KONZERT
«Kennt ihr mich überhaupt?»: Popsängerin und Jurorin Leony singt in St.Gallen vor schüchternem Publikum

Am Montagabend hat die deutsche Sängerin Leony im Restaurant Dreilinden gesungen. Dieses Jahr sass die 25-Jährige in der Jury von «Deutschland sucht den Superstar». Das St.Galler Publikum zeigte sich am Konzert zwar gut gelaunt, aber auch zurückhaltend.

Ambra Elia
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Mehr Handys als Stimmen: Beim Konzert von Leony im Restaurant Dreilinden haperte es mit dem Mitsingen.

Mehr Handys als Stimmen: Beim Konzert von Leony im Restaurant Dreilinden haperte es mit dem Mitsingen.

Bild: Marius Eckert

Es ist ein sonniger Montagabend in St.Gallen. Draussen vor dem Restaurant Dreilinden geniessen rund 200 Gäste den Ausblick über die Stadt. Die einen haben ein Weinglas oder ein Bier in der Hand, andere bleiben beim Mineralwasser. Einige sitzen an den Gartentischen und essen einen Burger oder eine Bratwurst. Die meisten Gäste plaudern über die Arbeit.

Im Hintergrund ertönt Musik aus den Lautsprechern. Ein Kellner läuft immer wieder mit einem Serviertablett durch die Menge und fragt: «Wer hat Pommes bestellt?» Grund für die ausgelassene Stimmung an diesem Montag ist das Konzert der deutschen Popsängerin Leony. Die 25-Jährige ist dafür extra aus Berlin nach St.Gallen gereist. Manche kennen den Promi wohl aus dem Fernsehen, denn Leony war dieses Jahr Jurorin bei der RTL-Casting-Sendung «Deutschland sucht den Superstar».

«Bombastische Aussicht»

Das Konzert beginnt erst in einer Stunde. Leony bereitet sich währenddessen in einem Hinterzimmer auf ihren Auftritt vor. Sie sitzt in einem glänzenden Einteiler auf einem Sofa. Ihre hochhackigen Stiefel reichen ihr bis über die Knie. Auf dem Schoss der Sängerin sitzt ihr Hund Marlie, ein Havaneser, den sie immer mit dabei hat.

Dass sie an diesem Konzert vor einem kleineren Publikum als sonst singt, scheint Leony nicht zu stören. Ganz im Gegenteil: «Vor wenigen Leuten aufzutreten, ist immer viel persönlicher.» Sie habe den ganzen Tag im Restaurant Dreilinden mit Proben verbracht, von der Stadt habe sie nicht viel gesehen. Der Ort ihres Konzerts gefällt ihr jedoch sehr. Sie sagt: «Diese Aussicht ist bombastisch.»

Verantwortlich für den hohen Besuch aus Deutschland ist Radio Energy. Mit dem Format «Energy Live Session» organisiert das Radiounternehmen regelmässig Konzerte im kleineren Rahmen. «Wir wollen unser Radio auf die Bühne bringen», sagt Andy Studer, Musikchef bei Energy. Die Lieder von Leony laufen derzeit oft, beim Radio Energy. Aus diesem Grund ist die Sängerin, die auch Lieder schreibt, gemäss Studer ideal für das Konzert.

Publikum singt kaum mit

In der Zwischenzeit hat sich der Platz draussen gefüllt. Es sind weitere rund hundert Personen dazugestossen. Die Menge hat sich vor der Bühne versammelt und wartet auf den Auftritt. Eine Radiomoderatorin bedankt sich für das zahlreiche Erscheinen und ruft Leony auf die Bühne. Die Sängerin läuft winkend durch das Publikum und wird mit einem kräftigen Applaus begrüsst. Ein Besucher grölt: «Leony, ich liebe dich immer noch.»

Zusammen mit Klavierspielerin und Bassist beginnt Leony das Konzert. Fast schon synchron recken die Besucherinnen und Besucher ihre Handys in die Höhe und filmen das Geschehen. Mitgesungen wird aber nicht. Auch das Tanzen hält sich in Grenzen. Das fällt auch der Sängerin auf. Nach dem dritten Lied fragt sie: «St.Gallen, schämt ihr euch oder was?» Zudem sagt sie: «Ihr seid bisher sehr still, ich zwinge euch jetzt, mitzusingen!»

Aber auch bei «Remedy», dem Hit, der gemäss Leony am meisten zum Mitsingen animiert, bleibt das Publikum schüchtern. Nach 45 Minuten bedankt und verabschiedet sich die Sängerin. Zum Schluss fragt sie: «Kennt ihr mich überhaupt?» Das Publikum applaudiert dennoch.