Stadtsanktgaller HEV jubiliert: Seit 125 Jahren mit klaren Positionen

Der Hauseigentümerverband (HEV) der Stadt St. Gallen feiert dieses Jahr sein 125-jähriges Bestehen. 1893 von 27 Mitgliedern gegründet, zählt die Sektion heute über 3800 Mitglieder und hat politisches Gewicht.

Daniel Wirth
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Das Bahnhofquartier mit dem westlichen Rosenberg im Hintergrund: Raum für Neubauten ist knapp. (Bild: Ralph Ribi)

Das Bahnhofquartier mit dem westlichen Rosenberg im Hintergrund: Raum für Neubauten ist knapp. (Bild: Ralph Ribi)

Der Hauseigentümerverband der Stadt St. Gallen wurde am 6. Juni 1893 von 27 Haus- und Grundbesitzern als Genossenschaft gegründet. «Der gegenwärtig immer schwieriger sich gestaltende Standpunkt der Hausbesitzer sowohl gegenüber Mietern als Behörden» hätte diesen Zusammenschluss erforderlich gemacht, heisst es im Protokoll der Gründungsversammlung. Dieser Satz habe auch heute noch Gültigkeit, sagt Christoph Solenthaler, Präsident des HEV der Stadt St. Gallen.

Obwohl die Wohneigentumsförderung in der Zwischenzeit in der Bundesverfassung verankert sei, hindere das den Staat auf allen Ebenen nicht, das immobile Grundeigentum finanziell stark zu belasten, sagte Solenthaler an der 125. Mitgliederversammlung Ende Mai dieses Jahres. Solenthaler ist Unternehmer, ehemaliger FDP-Stadtparlamentarier und -Kantonsrat. Die von ihm präsidierte HEV-Sektion sei bewusst politisch, so wie in anderen Städten mit einem Parlament auch. Der Geschäftsführer des jubilierenden HEV St. Gallen, Remo Daguati, ist Mitglied der FDP-Fraktion des Stadtparlamentes. Das politische Netzwerk sei wichtig für den Verband, sagt Solenthaler. «Der HEV will die Rahmenbedingungen mitgestalten.»

Legitimation für politisches Engagement sei die Grösse

Der Hauseigentümerverband bringt sich denn auch in die politische Debatte ein – mit Vorstössen Daguatis im Parlament oder mit Stellungnahmen in Vernehmlassungsverfahren. Der HEV und insbesondere Präsident Solenthaler nehmen jeweils pointiert Stellung. «Klarheit vor Harmonie», ist sein Grundsatz, wie er sagt. Um gleich nachzuschieben: «Nach einer verlorenen Abstimmung gibt es keine Zwängerei». Solenthaler spricht die Mobilitäts-Initiative der FDP und der SVP an, die im Frühling vergangenen Jahres von den Stimmberechtigten der Stadt bachab geschickt wurde. Der HEV war im Pro-Komitee. «Dieses klare Nein gilt es zu akzeptieren», sagt Solenthaler. Jetzt gehe es darum, wie der öffentliche und der Langsamverkehr optimiert werden könne, damit die Stadt als Wohn- und Arbeitsort an Attraktivität gewinne. Denn Erreichbarkeit sei das A und O für die Entwicklung.

«Zusammenarbeit mit der Stadt ist gut»

Die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung bezeichnet der HEV-Präsident als «grundsätzlich gut», genauso wie die Zusammenarbeit mit dem Mieterinnen- und Mieterverband. «Wir sind Partner», sagt Solenthaler. Eine gute Zusammenarbeit mit den Behörden und der Verwaltung sei elementar. Die Legitimation für sein politisches Engagement habe der HEV alleine aufgrund seiner Mitgliederzahl, sagt der Sektionspräsident selbstbewusst. In den Häusern der Stadt seien gegenwärtig rund 6000 Wasserzähler installiert, und die Besitzer von mehr als der Hälfte dieser Liegenschaften seien Mitglieder im Hauseigentümerverband. Der HEV der Stadt zählt gegenwärtig etwas über 3800 Mitglieder. Solenthaler: «Wenn es nötig ist, mischen wir uns ein.»

Das tat er als Präsident unlängst in Zusammenhang mit der sinkenden Einwohnerzahl und dem Steuerfuss der Stadt. Er bezeichnete die Stadt als «Steuerhölle» – und erntete auf den Fuss Kritik seitens des Stadtrats. Heute schaut Solenthaler bereits wieder nach vorne. Der Stadtrat lässt derzeit eine Wohnraumstrategie erarbeiten und entwickelt Areale. «Wir bringen uns ein und meinen, bei den Fachleuten in der Verwaltung auf offene Ohren zu stossen», sagt Solenthaler.

Auch der HEV muss um Mitglieder werben

Um neue Mitglieder muss sich die HEV-Sektion der Stadt St. Gallen bemühen. Sie laufen dem Verband nicht einfach zu. «Wir müssen jedes Jahr rund 100 bis 150 Mitglieder ersetzen, die altersbedingt ihr Eigentum übergeben», sagt Solenthaler. Der Mitgliederbeitrag liegt bei 60 Franken im Jahr. Jedes Mitglied bekommt sechs Mal im Jahr das Verbandsorgan «St. Galler Hauseigentümer» ins Haus geliefert, erhält telefonische Rechtsauskunft und darf an Informations- und Kulturanlässen teilnehmen. «Unser HEV-Info-Treff ist in wenigen Stunden ausgebucht», sagt Solenthaler. Das belegte das grosse Interesse der Mitglieder.