Das St.Galler Kinderfest 2021 ist abgesagt, die Reaktionen kommen prompt. Auch in den Sozialen Medien läuft eine Debatte – eine emotionale.
Jetzt auch noch das Kinderfest! Dass nach Offa und Olma ein weiterer St.Galler Traditionsanlass wegen Corona gestrichen wird, löst in der Stadt St.Gallen Diskussionen aus. Am Dienstag hat der Stadtrat die Absage des Kinderfestes im Rahmen einer Medienkonferenz zu Sparmassnahmen bekannt gegeben. Erst 2024 findet der Anlass wieder statt. Die Reaktionen kamen prompt – aus der Politik, aus der Bevölkerung, aus den Medien. Auch auf Facebook, Twitter und Co. wird heftig diskutiert.
Während die einen den Entscheid des Stadtrats nicht nachvollziehen können und auf eine Durchführung pochen, gehen andere so weit, dass sie ganz grundsätzlich über die Daseinsberechtigung des Kinderfests diskutieren. Es sind die gleichen Argumente, die vor jeder Durchführung immer wieder aufkommen. Die Debatte ist emotional, auch, weil der Anlass für viele mehr als «nur» ein Fest ist.
In den Sozialen Medien scheinen die Gegner des Stadtratsentscheids in der Überzahl zu sein – was wohl auch daran liegt, dass sich solche erfahrungsgemäss lauter und heftiger äussern. Die Umfrage von Tagblatt-Online zeigt jedenfalls ein ähnliches Bild:
Dass der Stadtrat die Absage des Kinderfests zum Teil als Sparmassnahme verkündet, stösst auf Kritik:
#OLMA #OFFA und jetzt das #Kinderfest 2021???? Dies wegen Sparmassnahmen? Geht es noch? Tradition, Geschichte und Identität einer ganzen Stadt unter Sparmassnahmen abzuhandeln das ist #ohneWorte. Totales Unverständnis #StGallen https://t.co/52PBNTge9M
— Christian (@Maakraus) June 16, 2020
Ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass das Kinderfest vom Stadtrat nur deshalb in die Sparmassnahmen aufgenommen wurde um von der Absurdität der anderen "Massnahmen" abzulenken.
— Marco Tedaldi (@zeitungsjunge) June 17, 2020
Und es scheint zu gelingen! https://t.co/N6aTJugdqM
«Rettet das Kinderfest!» fordert derweil die Initiantin der gleichnamigen Online-Petition:
Wir lassen uns unser Kinderfest nicht nehmen! Jetzt Petition unterschreiben und Kinderfest 2021 retten: https://t.co/TGAfQ1pjwh
— Manuela Ronzani (@ManuelaRonzani) June 16, 2020
Die Gegner des Entscheids argumentieren auch mit dem Wohl der Kinder. Doch freuen sich die Schülerinnen und Schüler überhaupt auf das Fest?
Man jagt Kinder bei brütender Hitze und in Kleidern, die sie nicht anziehen wollen, einen Hügel hinauf, lässt sie tanzen und das nur, damit sich die Eltern und Grosseltern in der Öffentlichkeit einen hinter die Binde giessen können *duckundweg*
— Marcel Baur (@marcel_baur) June 16, 2020
Während sich die einen schon Gedanken über alternative Finanzierungsmöglichkeiten machen...
Ein St.Galler Kinderfest kostet 1.5Mio. Die Stadt hat so 75000 Einwohner. Also brauchts 20.- pro Person.
— fade grad (@aberfadegrad) June 16, 2020
Ich geb schon mal 100.-
Wer macht mit?#stgallen #kinderfest #kife21 #stadtsg #budget21
... ärgern sich andere über den Umgang der Stadt mit den Finanzen:
Lieber zahle ich mehr Steuern, anstatt auf das Kinderfest zu verzichten. 😡 https://t.co/sr2i3IX6tr
— Tomi Wunder (@tomi_wunder) June 16, 2020
Wieder andere sehen die Absage pragmatisch...
Naja. Man spart halt dort, wo es am Wenigsten wehtut & das ist nunmal das Kinderfest. Für mich ist eher unverständlich, wieso die Stadt trotz sehr hohem Steuerfuss ein strukturelles Defizit von MCHF 30 hat. Die beigefügte Präsi kommt auch daher wie von einem Sekundarschüler.
— Philipp Erismann (@p_erisma) June 16, 2020
... oder sie haben kaum emotionalen Bezug zum Fest:
Als in der Agglo Aufgewachsener, danach mal Steuern in der Stadt Bezahlender und jetzt weit weg Wohnender (weit im Begriff mehr als 50 km) habe ich das Kinderfest nie verstanden. Aber das muss wohl so sein, wenn man nicht die DNA eines Stadt-St. Gallers hat.
— wayneswiss@home (@wayneswiss) June 17, 2020