kooperationsprojekt mit dem Theater St. Gallen in der Lokremise, bei dem die Kunstzone einer der Aufführungsorte von «Lugano Paradiso» war und zweitens eine Steigerung der Besucher im Kirchhoferhaus, wo viele Anlässe ohne Eintritt besucht werden können.

Daniel Studer, Direktor des HVM, ist sich sicher, dass sein Nuseum 2017 Einbussen wegen der Neueröffnung des Naturmuseums hinnehmen musste. Studer sagt:

«Sehr erfreulich ist, dass wir 2019 auf ein Rekordjahr zusteuern.»

So laufe momentan die Ausstellung «Kinder im KZ Bergen-Belsen» sensationell. «Manchmal ist es schwierig im Voraus zu sagen, was die Besucher anzieht.»

Textilmuseum mit leichtem Rückgang

Keinen Besucheranstieg konnte das Textilmuseum verzeichnen. Die Zahl sei sogar leicht von 29340 auf 26667 Eintritte gesunken. Das ist auf das Ausstellungsprogramm zurückzuführen, sagt Silvia Gross, Mediensprecherin des Textilmuseums: «Mit ‹Die totale Wohnharmonie? Textile Konzepte 1970-1990› und ‹Die Spitzen der Gesellschaft› haben wir zwei Themen behandelt, die sich sicher grosser Beliebtheit erfreut haben, die aber für Schulen nicht lehrplanrelevant sind.» Im Moment zeige das Museum die Ausstellung Mode Circus Knie, die ein breites Publikum und viele Bildungseinrichtungen anspreche. «Wir rechnen deshalb für 2019 mit einem guten Resultat.»

Die Museumsbetreiber sind sich einig: St.Gallen ist ein sehr guter Ort für Museen. Die Stadt ist klein – hat aber ein riesiges kulturelles Erbe. «Und es pulsiert», sagt Roman Griesfelder vom Kunstmuseum.