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Gemeindepräsident Bernhard Keller äussert sich zur Procap-Kritik am neuen Mehrzwecksaal in Muolen.
Das laut Gemeindepräsident Bernhard Keller «modernste Gebäude im Dorf» ist erst seit einer Woche offen. Und löst schon Reaktionen aus. Der neue Mehrzwecksaal in Muolen gab bisher vor allem wegen seiner modernen Architektur zu reden. Nun kritisiert der Behindertenverband Procap die Planung der Gemeinde.
Der Mehrzwecksaal ist zwar behindertengerecht. So befindet sich im Untergeschoss eine behindertengerechte Toilette. Zu dieser gelangen Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung mit einem Lift. Dieser war jedoch nicht im ursprünglichen Baukredit eingeplant. Auf Anregung von Procap wurde der Lift schliesslich eingebaut. «Begründete Nachrüstungen» wie diese hätten dazu geführt, dass das Budget von 4,8 Millionen Franken überschritten wurde, sagte Bernhard Keller gegenüber dieser Zeitung.
In einem Leserbrief stört sich unter anderem der Leiter der Sektion Procap St.Gallen-Appenzell, Hansueli Salzmann, an der Aussage Kellers, dass wegen Procap die Kosten nicht eingehalten werden konnten.
«Wer heutzutage immer noch Kostenvoranschläge für öffentlich zugängliche Gebäude berechnet, ohne den hindernisfreien Zugang zu beachten, macht es sich sehr einfach damit, Kostenüberschreitungen den Behindertenverbänden in die Schuhe zu schieben.»
Dass ein neuer Mehrzwecksaal hindernisfrei zugänglich ist, sei laut Behindertengleichstellungsgesetz seit 2003 geregelt, heisst es weiter.
Es sei nie die Absicht gewesen, die Arbeit der Organisationen für Menschen mit Behinderung vor den Kopf zu stossen, sagt Keller. «Falls dieser Eindruck entstanden ist, möchte ich mich dafür entschuldigen.» Bei der Erarbeitung der Kostenzusammenstellung für den Planungs- und Baukredit 2015 und 2016 hätten die involvierten Planer gesagt, dass im Neubau mindestens ein Treppenlift vorhanden sein müsse, sagt Keller.
«Wir haben uns damals auch aufgrund der zu erwartenden Kosten für einen Treppenlift und gegen einen Personenlift entschieden.»
Sprich: Um Geld zu sparen, wurde in den Anfangsstadien der Planung auf einen Personenlift verzichtet.
Laut Bernhard Keller hatte die Gemeinde Muolen im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens wiederholt Kontakt mit Procap. «Die Organisation hat uns beraten und auf die Notwendigkeit eines Personenliftes hingewiesen.» Daraufhin habe man reagiert und von da an einen Personenlift geplant.
Dieser kommt nicht nur Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung zugute. Auch Eltern mit Kinderwagen und betagte Menschen mit Rollator können so die Duschen und Toiletten im Untergeschoss des neuen Mehrzwecksaals mühelos erreichen.