Lange war der Labrador des Menschen bester Freund. Rund um St. Gallen
wird er aus den Stuben verdrängt. Der beliebteste Hund passt in eine Handtasche.
In absoluten Zahlen ist St. Gallen Spitzenreiter. Die Kantonsmetropole beherbergt nicht nur am meisten Einwohner, sondern auch am meisten Hunde. Mit 1832 Vierbeinern ist St. Gallen die Hundehochburg schlechthin. Und das Mekka der Mini-Hunde. Denn der Chihuahua ist der beliebteste Hund in der Stadt. Die kleinste Hunderasse der Welt überbietet neuerdings gar den Labrador, der landesweit lange den Spitzenplatz belegte.
Dass der urbane St. Galler den Hund im Handtaschenformat vorzieht, erstaunt nicht, zumal dieser mit den schwarzen Kulleraugen und der crème-weissen Fellfarbe ein schmuckes Accessoire abgibt – ob auf den Hollywood-Hills oder dem St. Galler Rosenberg. Doch nicht nur in der Stadt sind Tinkerbell und Bambi beliebt, wie It-Girl Paris Hilton ihre Lieblinge einst taufte, sondern auch in der Agglomeration.
In Wittenbach schaffte es das mexikanische Schosshündchen ebenfalls auf den obersten Podestplatz der beliebtesten Rassen. 525 Hunde zählt die knapp 10000-Einwohner-Gemeinde. Jeder zwölfte ist ein Chihuahua, dicht gefolgt von Mischlingen jeglicher Art. Der Golden Retriever schafft es immerhin zu Bronze, noch vor dem Labrador. Damit stehen Wittenbach und St. Gallen exemplarisch für eine schweizweite Entwicklung. «Der Chihuahua hat den Labrador überholt», titelte der «Tagesanzeiger» im Februar und sprach vom «beispiellosen Siegeszug kleiner Hunde». Dazu gehört auch der Bolonka Zwetna, eine Spielzeugrasse aus Russland, deren Bestand sich im Kanton Zürich innert acht Jahren verfünffachte. In Mörschwil belegt er bereits Platz zwei der Hunderassen. Auch in Wittenbach taucht er in den Top-Ten auf. 15 Bolonkas sind bei der Gemeinde registriert, zwei davon führt Oliver Gröble, Kandidat für das Wittenbacher Gemeindepräsidium, an der Leine.
In Gaiserwald, Häggenschwil oder Waldkirch ist dieser Trend nicht angekommen. Labrador und Appenzeller Sennenhund sind hier auf den Spitzenrängen anzutreffen, während Bulldoggen in Gossau die Liste der Rassenhunde anführen. Border Collies sind es in Eggersriet, wo mit 152 vergleichsweise wenig Hunde leben. Sie (oder ihre Hinterlassenschaften) sorgen allerdings immer wieder für Schlagzeilen, wenn sich Anwohner – zuletzt im März dieses Jahres – über die Sauerei aufregen.
Negative Schlagzeilen wegen Hundebissen sind dagegen selten. 260 Menschen wurden im vergangenen Jahr kantonsweit gebissen. Ob es sich dabei um die Bisse von Chihuahuas, Bolonkas oder Bulldoggen handelt, wurde allerdings nicht erfasst.