Klassenchats sind in der erweiterten Region Rorschach teilweise verboten

An Oberstufen der Region und der Kantonsschule Heerbrugg hat Whatsapp offiziell keinen Platz mehr. Aus Sicherheitsgründen erwägen einige Schulen Alternativprodukte zum umstrittenen Messengerdienst.

C. Eggenberger / M. Cappellari
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Der Messenger Whatsapp (links) rückt an Schulen zu Gunsten von Alternativen immer mehr in den Hintergrund. (Bild: Monika von der Linden)

Der Messenger Whatsapp (links) rückt an Schulen zu Gunsten von Alternativen immer mehr in den Hintergrund. (Bild: Monika von der Linden)

Im Zeitalter der Digitalisierung müssen auch Schulen umdenken. Der Papierblock wird zum hochmodernen Tablet, die Wandtafel zum Smartboard und die Telefonkette wird zu: was eigentlich?

Whatsapp-Chats zwischen Lehrern und Schülern sind eine naheliegende Lösung. Doch beim zu Facebook gehörenden Kommunikationsgiganten sind auch die Datenschutzlücken riesig. Infolge neuer europaweiter Bestimmungen hat Whatsapp das Mindestalter für seine Nutzer vergangenes Jahr von 13 auf 16 Jahre erhöhen müssen.

Daraufhin zogen auch das Bildungsdepartement und Datenschützer des Kantons St. Gallen mit und wiesen Schulen in einer Mitteilung darauf hin, dass Klassenchats auf Whatsapp mit Schülern unter 16 Jahren, also mit den meisten im Oberstufen- und Kantialter, nicht mehr geführt werden sollen. Was die Schüler im Privaten tun, sei nicht zu beeinflussen, doch als Organ für offizielle Kommunikation sei Whatsapp nicht genügend.

Die Mitteilung relativiert zwar, diese Altersgrenze existiere nicht zum Schutz der Kinder oder als Altersempfehlung, sondern nur als Schutz vor Klagen gegen den Konzern. Die endgültige Verantwortung liege bei den Eltern der Kinder. Trotzdem sprach die Empfehlung an Schulen klar gegen die Nutzung des US-Dienstes.

Unterschiedliche Handhabung

Die konkrete Umsetzung dieser Massnahmen an den Schulen der Region ist verschieden fortgeschritten. In Rorschach etwa überlässt man die Verantwortung vollumfänglich den Eltern. «Wir haben uns von der Realität der Schülerinnen und Schüler leiten lassen», sagt Schulratspräsident Guido Etterlin. «95 Prozent besitzen und nutzen ein Smartphone.» Wenn die Eltern die Nutzung eines Smartphones erlauben, gehe man davon aus, dass sie auch die Nutzung von Whatsapp billigen. «In diesem Zusammenhang weisen wir aber insbesondere an Elternabenden immer wieder auf deren Verantwortung hin.» Ausserdem würde man bereits seit Jahren Präventionsmassnahmen betreiben, um einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Smartphone zu fördern.

In Rorschacherberg hingegen hat die Schulbehörde nach Beratungen bereits im Juni 2018 ein generelles Verbot für Whatsapp-Klassenchats ausgesprochen. «Wir prüfen aktuell Alternativprodukte, die wir verwenden können», sagt Manuel Gygax von der Schulverwaltung. Stefan Signer, Schulleiter am Oberstufenzentrum Johannes Brassel in St. Margrethen, ist sich mit seinen beiden Amtskollegen nur teilweise einig. «Es gibt am OZ Johannes Brassel in einigen Klassen Chats mit Whatsapp», sagt er. Eltern müssen ihrem Kind aber schriftlich erlauben, diese zu nutzen. Signer sagt zudem, die Evaluation eines Systems mit dem datenschutztechnisch besseren Programm Teams sei in Arbeit. Teams gehört zum Angebot von Office 365, das zum Beispiel auch für die Tabletcomputer der immer öfter vorkommenenden Tabletklassen genutzt wird. Auch in dieser Richtung könnte Teams also das Produkt der Zukunft sein.

An der Kantonsschule Heerbrugg greift man noch nicht auf alternative Apps zurück. Prorektor Marc Caduff sagt, man empfehle die Verwendung von E-Mail als internes Kommunikationsmittel.

Einige Datenschützer fordern sogar ein generelles Verbot von Kommunikationsapps im Schulbetrieb. Sandro Hess, Oberstufenschulleiter in Altstätten findet dies unsinnig. Es würde der angestrebten Digitalisierung im Schulwesen komplett widersprechen. Etwas anders sieht man das in St. Gallen. Franziska Gschwend vom Bildungsdepartement sieht keinen Widerspruch in einem Teilverbot. Das «Fortschrittsargument» müsse sich dem Datenschutz unterordnen.