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Clubs dürfen ab dem 6. Juni wieder öffnen: Das hat der Bundesrat entschieden. Mehr als 300 Personen dürfen sie aber nicht einlassen und um Mitternacht müssen die Lokale bereits wieder schliessen. Die Situation für die Clubs ist schwierig. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt.
Daniel Weder weiss noch nicht genau, wann und in welcher Form es im Kugl (Kultur am Gleis) beim Güterbahnhof in St.Gallen nach dem Lockdown wieder losgeht. Seit dem 17. März beschränkt sich das Kugl auf sein Projekt «Gut und Güter». Es werden vor dem Lokal Essen und Getränke serviert, natürlich unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln.
Ob Weder und sein Team ab dem 6. Juni Musiker oder Comedians für Auftritte engagieren, weiss er noch nicht. Er stehe in Kontakt mit den Mitgliedern von «Nachtgallen» und der Schweizer Bar und Club Kommission (SBCK). Er sagt aber: «Es ist sehr schwierig, richtiges Clubbing ist unter diesen Voraussetzung noch gar nicht möglich.»
Dennoch ist der am Mittwoch kommunizierte Lockerungsentscheid des Bundesrats ein Lichtblick für Weder, wie er sagt.
«Es geht vorwärts. Irgendwann in diesem Sommer werden die Nächte im Kugl wieder durchgetanzt werden können.»
Mit wie vielen Leuten auf der Tanzfläche, das ist für Weder noch unklar. «Es ist alles sehr schwammig formuliert.»
Das «Alpenchique» am Unteren Graben macht im Juni noch nicht auf, wie Klubchef Andy Messmer auf Anfrage sagt. Es lohne sich schlicht nicht. Im Lokal haben rund 300 Partygäste Platz. Mit der vom Bundesrat vorgegebenen Mindestfläche von vier Quadratmetern pro Gast dürfte das «Alpenchique» gemäss Messmer gerade einmal 80 Gäste begrüssen.
«Wir warten weitere Lockerungen ab», sagt Messmer. Die Einnahmen müssten die Kosten decken. Ein reduzierter Betrieb kommt für Messmer nicht in Frage:
«Wir wollen mit Pauken und Trompeten durchstarten.»
Auch das «Trischli» an der Brühlgasse bleibt vorläufig geschlossen. «Wir arbeiten an verschiedenen Konzepten, welche sich mit den doch weitreichenden Einschränkungen des Bundesrats vereinbaren lassen und entscheiden zeitnahe, wie und in welcher Form wir den Trischli-Club wieder öffnen werden», sagt Luca Frisulli, Leiter Marketing und Events.
Oberstes Ziel sei, Mitarbeiter und Gäste bestmöglich zu schützen, weshalb eine voreilige Öffnung keine Priorität geniesse. Den Entscheid des Bundesrats, Clubs grundsätzlich wieder eine Perspektive, einen Lichtblick zu geben, werde selbstredend begrüsst, sagt Frisulli. Wünschenswert wäre aber der Wegfall der Polizeistunde um Mitternacht.
«Die Situation für das BBC Gossau verbessert sich mit diesem Lockerungsschritt nicht», sagt Sprecherin Rita Bolt. Die Gäste müssten weiterhin im Sitzen konsumieren und die Abstandsregeln einhalten.
«Für ein Lokal wie das BBC ist Mitternacht natürlich eine denkbar schlechte Zeit um zu schliessen.»
Normalerweise öffnet das BBC jeden Tag um 15 Uhr, bei der Wiedereröffnung nach dem Lockdown wurde die Zeit auf 16.30 Uhr angepasst. Das bleibt vorderhand so. Welche Änderungen man im Zuge der Lockerungen genau vornehmen könne, werde nächste Woche beschlossen, sagt Bolt.
Um Sitzplätze für 300 Personen zu bieten müsste man auf jeden Fall im vergleich zu heute weitere Bereiche des Lokals öffnen. Und dadurch würde auch der Personalaufwand steigen.
Am Dienstag hätte die Band Stiller Has im Würth Haus Rorschach auftreten sollen, vor rund einem Monat der deutsche Kabarettist Helge Schneider. Stiller Has spielt im Oktober, für Helge Schneider wird ein neuer Termin gesucht. Alle kulturellen Veranstaltungen wie Konzerte oder Comedy-Anlässe finden wegen der Coronakrise erst ab dem September wieder statt.
An diesem Plan hält das Eventteam des Würth Haus fest – obschon mit den jüngsten Lockerungen des Bundes Veranstaltungen mit maximal 300 Personen wieder möglich wären. Jürg Putzi, Leiter des Eventteams sagt:
«Es bringt nichts, jetzt eine Hauruck-Übung zu starten.»
Schliesslich seien die verschiedenen Künstler auch an ihre Terminpläne gebunden. Auch sollen ab September die Personendaten durch die Ticketing-Partner des Würth Haus Rorschach erfasst werden. «Das Contacttracing muss sichergestellt sein», sagt Putzi.
Der Ausstellungsbereich Forum Würth hat indes bereits seit dem 21. Mai wieder geöffnet. Die Ausstellung von José de Guimarães, die am 26. März mit einer Vernissage eröffnet worden wäre, startet nun am 1. Juli.
Auch in einem weiteren Bereich fährt das Würth Haus Rorschach seinen Betrieb wieder hoch: Im Juni werden in den Sälen und Seminarräumen wieder Tagungen und Firmenanlässe durchgeführt. «Wir erarbeiten mit
jedem Unternehmen ein individuelles Konzept für seine Veranstaltung», sagt Martina Bohn, Marketingleiterin. Man habe den Vorteil von viel Platz und grossen Räumen, sodass die Coronamassnahmen gut umsetzbar seien. «Bei grösseren Anlässen können wir auch Liveübertragungen in andere Säle anbieten», sagt Bohn. Und die Nachfrage steigt an. Putzi sagt:
«Viele Firmen wollen sich wieder treffen. Die Entwicklung der vergangenen Wochen war sehr positiv.»
«Wir sind froh, dass wir wieder öffnen können», sagt Samuel Baumann, Geschäftsführer der Café/Bar Treppenhaus. Er und sein Team haben die Zeit genutzt und die Terrasse auf dem Kirchplatz umgestaltet. Er sagt: «Wir haben viele Pflanzen, die auch zu mehr Abstand zwischen den Tischen führen.»
Am Eröffnungssamstag startet das «Treppi» gleich ab 14 Uhr mit einem DJ im Garten - sofern das Wetter mitmacht. «Bitter» ist für ihn einzig, dass man bereits um Mitternacht schliessen müsse:
«Zwischen Mitternacht und 1 Uhr verkaufen wir in der Regel am meisten.»
Zwar seien noch einige Fragen offen, davon lasse man sich aber nicht aufhalten: Im «Treppenhaus» sollen möglichst bald wieder Konzerte und Veranstaltungen stattfinden. Seltsam findet Baumann zum Beispiel die Regelung, dass man wohl nur im Sitzen konsumieren darf.